Highlights aus unserem Heft - 20. Oktober-Ausgabe

„Habe keine Sekunde gezögert.“


Von Lars Johann-Krone

(aus der Ausgabe vom 20. Oktober) Gut zwei Wochen hatte Cihan Tasdelen (41) bei den Drittliga-Fußballern des SC Preußen Münster den Hut auf. Nach der Beurlaubung des Cheftrainers Horst Steffen übernahm er als Interimscoach die Verantwortung. Zwei Pflichtspiele machte er. Was Tasdelen aus dieser Zeit mitnimmt und ob er froh ist, jetzt wieder auf seinen Trainerstuhl bei den A-Junioren zurückzukehren, verriet er uns im Gespräch.

Sie waren in der Türkei kurz Profifußballer, mussten Ihre aktive Karriere  dann früh beenden. Rampenlicht und Trubel rund um das Profigeschäft sind Ihnen nicht fremd. Hat Ihnen das kurze Engagement beim Drittliga-Team des SCP also gefallen?

Cihan Tasdelen: Das war schon sehr anstrengend, in so einer Situation die Mannschaft zu übernehmen. Man steht sehr im Rampenlicht. Es ist großer Druck da. Druck, den man sich als Trainer allerdings auch selbst macht. Ich bin nun mal Perfektionist. Aber die zwei Spiele sind ja nicht schlecht gelaufen.

War denn für Sie sofort klar, dass sie als Interimstrainer einspringen? Gab es überhaupt Alternativen, Sören Weinfurtner, Coach der U23, vielleicht?

Tasdelen: Ob es Alternativen gab, kann ich nicht sagen. Aber als ich gefragt wurde, habe ich keine Sekunde gezögert. Ich bin so lange bei den Preußen. Das bin ich dem Klub schuldig.

Seit gut 16 Jahren sind Sie bei den Preußen Trainer verschiedener Teams. War es eine Art Anerkennung Ihrer Arbeit, dass Sie gefragt wurden, beim Profiteam Verantwortung zu übernehmen?

Tasdelen: Natürlich. Ich denke, ich habe einiges im Verein erreichen können. Das ist eine Wertschätzung, die auch gut tut. Das wäre in anderen Berufen ja auch so, wenn man befördert wird.

Welche Erfahrungen nehmen Sie aus den gut zwei Wochen mit?

Tasdelen: Die Arbeit ist fast identisch zu der, die ich bei den Junioren mache. Die Ansprache ist vielleicht etwas anders, weil man mit fertigen Profis zu tun hat.  Ich habe mich nicht verstellt. Es ist allerdings auch nicht so gewesen, dass ich zum ersten Mal bei den Profis auf dem Trainingsplatz stand. Ich habe in der Vergangenheit häufiger ausgeholfen.

Sind Sie froh, jetzt wieder bei den A-Junioren am Spielfeldrand zu stehen?

Tasdelen: Einerseits bin ich natürlich froh, wieder zurück zu sein. Ich habe die Mannschaft aufgebaut, um mit ihr etwas zu erreichen. Andererseits war es bei den Profis aufregend und schön.

Neuer Aufsichtsrat, neuer Präsident, neuer Sportvorstand, neuer Trainer. Beim SCP ist einiges in Bewegung. Ein guter Weg?

Tasdelen: Das ist schwierig zu sagen. Visionen gibt es ja immer. Aber ich bin demgegenüber sehr positiv eingestellt. Das hört sich alles sehr aufregend an. Und eine Stadt wie Münster bräuchte Zweitliga-Fußball.

Ihre U19 spielt in der A-Jugend-Bundesliga. Bedeutet die Zeitenwende bei den Preußen, dass auch die eigenen Nachwuchskräfte etwas mehr in den Fokus des Profiteams rücken?

Tasdelen: Ich finde, dass die Nachwuchsarbeit schon jetzt eine sehr gute ist, obwohl die Rahmenbedingungen mit beschränkten Trainingsmöglichkeiten nicht optimal sind. Viele Spieler aus unserer Jugend haben den Sprung in den Profifußball geschafft, auch in den eigenen Profikader. Simon Scherder, Lion Schweers oder Max Schulze Niehues sind die besten Beispiele.