90.+7! Singhs "Cojones" sichern dem FC Epe die Klasse


Von Malte Greshake

(21.05.23) Unfassbar. Wenn sogar uns fast die Worte fehlen, wisst ihr, wie verrückt der Spielverlauf eines Spiels gewesen sein muss. Durch einen Elfmetertreffer in der siebten Minute der Nachspielzeit (!) sicherte der FC Epe einen Spieltag vor dem Saisonende die Klasse. Gegen die TSG Dülmen siegte die Mannschaft von André Hippers und Jens Niehues mit 3:2 (1:0). Und nicht irgendwer hatte das entscheidende Tore erzielt: Ausgerechnet Amandip Singh, bis zum Winter noch Spieler in der Zweiten des FC Epe, sorgte dafür, dass der Aufsteiger auch in der nächsten Spielzeit in der Landesliga spielt.

"Ich habe schon viel erlebt", hielt ein mitgenommener Hippers hinterher fest. "Aber so ein Drehbuch kann man gar nicht schreiben. Zwischendurch haben wir die Info bekommen, dass Roxel führt. Und als wir quasi direkt danach den 2:2-Ausgleich bekommen haben, waren wir eigentlich tot." Ein Remis hätte den Eperanern bei einem gleichzeitigen Sieg des BSV Roxel schließlich noch nicht gereicht. Und dann schlugen die Gastgeber noch einen letzten Ball lang nach vorne. Singh drang in den TSG-Sechzehner ein und wurde von Mario Espeter zu Fall gebracht. Und ebenjener Singh bekam von seinen Mitspielern dann den Ball gereicht...

"Ich bin jetzt 34 Jahre alt - aber das Spiel hat mich sicher ein paar Jahre gekostet"

"So viel Cojones kannst du gar nicht haben", meinte Hippers fast ungläubig. "Amandip ist zwar noch nicht so lange Teil unserer Mannschaft, aber wie er den Ball dann locker reinmacht, ist alles andere als selbstverständlich." Vom Punkt traf Singh nämlich souverän - und der Rest war pure Ektase. "Das war ein unfassbarer Abschluss und ich bin froh, dass ich diesen Film miterleben durfte. Ich bin jetzt 34 Jahre alt - aber das Spiel hat mich sicher ein paar Jahre gekostet."

Ebenjener Singh hatte die Eperaner nämlich auch im ersten Durchgang in Führung geschossen (41.). Und als Alexander Kock nach der Pause per Traumtor ausglich (55.), ließen sich die Hausherren davon nicht aus der Bahn werfen. Felix Wobbe butzte nur kurz darauf zum 2.1 (67.). Nur Kock wäre dann fast doch noch zum Spielverderber geworden: Kurz vor Schluss belohnte er sich für seine starke Leistung mit einem weiteren Treffer und brachte die Eper Bülten zum Verstummen (90.). Bis Singh dann aber doch noch eine entscheidende Idee hatte.

Ausgerechnet Singh...

"Amandip strahlt einfach immer eine besondere Kaltschnäuzigkeit aus", freute sich Hippers. Und es ist eben auch bezeichnend, dass die Eperaner am Ende eine "Leihgabe" gerettet hatte. In der Rückrunde hatte der Aufsteiger nämlich mit extremen personellen Problemen zu kämpfen gehabt. Aber auf die Unterstützung des Vereins konnte die Erste sich verlassen. "Der Verein hat jetzt davon profitiert, dass die eigene zweite Mannschaft so viele starke Spieler hat", erklärt Hippers, der Epe ja nach dieser Saison verlässt. Deswegen wollte er auch abschließend auch noch ein paar Worte loswerden: "Ich hatte unfassbar intensive Jahre und kann mir nicht Schöneres vorstellen, als mich so zu verabschieden. Jetzt haben wir noch ein entscheidendes Spiel, aber heute genießen wir es einfach."

Allerdings soll auch die starke Saison der Dülmener nicht unter den Tisch fallen. Die Mannschaft von Manfred Wölppers hatte heute selbst noch einmal alles in die Waagschale geworfen. "Ich kann den Jungs keinen Vorwurf machen, das Momentum war einfach nicht auf unserer Seite", resümierte der Coach. "Die Niederlage war dann maximal unglücklich und die Jungs haben das nicht verdient. Grundsätzlich war es aber ein Charaktertest und wir haben nichts abgeschenkt. Uns hat einfach das Quäntchen Glück gefehlt." 

FC Epe - TSG Dülmen 3:2 (1:0)
1:0 Singh (41.), 1:1 Kock (55.),
2:1 Wobbe (67.), 2:2 Kock (90.),
3:2 Singh (90.+7/FE)