Highlights aus unserem Heft - 27. Oktober-Ausgabe

Superdribbler und Raumdeuter


Von Christian Lehmann

(aus der Ausgabe vom 20. Oktober) Wenn wir in unserem Spielerpass die Frage stellen, wen die Betreffenden gerne mal abgrätschen würden, fällt sein Name häufig. Hiltrups wieselflinker Tempodribbler Guglielmo Maddente gehört zu den meistgefoulten Spielern in der Westfalenliga, ist aufgrund seiner fußballerischen Qualitäten beim TuS Hiltrup kaum ersetzbar und genießt in der Mannschaft hohe Anerkennung.

Einer seiner größten Fans ist der eigene Trainer. Carsten Winkler singt ein Loblied auf Maddente: „Er hat eine exponierte Stellung, kann in jedem Spiel den Unterschied machen. Jeder will ihn foulen, trotzdem schafft man‘s nicht, weil er mit Ball sowas von geschickt ist.“ Es ist jedoch etwas anderes, das Maddente laut Winkler von vielen anderen Spielern abhebt: „Er bewegt sich super geschickt in den Räumen, um anspielbar zu sein und macht Laufwege, mit denen niemand rechnet.“ Um eben diese Eigenschaft beneidet ihn selbst Mitspieler Michael Fromme. „Das macht er fast so wie Thomas Müller. Er hat eine Gabe, die heute nur noch sehr selten ist.“

Karriere-Knick

Maddente wurde im süditalienischen Cariati geboren und schaffte nach seiner Jugendzeit beim SC Preußen den Sprung in den bezahlten Fußball. Nach einem Jahr bei den Sportfreunden Lotte folgte der Wechsel in den hohen Norden zum SV Wilhelmshaven. Und der unverschuldete Karriere-Knick. „Als ich zurückkam, hatte ich den Spaß am Fußball verloren“, erklärt er. Der einstige Regional- und inzwischen nur noch Landesligist war abgestiegen und konnte Gehälter nicht mehr zahlen. „Ich war auch mit meinem Berater nicht zufrieden. Der hat mich im Regen stehen gelassen“, so der 24-Jährige, der in Gievenbeck nur noch kicken wollte.

„Ich merke, dass es mir langsam besser geht“, sagt der Offensivmann. Trotz mehrerer Anfragen in den vergangenen Jahren, blieb er am Osttor. „Ich bin jetzt im dritten Jahr in Hiltrup und fühle mich sehr wohl. Mein Ansprechpartner ist der TuS. Ich höre mir aber auf jeden Fall alles an.“ Fromme findet: „Von seinem Potenzial her gehört er nicht in unsere Liga.“ Ähnlich sieht es Winkler: „Für mich steht es außer Frage, dass er die Qualität hat, höherklassig zu spielen. Unser Wunsch ist es aber, dass er noch lange bei uns bleibt und mit dem TuS den Weg nach oben schafft.“

Zielspieler Maddente

Wie wichtig Maddente für den Westfalenliga-Vierten ist, zeigten die vergangenen Wochen. Vor dem Gievenbeck-Spiel kam er erst am Spieltag um 16 Uhr aus der Heimat zurück, weil er der Hochzeit seines Bruders beigewohnt hatte. Er kam als Joker – und traf zum späten Ausgleich. Weil Maddente zuletzt mit einer Adduktorenverletzung fehlte, hatte der TuS Probleme im Offensivbereich. Winkler erläutert: „Wenn Gulli spielt, dann geht nach jedem Ballgewinn der erste Blick zu ihm. Er ist fast immer unser Zielspieler. Es verändert unser Spiel, wenn er nicht dabei ist.“  Den Spieler nervt sein Pech: „Immer, wenn ich mal einen Lauf hatte, dann habe ich mich verletzt.“ In dieser Woche stieg er wieder ins Training ein. Die Truppe ist darüber happy. Auch, weil Maddente, so Fromme, „immer für einen Spruch gut ist.“

Um seine Qualitäten weiß der selbstbewusste, aber nie arrogant wirkende Italiener. „Ich spiele gerne und oft Risikopässe, wenn ich vor dem Sechzehner bin, suche ich das Eins-gegen-eins, weil ich weiß, dass mich keiner einholt, wenn ich vorbei bin.“ Wenn Trainer Winkler sagt, dass ein „zielführender Umgang mit Emotionen“ seinen Schützling noch stärker machen würde, weiß Maddente, was der Coach meint. „Ich komme schnell auf 180, das ist für die Mannschaft nicht immer gut.“ Zudem könne er im körperlichen Bereich zulegen. Ein Saisonziel setzt sich Maddente bewusst nicht: „In den letzten drei Jahren habe ich mich immer geäußert und gesagt ‚Wir schaffen es auf jeden Fall, aufzusteigen‘. In diesem Jahr möchte ich mich aber nicht festlegen.“