Landesliga 4

Das Altenrheiner Urgestein Jens Loerakker beendet seine Laufbahn als aktiver Spieler. Foto: Lehmann

Familie zuerst: Loerakker hört auf


Von Jakob Hehn

(02.02.23) Am 23. Januar wollten wir mal bei Jens Loerakker nach einem Interview nachfragen. Der 32-Jährige beendet nämlich nach einer langen, erfolgreichen Amateurkarriere seine Laufbahn als aktiver Spieler. Dreimal hatten wir es probiert, doch er ging nicht an sein Handy. Dann haben wir's mal beim Sportlichen Leiter Marcus Hornung probiert. Es stellte sich nach ein paar Minuten heraus, dass wir den vielleicht ungünstigsten Tag für das Interview rausgesucht hatten. Loerakkers Tochter kam nur wenige Stunden zuvor zur Welt. Herzlichen Glückwunsch!

Inzwischen haben wir ihn dann doch erreicht und mit ihm über seine Laufbahn gesprochen. Seine ersten Schritte als Fußballer machte er beim SC Altenrheine. Dann zog es ihn über den FCE Rheine zu Emsdetten 05. Von da aus ging es zum SV Mesum und 2012 wieder zu seinem Heimatverein. Nach dieser Saison widmet sich das Altenrheiner Urgestein wichtigeren Dingen - seiner Familie. 

"Wenn Altenrheiner Urgesteine gehen, hinterlässt das immer Lücken", sagt Hornung. "Eins zu Eins werden wir ihn nicht ersetzen können. Dennoch sind wir froh, ihn überhaupt so lange gehalten zu haben." In der Hinrunde musste das Team von Trainer Marc Wiethölter aber schon auf den langjährigen Abwehrchef verzichten. Aufgrund einer Knieverletzung fiel er bisher aus. Mit Jannis Meyer haben die Altenrheiner einen potenziellen Nachfolger verpflichtet. Der kopfballstarke 28-Jährige soll die große Lücke, die "Loere" hinterlässt, so gut es geht füllen.

 

Jens, du bist frischgebackener Papa. Wie waren jetzt die ersten Tage?
Loerakker: Wir haben eine sehr entspannte kleine Maus. Sie lässt uns im Moment sehr viel schlafen. Die ersten Tage waren zwar etwas gewöhnungsbedürftig, aber jetzt haben wir uns schon ganz gut eingefunden. Jetzt ist es meistens so: Sie wird wach, es gibt 'ne warme Milch und dann fallen die Augen auch schon wieder zu.

Herzlichen Glückwunsch erstmal! Das war ja auch der Grund, warum du ab nächster Saison etwas kürzer trittst. Dein Trainer hat mir aber gesagt, er würde es dir verbieten, wenn er ein Wort mitzureden hätte. Wie kannst du es wagen, dem Willen des Trainers zu widersprechen?
Loerakker:
(lacht) Die Trainer haben damit nicht gerechnet, weil wir vorher auch nie darüber gesprochen haben. Ich habe immer mal wieder drüber nachgedacht aufzuhören, weil die letzten zwei Jahre sehr an mir gezehrt haben. Wir haben unser Haus gekauft und in der Zeit dann umgebaut. Die Akkus waren aber auch einfach leer und ich hatte kaum Zeit, schon bevor unsere Tochter da war. Dann habe ich mir gedacht, wie soll das denn werden, wenn die Kleine dann da ist?!? Ich möchte dann auch der Familenpapa sein, wie sich das gehört - und Zeit mit der Familie verbringen. Es war schon eine schwere Entscheidung zu sagen: okay, ich spiele dann erstmal nicht mehr. Ich habe es aber auch früh gesagt, damit der Verein sich nach einem Ersatz suchen kann. Ich wollte damit fair umgehen, weil Altenrheine auch eine Herzensangelegenheit ist.

Du warst ja auch die Hinrunde verletzt. Warum willst du dann jetzt überhaupt noch die Rückrunde durchziehen?
Loerakker: 
Ich habe morgen einen Termin bei 'nem Spezialisten in Münster, der sich mal mein Knie anschaut. Der schaut mal, was da genau los ist. Ich hoffe, dass die mir da schnell weiterhelfen können, damit ich der Mannschaft in der Rückrunde wieder zur Verfügung stehe. Ich sage mal so: Ehrgeiz ist noch mehr als genügend da. Gerade auch nochmal eine gute Rückrunde zu spielen, um dann den passenden Ausstand zu geben, ist mir wichtig.

Was wirst du nach so vielen Jahren beim SCA vermissen?
Loerakker: 
Der Verein ist einfach super familiär. Man kennt jeden und kann mit jedem quatschen. Mit den Jungs in der Kabine sitzen und sich gemeinsam auf dem Platz zu quälen, das werde ich definitiv vermissen. Ich werde aber auf jeden Fall öfter da sein und die Mannschaft unterstützen. Das ist eine super Truppe - die Jungs werden mir fehlen.

Warst du auch schon beim Aufstieg aus der Kreisliga A 2013 dabei?
Loerakker: 
Ja, war ich, aber nur bedingt. Ich war nicht ganz so oft da, weil ich zu der Zeit in Aachen studiert habe.

Dann durftest du ja zwei Aufstiege mit dem SCA feiern. Was für eine persönliche Entwicklung hast du dann durchgemacht, damit du ohne Probleme auch zwei Ligen weiter oben als Stammspieler agierst?
Loerakker: 
Ich habe damals in der Jugend des FCE Rheine viel gelernt. Von der A-Jugend bin ich dann mit meinem alten Trainer Bodo Gadomski zu Emsdetten 05 gewechselt. Da sind wir aber sang- und klanglos aus der Westfalenliga abgestiegen. Allerdings war's trotzdem sehr cool, die Erfahrung zu machen, die kann dir halt keiner nehmen. Von da aus bin ich zum SV Mesum gegangen. Da haben wir in der Landesliga gespielt. Dann kam aber das Studium. Ich habe bei Windhoff in Rheine gearbeitet und darüber dann in Aachen studiert. Durch das ganze Pendeln konnte ich nur freitags trainieren. Der logische Weg war's dann einfach, zu meinem Heimatverein nach Altenrheine zu gehen. Zu der Zeit waren auch meine beiden Jugendtrainer Lothar Berning und Martin Sandmann für die Mannschaft zuständig. 

Wie war die Zeit nach der Jugend in Emsdetten und in Mesum?
Loerakker: 
Emsdetten 05 war wirklich schwer. Da hat man das Verlieren gelernt, davor konnte ich das nicht (lacht). Trotzdem war's eine super aufregende Zeit. Überall mit dem Bus hinzufahren, sei es ins Stadion nach Lippstadt oder nach Gütersloh - das war als 18-Jähriger sehr cool. Außerdem habe ich damals fast jedes Spiel gemacht. Mesum war dann unter Uwe Laurenz. Der Verein wird auch sehr familiär geführt, da gibt es viele Parallelen zu Altenrheine. Ich wäre da eigentlich auch nicht unbedingt weggegangen, hätte ich das mit meinem Studium in Einklang bringen können. Deswegen ging's für mich dann aber wieder nach Altenrheine.

War dein Studium dann beendet, als es mit dem SCA über die Bezirksliga in die Landesliga ging? Dann hast du ja wie zum Beginn deiner Seniorenlaufbahn höher gespielt.
Loerakker: Genau, ich habe 2015 meinen Bachelor in Aachen beendet und meinen Master dann in Steinfurt gemacht. So konnte ich ohne Probleme pendeln.

Jetzt hast du aber den Schlussstrich gezogen. Ist denn ein Comeback zu erwarten?
Loerakker: 
Das lasse ich mir ehrlichgesagt offen. Um den endgültigen Schlussstrich zu ziehen, bin ich noch zu ehrgeizig. Also, ich habe Bock auf Kicken, aber erstmal muss ich schauen, was mein Knie sagt. Die Zeichen stehen so oder so erstmal auf Familie. Der Grundgedanke war einfach, nicht in Zugzwang und Stress zu sein, immer zum Training kommen zu müssen. Erstmal Familie, anfangen zu Kicken kann ich ja immer. Ich werde mich definitiv nicht abmelden. Viele meiner Freunde spielen in der Dritten - und da werde ich bestimmt das ein oder andere Mal auftauchen, wenn ich Bock auf Fußball habe.

Kannst du dir denn vorstellen, später als Trainer, Sportlicher Leiter oder in einer anderen Funktion dem Fußball erhalten zu bleiben?
Loerakker: Da sehe ich mich aktuell noch gar nicht, wegen des Faktors Zeit. Ich hätte schon Bock, Jüngeren etwas beizubringen. Eventuell würde ich irgendwann mal eine Jugendmannschaft übernehmen. Aber wie gesagt, es kostet eben viel Zeit. Ich weiß, wie viel Zeit man als Trainer investieren muss und das würde nicht passen. Dann könnte ich theoretisch auch noch weiterspielen.

Abschlussfrage: Wie oft wird dein Name falsch geschrieben oder sind wir in der Redaktion die einzigen, die damit Probleme hatten?
Loerakker: Nein, seid ihr nicht (lacht). Es gibt die verschiedensten Variationen, da muss man manchmal wirklich lachen. Aber es ist halt so. Meistens wird das 'oe' als 'ö' geschrieben oder das 'kk' als 'ck'. Ich habe da schon einiges gelesen.