Oberliga Westfalen

Über fehlende Torchancen konnte sich beim FCE Rheine im Spiel gegen Schermbeck niemand beklagen. Wenn der Ball jedoch in die gefährliche Zone kam, trafen Timo Scherping (l.) und Co zumeist die falschen Entscheidungen.

Corona-Blues am Delsen



von Christian Lehmann

(29.10.20) Der Frust war greifbar. Schon während der letzten Minuten der Partie ließen Luca Meyer und Timo Scherping ihre Wut an der Spielfeldumrandung des Kunstrasenplatzes am Delsen aus. Sie hatten sich so viel vorgenommen für das nun auch faktisch allerletze Fußballspiel vor der Corona-Pause. Als Schiedsrichter Lasse Lütke-Kappenberg das Match des FC Eintracht Rheine gegen den SV Schermbeck beim Stand von 1:3 (0:1) beendete, spielte der Corona-Blues in der BA.rena. Die nur 80 Zuschauer, die sich trotz der jüngsten Infektions-Meldungen ins Stadion gewagt hatten, gingen enttäuscht nach Hause. Das war's nun also (vorerst) mit Amateurfußball. Bitter.

Man konnte den Hausherren das Engagement und das Bemühen, sich mit einem guten Gefühl und Ergebnis in die Zwangspause zu verabschieden, sicher nicht absprechen. Trainer Tobias Wehmschulte versuchte alles, um das Ruder nach 0:1-Rückstand zur Pause noch herum zu reißen, zog mit Jonas Burke, Guglielmo Maddente und später Denis Rosum im zweiten Durchgang alle ihm zur Verfügung stehenden Offensiv-Optionen, doch es wollte nichts so recht klappen an diesem kargen, nassen Spätoktober-Abend."Irgendwie ist momentan der Wurm drin", haderte auch Eintrachts Co-Trainer Hasan Ürkmez. 

Zähe Nummer in Durchgang eins

Mit Last-Minute-Neuzugang Luis Klante im Tor, aber nach nur einem Sieg in den vergangenen acht Spielen auch reichlich verunsichert starteten die Hausherren in die Partie. Durchgang eins im Kellerduell war zäh und von vielen Fouls geprägt. "Es war ein zerfahrenes Spiel mit vielen Zweikämpfen. Unser Passspiel war nicht so, wie es sein sollte", monierte Ürkmez. Trotz der nächsten Hiobsbotschaft - Marvin Holtmann musste früh aufgrund einer Bänderverletzung im Sprunggelenk ausgewechselt werden (22.) - hatten die Hausherren die erste richtig gute Torszene, doch Joshua Roß verpasste das Abspiel zum deutlich besser postierten Scherping (29.). Wenig später ließ sich der FCE dann nach eigenem Freistoß klassisch auskontern, Fatmir Ferati bediente Bilal Özkara - 0:1 (36.). 

Wild entschlossen kamen die Rheinenser aus der Kabine, um direkt wieder einen Nackenschlag zu kassieren. mit einem herrlichen Schlenzer aus über 20 Metern jagte Ferat die Murmel in den Winkel (0:2/50.). "Ein Traumtor! Den Ball hat er super getroffen", war auch Ürkmez beeindruckt. Sein Team allerdings nicht, denn der FCE spielte in seiner nun besten Phase nur noch auf das Schermbecker Tor - obschon er mit seinem Hurra-Stil mitunter die defensive Absicherung vergaß und dem Gegner Räume zum Kontern eröffnete. Der Ausgleich hätte aber locker drin gesessen: Joshua Roß erzwang mit einer messerscharfen Hereingabe ein Eigentor von Schermbecks Mike Jordan (1:2/52.), danach witterten die Rheinenser Morgenluft.

Scherpings bitterer Moment 

Eine gute Szene für jeden Jahresrückblick lieferte dann Scherping, der nach einem Abschluss von Luca Ehler knappe 50 Zentimeter vor der Linie den Ball nicht reingedrückt bekam, irgendwie schaffte es SVS-Abwehrmann Malte Gruman, die Kugel noch um den Pfosten zu drehen (53.). Die Quittung hierfür gab's in der 65. Minute. Sowohl Jannis Fraundörfer als auch sein Innenverteidiger-Pendant Mirko Janning kamen gegen Dribbelkönig Bernad Gllogjani nicht an die Murmel, dessen Querpass nahm Michael Smykacz dankend an und legte den Ball zum 1:3 überlegt links unten ins FCE-Tor (1:3/65.). Eine tolle Aktion von Roß, der nach innen dribbelte und den Ball an die Latte feuerte (67.), hätte bei einem Torerfolg noch einmal für Rabatz sorgen können. Der blieb jedoch aus.

"Sieben mickrige Punkte, das ist natürlich viel zu wenig", bilanzierte Ürkmez den Grusel-Start seines Teams. Nun ruht der Trainings- und Spielbetrieb erstmal komplett. Es erscheint in Anbetracht der aktuellen Lage denkbar, dass in dieser Saison aufgrund der Corona-Pandemie nur die 20 Hinrunden-Spiele ausgetragen werden. Dann wäre der FCE, der bisher zehn Partien bestritten hat, akut abstiegsgefährdet. "Dass es nun nicht weitergeht, ist natürlich blöd. Auf der anderen Seite sind dann vielleicht unsere verletzten Spieler wieder dabei. Wir haben uns schon vor der Saison dafür ausgesprochen, in zwei Zehnergruppen zu spielen. Das wollten andere nicht. Jetzt haben wir das Dilemma."   

FC Eintracht Rheine - SV Schermbeck      1:3 (0:1)
0:1 Özkara (36.), 0:2 Ferati (50.),
1:2 Jordan (52./ET), 1:3 Habitz (65.)
FCE: Klante - Hölscher, Janning, Fraundörfer, Bügener - Meyer, van den Berg (67. Burke), Holtmann (22. Petruschka) - Roß (83. Rosum), Scherping, Ehler (71. Maddente)

FCE-Youngster Pascal Petruschka (r.) kam früh für den verletzten Marvin Holtmann und hatte nach wackeligem Beginn einige gute Aktionen.
Luca Meyer (l.) schmiss sich wie gewohnt in jedes Kopfballduell. Genutzt hat es nichts.