Anstoß

"Lebbe geht weider"


Von Christian Lehmann

(30.10.20) Mir wurde am Mittwochabend die zweifelhaft Ehre zu Teil, eines der letzten Amateurfußballspiele vor der Unterbrechung der Saison live mitverfolgen zu können. Es war irgendwie eine gespenstische Stimmung zu spüren am Delsen - und das, obwohl zu diesem Zeitpunkt viele Zuschauer und auch die Aktiven in Rheine noch nicht sicher wussten, dass nun die Uhr erstmal stillsteht. Vielleicht habe ich mir das aber auch einfach nur eingebildet.

Was waren wir happy, als sich Mitte des Jahres der Fußball wieder aus der Corona-Pause zurückmeldete und die ersten Spiele über die Bühne gingen. Das erscheint mir vor dem Hintergrund der jüngsten Meldungen eine Ewigkeit her. Enttäuschung, Empörung und Unverständnis begleiten nun die Entscheidung von Bund und Ländern, den Amateursport zumindest für die kommenden vier Wochen an die Kette zu legen. Auch bei uns in der Redaktion - inzwischen hocken wir größtenteils wieder im Home Office - macht sich vor diesem Hintergrund eine leichte Herbst-Depression breit. Müssen wir jetzt schon wieder spazieren gehen?

Wir müssen jedenfalls nicht darüber diskutieren, dass diese Entscheidung ein Schlag ins Gesicht ist für die breite Masse der Ehrenamtlichen, Sportler und Funktionäre, die in den vergangenen Monaten für die Wiederaufnahme und -aufrechterhaltung des Sportbetriebs gekämpft, Hygienekonzepte aufgestellt und Vorkehrungen getroffen haben. Es gab aber eben auch solche, die wochenlang jegliche Hinweise und Anordnungen untergraben und somit womöglich zur aktuellen Situation beigetragen haben: Masken-Muffel, Mannschaften, die nach dem Spiel und Training nicht auf die Kiste Bier in der Kabine verzichten wollten, laxe Kontrollen und Zuschauer, die sich nicht an Abstandsregeln gehalten haben. Wer sich so am Sportplatz verhält, macht es auch im privaten Umfeld nicht besser. Leute, diese Quittung hat sich der Fußball also auch ein bisschen selbst zuzuschreiben!

Man darf sich jetzt ärgern, man darf das alles völlig ungerecht finden. Man kann das Thema aber auch abhaken und nach vorne schauen. Positiv denken hilft. Schauen wir uns doch einfach mal an, was sich überhaupt verändert hat: In den meisten Spielklassen sorgt der nun verhängte "Sport-Lockdown" erstmal nur für ganze drei Spielausfälle - am ersten November-Wochenende ist Allerheiligen, am 20. November Totensonntag. Selbst wenn auch im Dezember nichts mehr gehen sollte, ist das Versäumte im Frühjahr und Sommer mit Spielen unter der Woche durchaus nachzuholen. 

"Lebbe geht weider!" Das hat schon Öffnet externen Link in neuem FensterTrainer-Legende Dragoslav Stepanovic nach Eintracht Frankfurts knapp verpasster Meisterschaft 1992 gesagt. Wir jedenfalls werden nicht zaudern uns in unserer Berichterstattung auf das konzentrieren, was Heimspiel ausmacht und antreibt: den Sport. Rückblick und Fazit der bisherigen Partien, Portraits, kleine Serien, wichtige Personal-Entscheidungen und natürlich alle Infos zu aktuellen Entwicklungen, welche die Saison 2020/21 betreffen. Das alles bekommt ihr bei uns in den nächsten Wochen - tagesaktuell. Uns fällt - wie schon vor einem halben Jahr - immer was ein.

Christian Lehmann
- Redakteur -