Querpass: Einmal um die Welt

Lilian Mwanje (2.v.r.) spielte schon in Kenia lange Fußball.

Von Kenia nach Münster


Von Helena Wilmer 

(25.06.20) In unserer Serie „Einmal um die Welt“ sprechen wir mit Spielerinnen aus dem Münsterland, die schonmal im Ausland gespielt haben. Sie erzählen uns von ihren Erfahrungen und vergleichen ihre Eindrücke auch mit dem deutschen Fußball.

Heute machen wir das ganze mal anders herum. Ich spreche mit Lilian Mwanje, die in Deutschland lebt, aber aus Kenia kommt. Die 26-Jährige erzählt mir auf Englisch ihre Erfahrungen, da – wie wir ja alle wissen – Deutsch nicht die einfachste Sprache ist und sie noch dabei ist, sie zu lernen. Ich habe das Gespräch übersetzt.

Warum bist du nach Deutschland gekommen?

Ein paar Freunde von mir in Kenia kannten dieses Programm in Deutschland und so kam es, dass ich vor neun Monaten nach Münster gekommen bin und hier jetzt als Gesundheits- und Krankenpflegerin arbeite.

Hast du auch in Kenia gespielt?

Ich habe auch in Kenia gespielt seitdem ich zehn war. Dort habe ich zuerst eher ländlich gelebt und in der Schule gespielt. Training hatten Jungs und Mädchen immer zusammen. Später war ich auf einem Mädcheninternat und dem College weit von Zuhause weg, aber auch dort habe ich immer für die Schule bzw. die Uni gespielt.

Wie bist du zu BW Aasee gekommen?

Ich wollte hier auch unbedingt Fußball spielen, denn schon in Kenia war der Sport alles für mich. Über eine Freundin, die auch bei Aasee spielt, bin ich dann zu dem Verein gekommen.

Gibt es noch andere ausländische Spielerinnen und wie wurdest du aufgenommen?

Es gibt noch andere Mädels aus dem Ausland zum Beispiel aus Brasilien oder Kolumbien. Der Anfang war natürlich ein bisschen hart, hauptsächlich wegen der Sprache, da ich nicht viel verstanden habe. Mittlerweile klappt das aber ganz gut.

Spielen viele Frauen in Kenia Fußball und wie wird der Frauenfußball dort angesehen?

Tatsächlich spielen einige Frauen und Mädchen Fußball. Das kommt vor allem dadurch, dass die Schule einen unterstützt, Sport zu treiben. Trainiert wird jeden Abend nach dem Unterricht und dann gibt es Wettbewerbe, wo man gegen andere Schulen spielt. Viele Jungs und Männer schauen sich auch die Spiele der Frauen an und ich habe es noch nie mitbekommen, dass sie auf den Sport herunter blicken. Frauenfußball wird dort definitiv respektiert. Nur von der Regierung fehlt es an finanziellen Hilfen und Mitteln auf nationaler Ebene.

Wie funktioniert das Fußballsystem dort?

In der Grundschule, die von der ersten bis zur achten Klasse geht, spielen die Kinder für ihre Schulen. Danach kann man sich einem Verein anschließen oder man macht zum Beispiel Abitur und geht auf das Internat. Dann kann man auch für das College oder die eigene Schule weiter spielen. Spiele gibt es am Wochenende bzw. in Turnieren.

Wie ist die Fußballmentalität in Kenia?

Es ist sehr leistungsorientiert, denn jeder will ganz nach oben kommen. Man hat sehr oft in der Woche Training und nimmt sich die Zeit für den Sport. Hier ist es oft schwierig, da man beispielsweise arbeiten muss und so nicht immer kann. An den Unis und Schulen wird dabei extra ein Fokus auf den Sport gelegt und Fußball so viel Platz eingeräumt.