Bezirksliga 12

Simon Kaminski dirigierte jahrelang die Freckenhorster Defensive. Logistisch machte der Wechsel des aus Detmold stammenden Münsteraners zum TuS allerdings ebenso wenig Sinn wie sein Engagement in Borghorst.

Das Fahrrad bleibt im Schuppen


Von Christian Lehmann

(09.04.20) Eigentlich wäre Simon Kaminski ja gerne mal mit dem Fahrrad zum Training gefahren. In diesen Genuss kam der 29-Jährige Innenverteidiger allerdings nie. Seit zehn Jahren lebt der gebürtige Detmolder in Münster, seither pendelte er stets zum Training und zu den Spielen nach Freckenhorst - weil es Spaß machte. Auch sein neuer Verein liegt nicht gerade vor der Tür. 

Eigentlich wollte Kaminski ja erst im Sommer wieder mit dem Fußballspielen anfangen - beim Fusionsverein Borghorster FC. Weil ihn vor einigen Wochen jedoch Christof Brüggemann anrief und um Hilfe bat, zog der Abwehrmann sein Comeback nach einem halben Jahr Pause vor. Dass die Partie beim SC Greven 09 am 8. März (0:3) seine womöglich einzige für den SV Wilmsberg sein würde, hatte er damals nicht erahnen können. Die Piggen sind nach dieser Spielzeit bekanntlich Geschichte, weil sie mit dem SC Preußen Borghorst zum BFC verschmelzen.

Nasskaltes Debüt

"Es war nass und kalt - absolutes Sch...-Wetter!" Das ist das erste, an das sich Kaminski noch erinnert vom Spiel in der Schöneflieth. Nach vielen Jahren in der Bezirksliga 7 bekam er bei seinem Debüt in der Parallelstaffel gleich das Tafelsilber der zwölf als Gegner serviert. "Greven war sehr spielstark, eine gute Truppe. Unterm Strich war das eine verdiente Niederlage. Ob die unbedingt so deutlich hätte ausfallen müssen, weiß ich nicht... Wir haben es vor allem defensiv lange sehr gut gemacht. So lange die Null stand, war für uns was drin. Die Szene vor dem 0:1 war meiner Meinung nach nicht elfmeterreif. Vom Doppelschlag danach konnten wir uns nicht mehr erholen."

Potenzial hat er bei seinen neuen Teamkollegen reichlich erkannt, alle Namen konnte er sich nach nur ein paar Einheiten mit der Truppe noch nicht merken. Nach der Spielpause wird er sie sich wohl wieder neu einprägen müssen. Die Grundfitness hat der Polizeibeamte trotz seiner Auszeit allein schon von Berufswegen nicht eingebüßt, "aber was das Ballgefühl angeht, da muss ich mich schon noch ein bisschen eingewöhnen".

"Strumpi schätze ich wahnsinnig"

Die Frage, warum er sich nach seinem Umzug von Detmold nach Münster 2010 keinem Verein in der Domstadt angeschlossen hat, wird Kaminski häufiger gestellt. "Das wäre auch nahe liegend gewesen. Tobias Schürmann, ein Kollege von mir, der in Freckenhorst sehr aktiv ist, hat mir aber gesagt, ich solle dort unbedingt mal ein Probetraining machen." Dieser Idee folgte Kaminski - und nach der Einheit, damals noch unter Heinz Goldmann, war er Feuer und Flamme. Auch in den folgenden Jahren, zunächst unter Gregor Surmann, dann viele Jahre unter Andreas Strump, gefiel es ihm beim TuS. "Strumpi schätze ich wahnsinnig. Ich habe schon viele Trainer erlebt, aber er war einer der besten, insbesondere auf menschlicher Ebene. Er hat viele neue Spieler geholt, aber immer darauf geachtet, dass die Chemie stimmt. Das hat diese Mannschaft ausgemacht."

Das Highlight einer "geilen Zeit": Natürlich der Aufstieg in die Bezirksliga 2015. Nach der Vize-Meisterschaft in der eingleisigen Kreisliga A hinter dem SC Greven 09 spielte die Strump-Elf den Aufstieg in zwei Entscheidungsspielen gegen die SpVgg Oelde aus. Bereits im Hinspiel (3:0) legten Pierre Jöcker und Co. vor über 1000 Zuschauern im Oelder Jahnstadion den Grundstein, das Rückspiel im Feidiek gewann das Team ebenfalls, mit 2:1. Kaminskis Arbeitskollege Lukas Winkelnkemper, damals noch Kontrahent aufseiten der Spielvereinigung, wechselte später ebenfalls nach Freckenhorst - und das Auto der Fahrgemeinschaft aus Münster hatte einen weiteren Insassen. "Er wohnt drei Häuser weiter, wir treffen uns heute noch ab und zu", so Kaminski.

Viele Freunde gefunden

Obwohl er viele Freunde gefunden hat, war es nach dem Freckenhorster Umbruch im Sommer - nicht nur Strump, sondern auch viele langjährige Mitspieler verließen den Verein - auch für Kaminski soweit, Abschied zu nehmen. "Es war eine sehr schöne Zeit, die deutlich länger geworden ist, als ich gedacht hatte. Ich wollte es auch einfach mal genießen, sonntags keine Fußballschuhe an den Füßen zu haben."

Doch dann kam Stephan Fischer. Der Sportliche Leiter des SV Wilmsberg arbeitet ebenfalls seit Jahren mit Kaminski zusammen, er machte ihm das "spannende Projekt" Borghorster FC schmackhaft. Er sagte zu - wenngleich es auch hier schwierig werden dürfte, die Fahrt zum Training mit der Leeze in Angriff zu nehmen. Seine künftigen Trainer Florian Gerke und Michael Straube haben Kaminski eine Führungsrolle zugedacht - und die möchte dieser gerne annehmen. "Diese Rolle habe ich auch in Freckenhorst gehabt, auch wenn ich nicht Kapitän war. Wer die Binde hat, ist nicht entscheidend. Ich glaube schon, dass ich ein wenig dirigieren und jungen Spielern helfen kann. Ich bin aber auch keiner, der sagt, jetzt bin ich hier. So etwas ergibt sich aus der Gruppe."

So richtig gut kennt sich Kaminski noch nicht aus in der Liga, er würde lieber heute als morgen wieder durchstarten und die neuen Eindrücke aufsaugen. "Ball hoch halten im Garten ist nix für mich", sagt er. Einen logistischen Vorteil hat es ja, wenn Kaminski in der neuen Saison mit dem BFC in Bezirksliga 12 am Start ist. Weil in der Staffel einige Teams in Münster beheimatet sind, sind zumindest die Anfahrten zu einigen Auswärtsspielen nicht so weit. Vielleicht kann er sich da ja mal aufs Fahrrad schwingen...