Querpass: Einmal um die Welt

Julia Reul spielte in Südafrika in der Mannschaft ihres Gastbruders mit.

Am Kap der Guten Hoffnung


Von Helena Wilmer 

(18.06.20) In unserer Serie „Einmal um die Welt“ sprechen wir mit Spielerinnen aus dem Münsterland, die schonmal im Ausland gespielt haben. Sie erzählen uns von ihren Erfahrungen und vergleichen ihre Eindrücke auch mit dem deutschen Fußball.

Unser vierter Stopp führt uns in das Land der Gegensätze – nach Südafrika. Julia Reul, die für den FCG in der Bezirksliga spielt, hat dort in einer Kleinstadt für ein Jahr gelebt. Zwar waren einige Sachen für die 21-Jährige doch recht ungewohnt – sie durfte als Frau nicht alleine im Dunkeln rausgehen – doch ihr Hobby konnte sie dank ihres Gastbruders weiter ausüben.

Wo hast du im Ausland gespielt und warum warst du dort?

Ich war 2017 nach meinem Abitur für ein Jahr in Witbank. Das ist ein Township und etwa zwei Stunden von Johannesburg entfernt. Dort habe ich in einer Vorschule Freiwilligenarbeit absolviert.   

Warum wolltest du auch im Ausland spielen?

Ich habe bei einer Gastfamilie gewohnt, der auch die Vorschule gehört hat. Schon vorher hatte ich Kontakt zu der Familie und wusste, dass mein Gastbruder Fußball spielt. Der hat mir dann auch gesagt, dass ich meine Sachen einfach mal mitbringen soll und so habe ich dann mit seinem Team gespielt. Das schöne war einfach, jeden Abend auch nochmal ein bisschen Bewegung zu bekommen. Für mich war das aber immer nur zum Spaß und ich hatte keine Spiele oder ähnliches.

Wurdest du gut aufgenommen?

Zu Anfang war es etwas schwierig, da die meisten anderen Jungs kein oder nur wenig Englisch konnten, sondern sich in ihrer heimischen Sprache unterhalten haben. Das ich neben einer anderen Lehrerin, die aber nur manchmal dabei war, die einzige Frau war, war aber kein Problem und ich stand nie Vorurteilen gegenüber.

Waren noch andere ausländische Spielerinnen dabei?

Da ich eher in einem ärmlichen Viertel und nicht in den Tourismus Hotspots gewohnt habe, war ich die einzige ausländische Spielerin.

Ist der Frauenfußball dort gut vertreten?

In der Stadt nicht, generell in Südafrika gibt es aber schon ein paar Frauenmannschaften. Trotzdem ist Frauenfußball nicht so bekannt wie in Deutschland. Dort spielen Frauen öfter Netball, was ähnlich wie Basketball funktioniert.

Wie ist das Fußballsystem dort aufgebaut?

In meiner Gegend gab es keine Vereine. Man gründet einfach selbst eine Mannschaft, sucht sich einen Sponsor und meldet sich dann für eine Art Meisterschaft an. Dort spielt man dann regelmäßig gegen Mannschaften aus anderen Stadtteilen. Das Training kann man so frei gestalten, da die meisten auch keinen Trainer haben oder die Ausrüstung, die man für ein leistungsorientiertes Training bräuchte.  

Wie ist die Mentalität dort?

Dadurch, dass nur die Leute zum Training kamen, die Lust hatten und wir auch keinen Trainer hatten, ging es natürlich mehr um den Spaß. Wir haben jeden Abend auf dem Ascheplatz gekickt, aber nie besondere Übungen gemacht, da wir auch nur zwei bis drei Bälle hatten. Am Wochenende bei den Spielen will aber natürlich schon jeder gewinnen und der Ehrgeiz kommt raus.

Was sind die größten Unterschiede?

Im Amateurbereich gibt es keine Vereine, wo man hingeht und sich anmeldet, sondern man muss sich selbst ein Team zusammensuchen. Das ist sicherlich der größte Unterschied.

Woran könnte man in Deutschland noch arbeiten?

Auf den Frauenfußball bezogen könnte man daran arbeiten, dass auch die Frauen bzw. Mädchen besser in den Verein integriert werden. Bei mir war es zum Beispiel oft so, dass wir zum Training aber auch für die Spiele auf den Nebenplatz abgeschoben wurden und wir dadurch immer sehr abgeschottet von den anderen Teams aus dem Verein waren.