Querpass

Die SG Bockum-Hövel und Kapitän Simon Schroth (r.) lassen sich nach der Spitzenspiel-Pleite gegen den SV Drensteinfurt nicht entmutigen.

Horror-Wochenende für die Tabellenführer


Von Marc Klein und Christian Lehmann

(20.02.20) TuS Hiltrup - entthront, Westfalia Kinderhaus - geschlagen, SG Bockum-Hövel - besiegt, TuS Haltern II - leer ausgegangen, Borussia Münster - von der Spitze verdrängt. Für die Spitzenreiter unserer überkreislichen Ligen lief es am vergangenen Wochenende ziemlich mies. Lastet ein Fluch auf den Winter-Champions? Muffensausen? Oder hatten sie einfach Pech? Wir haben nochmal nachgehakt und versucht, die Gründe für den verpatzten Start der Liga-Souveräne zusammenzutragen.

In der Bezirksliga erwischte es sowohl die SG Bockum-Hövel (Bezirksliga 7) als auch den TuS Haltern II (Bezirksliga 11). Beide verloren ihre Spitzenspiele gegen die ebenfalls ambitionierten Teams SV Drensteinfurt und Vorwärts Epe. Überraschung: ja, Sensation: nein. Aufhorchen ließ allerdings der SC Hörstel, der Borussia Münster, dem Primus der Staffel 12, die Hörner stutzte. Das Bemerkenswerte daran: Auf seinem bei den Gegnern gefürchteten Kunstgrün an der Grevingstraße hatte der entthronte Spitzenreiter seit knapp zweieinhalb Jahren nicht mehr verloren.

 

Bezirksliga 7

Es wären drei richtige Big-Points gewesen: Am Ende standen die Männer der SG Bockum-Hövel aber mit leeren Händen da. Die 0:1-Niederlage gegen Verfolger SV Drensteinfurt tat weh und war nach Aussage von Captain Simon Schroth "extrem bitter". Von möglichen sieben Punkten Vorsprung im Falle eines Sieges gegen die Stewwerter ist nun nur noch ein Zähler übrig geblieben.

Auch wenn das Gegentor erst in der Schlussminute fiel, war für Schroth der unnötige Platzverweis gegen seinen Teamkollegen Rafael Zapata nach 39 Minuten der Knackpunkt in dieser Partie. "Das war nicht schlau von ihm. Mit zehn gegen elf war es natürlich schwierig für uns." Dennoch hätte der Spitzenreiter auch in Unterzahl noch den Ausgleich erzielen können, doch der souveräne, aber vielbeschäftigte Schiedsrichter Patrick Hoffmann aus Soest ahndete in der Nachspielzeit ein vermeintliches Foulspiel von Michel Eising an Mustaq Al-Berdan nicht. SVD-Keeper Steffen Scharbaum stand ganz nah dabei und hätte wohl auch auf Strafstoß entschieden, wie er Schroth nach der Partie steckte.

Ein großes Drama ist die Pleite nicht beim Vorjahres-Absteiger, der zwar mit Ambitionen, aber nicht mit großem Druck in die Saison gegangen ist: "Pflicht ist der Aufstieg für uns nicht", meint Schroth. Geht es nach dem Stürmer, ist seine Mannschaft allerdings die spielstärkste Truppe der Liga. "Das haben wir im Laufe der Hinrunde schon gezeigt", so Schroth. "Wenn man jetzt da oben steht, hat man natürlich auch den Anspruch, dort zu bleiben."

Das Auftaktprogramm ins neue Jahr hätte für die SG durchaus leichter sein können. Nach dem Karnevals-Wochenende geht es für den Tabellenführer zu den jungen Himmelsstürmern des SV Westfalia Soest. "Ein dickes Brett. In Soest ist es immer schwer zu spielen", prophezeiht Schroth. "Eine zweite Niederlage wäre nicht gerade optimal." Druck verspüren der Leader und seine Jungs allerdings keinen. "Wir schauen nur auf uns. Wenn wir keine Punkte liegen lassen, kann uns auch keiner überholen", erklärt er.

 

Bezirksliga 11

Der Fast-Abbruch im Spiel gegen Vorwärts Epe sorgte auch im Nachgang noch für einige Diskussionen im Lager des TuS Haltern II. Die erhoffte Reaktion von Eper Seite kam am gestrigen Mittwoch. Geschäftsführer Andre Bügener meldete sich telefonisch bei TuS-Trainer Timo Ostdorf und entschuldigte sich nochmals persönlich für den Vorfall am Sonntag. Nach dem Telefonat gab es außerdem noch ein offizielles Schreiben an Staffelleiter Horst Dastig und den TuS. Damit ist das Thema aus Halterner Sicht auch erledigt. Dem jungen Linienrichter, der von einem Zuschauer verbal angegangen wurde, geht es laut Ostdorf gut. "Es ist nichts hängengeblieben. Wir werden in Zukunft aber darauf achten, nicht allzu junge Spieler von uns als Linienrichter abzustellen", so der Trainer.

Die 2:3-Niederlage beim offensivstarken Tabellendritten aus Epe ist für Ostdorf keine Katastrophe: "Wir haben beim besten Angriff der Liga verloren, das geht für mich in Ordnung." Dass die Fabel-Hinrunde mit 15 Siegen, einem Unentschieden und einer Niederlage nur schwer zu toppen sein würde, war den Jungs vom Stausee schon im Vorfeld der Partie klar. "Wir sind auf Nackenschläge vorbereitet. Auch Niederlagen sind für unsere junge Truppe förderlich. Daraus können wir nur lernen", erklärt der Coach.

Geht es nach dem Übungsleiter, wird es bis zum Ende der Saison ein Hauen und Stechen um die Tabellenspitze geben. Was die Konkurrenz um den SuS Stadtlohn macht, ist dem Coach dabei völlig egal. "Wir sind am stärksten, wenn wir uns auf uns konzentrieren. Wir dürfen uns von anderen Sachen nicht beeinflussen lassen", erklärt Ostdorf die Herangehensweise der nächsten Wochen.

 

Bezirksliga 12

So richtig erklären können sich Henry Hupe und Borussia Münster die 0:2-Niederlage gegen Kellerkind SC Hörstel noch nicht. "Ich hatte vor dem Spiel eigentlich ein gutes Gefühl", erklärt der Kapitän die erste Heimniederlage seit - aufgepasst! - fast 30 (!!!) Monaten. Am 7. September 2017 (1:3 gegen die Warendorfer SU) hatte das Team zuletzt ein Spiel vor eigenem Publikum verloren. Zwar waren in der Vorbereitung zwei Tests ausgefallen, dennoch sei die Truppe von Trainer Yannick Bauer recht gut in Schuss gewesen. "Wir haben ein paar dicke Dinger liegen lassen, uns aber auch nicht so viele Torchancen herausgespielt wie sonst. Daran müssen wir arbeiten", meint Hupe.

In Abwesenheit der Kreativköpfe Pascal Koopmann und Tim Hermann hatte Borussias Spielführer, eigentlich Innenverteidiger, auf der Sechs begonnen. Über weite Strecken kontrollierte der Primus das Spiel, in die gefährlichen Räume kamen die Hausherren jedoch kaum, weil der SCH in seinem kompakten 4-4-2-System exzellent verteidigte. In der zweiten Halbzeit machte dann die Klasse Christian Biermanns den Unterschied. "Wir hatten ihn eigentlich bis dahin gut im Griff", hadert Hupe. 

Nicht optimal verlief das Debüt von Ansumana Nyassi, der kurz vor Biermanns erstem Streich für Samir Betet eingewechselt worden war. Der aus Gambia stammende Flüchtling ist ein exzellenter Techniker und bietet Bauer eine zusätzliche Option in seinem großen Kader. "Seinen Namen werdet ihr noch häufiger hören", verspricht Borussias Coach.  

Druck habe das Team nach der überraschenden Winter-Meisterschaft nicht verspürt, Hupe kann allerdings nicht verhehlen, dass der Kopf bei einigen Spielern schon eine Rolle gespielt haben dürfte. "Viele Spieler haben etwas zu viel nachgedacht, die Tabelle stand bei einigen zu sehr im Fokus. Yannick hat angesprochen, dass wir uns mehr auf unsere Aufgaben fokussieren und die Platzierung ausblenden müssen." 

Der Traum vom Durchmarsch lebt weiter, die Sinne sind vor dem 19. Spieltag bei Emsdetten 05 allerdings geschärft. "Wir wissen, dass wir gegen jeden Gegner ans Limit gehen müssen", so Hupe. Karneval wird an der Grevingstraße entsprechend mit leicht angezogener Handbremse gefeiert. Am Samstag testen die Borussen gegen den SC Türkiyem, um den Rhythmus nicht zu verlieren. Hupe geht davon aus, dass sich beim Spitzen-Quintett im Laufe der nächsten Wochen die Spreu vom Weizen trennen wird. "Ich hoffe, dass wir bis zum Ende weiter dabei bleiben."

Im zweiten Teil unserer Story gehen wir ein paar Etagen höher in die Landes- und Westfalenliga. Während der TuS Hiltrup den Verlust der Tabellenspitze mit Fassung tragen konnte, war bei Westfalia Kinderhaus der Frust groß...

Henry Hupe (r.) patzte mit Borussia Münster zum Start gegen den Abstiegskandidaten aus Hörstel. Auch für ihn und sein Team kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken.