Landesliga 4

Marcel Langenstroer hat fertig beim SV Mesum. Er verlässt den Verein nach vier Jahren als Westfalenliga-Aufsteiger.

Er wollte nie die Welt verändern


von Christian Lehmann

(10.06.20) Abschied mit Aufstieg: Für Marcel Langenstroer nehmen nach der gestrigen, etwas überraschenden Verbandsmitteilung vier Trainerjahre beim SV Mesum mit der Rückkehr in die Westfalenliga ein schönes Ende. Sportlich hängt er die Messlatte hoch für die, die ihm nachfolgen - zwischenmenschlich sowieso. Warum er nie die Welt verändern wollte und wieso die Kronprinzen Benjamin Brinkmann und Thomas Feldkämper "Wie Arsch auf Eimer" nach Mesum passen, erklärt uns "Cello" im Interview. 

 

Cello, was hast Du gedacht, als dich gestern die frohe Botschaft erreicht hat?

Langenstroer: Ich war in einer Besprechung, als mich Thommy Feldkämper angerufen hat. Ich war kurz angebunden, er hat mir dann kurz vor dem Auflegen nur noch 'Glückwunsch!' gesagt. Da habe ich mir gedacht: 'Was wollte der denn jetzt? Geburtstag habe ich nicht...' Unser Sportlicher Leiter Michael Gordalla hatte mir im Vorfeld schon angedeutet, dass es für uns vielleicht ein kleines Hintertürchen gibt. Ich hatte mich damit allerdings zuletzt nicht mehr groß beschäftigt, weil ich auch nach dem Rückzug von Roland Beckum und Spexard eigentlich davon ausgegangen war, dass wenn, dann nur Deuten mit hoch darf. 

 

Gefreut hast Du dich aber schon?

Langenstroer: Natürlich habe ich mich gefreut. Da auch unsere zweite Mannschaft hoch geht, ist das ein riesengroßer Erfolg, den wir in Mesum so noch nicht hatten. Vor allem für die Spieler freue ich mich riesig, weil sie eine tolle Saison gespielt haben. Nach dem unglücklichen Abstieg in der Vorsaison haben sich die Jungs das absolut verdient. Trotzdem bin ich ein wenig traurig, weil ich gerne gesehen hätte, wie die reguläre Saison ausgeht. Wir haben bis zuletzt ordentlich abgeliefert.

 

Wie hat die Mannschaft reagiert? Gibt es schon Pläne für eine Feier?

Langenstroer: Das ging schon ganz gut ab in unserer WhatsApp-Gruppe. Auch die Jungs haben sich tierisch gefreut. Geplant war ja ohnehin, dass Dino Mattick und ich zum Abschied einen kleinen Umtrunk veranstalten. Was der Verein geplant hat, weiß ich noch nicht. Wir müssen aber ohnehin erstmal abwarten, ab wann wir wieder in größerer Zahl zusammen kommen dürfen. Fest steht, dass wir nächste Woche Dienstag wieder auf den Trainingsplatz gehen. Das habe ich bewusst auch ein wenig rausgezögert, um dem Verein die Möglichkeit zu geben, sich vorzubereiten und ein Hygiene-Konzept vorzubereiten. Auf eine Woche kommt es im Moment bei uns auch nicht an. 

 

Welche Highlights nimmst Du aus deinen vier Jahren beim SV Mesum mit?

Langenstroer: Wir hatten viele coole Spiele dabei. Die vier Jahren waren sehr unterschiedlich. Im ersten Jahr sind wir Dritter geworden, was in Anbetracht der Tatsache, dass die Spieler sich an einen neuen Trainer und der Coach  sich an einen neuen Verein gewöhnen mussten, sehr gut war. Im zweiten Jahr ist uns dann der Aufstieg geglückt. Auch da gab's Schlüsselspiele, ich denke da zum Beispiel an das Auswärtsspiel in Nottuln auf Kunstrasen. Das Westfalenliga-Jahr, in dem wir nach der Relegation aufgrund von fünf Minuten als Absteiger vom Platz gegangen sind, war für uns natürlich extrem bitter. Für viele Spieler war der Abstiegskampf eine komplett neue Erfahung. Umso bemerkenswerter finde ich es, wie die Jungs zurück gekommen sind. Das hatte auch mit unseren klasse Neuzugängen wie Jan Walbaum, Ugur Birdir oder Oscar Ricken zu tun. Allgemein war es eine sehr schöne Zeit, ich habe mich beim SV Mesum immer pudelwohl gefühlt. Dass es jetzt zum Abschied noch mit dem Aufstieg klappt, ist natürlich umso schöner.

Hast Du dich im Laufe der Jahre als Trainer verändert?

Langenstroer: Das Jahr als Co-Trainer beim FCE Rheine unter Uwe Laurenz war sehr lehrreich, weil man die Dinge noch ein bisschen aus der Ferne betrachten und sich etwas abschauen konnte. Letztlich war es für mich ein Glücksfall, dass ich als Greenhorn in einem Verein wie dem SV Mesum unerkommen durfte. Was ich gelernt habe: Als Trainer darfst Du nicht meinen, dass Du mit deinen Ideen die Welt veränderst. Es kommt darauf an, dass Du den Fußball, den Du gerne spielen lassen möchtest, bestmöglich vermittelst. Dabei kommt es vor allem darauf an, dass es zwischenmenschlich passt und dass Du ein offenes Ohr für die Spieler hast. Als junger Trainer gehst Du die Dinge erstmal deutlich kesser an, im Laufe der Zeit gehst Du die Dinge einfach viel gelassener an, weil Du in bestimmten Situationen schon weißt, was kommt. 

Die Fußballpause dauert nun schon drei Monate an, frühestens im September dürfte die neue Spielzeit starten. Bleibt es trotzdem dabei, dass Du in der kommenden Saison nicht als Trainer arbeiten willst?

Langenstroer: Nein, ich werde definitiv kein Traineramt übernehmen. Mein Pass liegt bei Borussia Emsdetten, mein Sohn spielt dort in der Jugend. Ich habe da zuletzt auch mal als Trainer ausgeholfen, weil der Trainer im Urlaub war. Ich werde dort aber keine Verpflichtung eingehen.

Was traust Du deinen Nachfolgern Benjamin Brinkmann und Thomas Feldkäper mit der Truppe in der nächsten Saison zu?

Langenstroer: Ich habe das ja schon betont: Ich bin total froh, dass die beiden das übernehmen. Beide sind Mesumer Urgesteine, sie haben eine totale Identifikation mit diesem Verein. Beide haben ihre ersten Erfahrungen als Trainer gemacht, Thommy in Spelle, Benni unter anderem beim FCE in der Jugend. Das sind gute Voraussetzungen. Sie bringen neuen Schwung und frischen Wind rein. Die beiden passen wie Arsch auf Eimer!

Geht's für dich noch in den Sommer-Urlaub?

Langenstroer: Im Juli geht's wie jedes Jahr für zwei Wochen nach Südkärnten zum Wandern, Erholen und Schwimmen. Ich habe schon beim Hotel angerufen und mir versichern lassen, dass alle Vorkehrungen getroffen wurden. Ich glaube schon, dass man da schon einen geschmeidigen Urlaub verbringen kann.