Querpass

Ludger Rüschenschmidt ist Vorsitzender des Bezirkssportgerichts I. Foto: FLVW

"Die Qualität hat deutlich zugenommen"


Von Christian Lehmann

(14.01.21) In Zeiten, in denen es auf allen Ebenen immer schwieriger wird, Ehrenamtliche zu finden, haben sich die Sportjuristen des FLVW das ehrgeizige Ziel gesetzt, jeden Spruchkörper auf Bezirksebene mit mindestens einem Volljuristen zu besetzen. Mit Erfolg. Das einstige Sorgenkind ist keines mehr, findet auch Georg Schierholz. "Wir kriegen relativ wenig Berufungen, weil die Qualität deutlich zugenommen hat", sagt der Vorsitzende des Verbandssportgerichtes. "Da haben wir richtig gute Leute dazu bekommen."

Zu diesen richtig guten Leuten zählt er auch Ludger Rüschenschmidt. Dieser steht seit 2016 dem Bezirkssportgericht I (Nord) vor und war zuvor Vorsitzender der Kreisspruchkammer im Altkreis Lüdinghausen. Auch in seinem Heimatverein TuS Ascheberg war der 64-Jährige in diversen Funktionen (Trainer, Fußballobmann, Kassierer, Turnier-Organisator, Vorsitzender im Fußball-Beirat) tätig. 2018 erhielt er vom damaligen Kreisvorsitzenden Münsters, Norbert Reisener, die DFB-Verdienstnadel. Dem engagierten Ehrenamtler steht mit seinem Stellvertreter Karlo Willers (65/Rheine) ein ausgewiesener Rechtsexperte zur Seite.

Ihr Aufgabenbereich umfasst die Männer-Bezirksligastaffeln 11 und 12 sowie die Frauen-Bezirksliga 6, darüber hinaus die Berufungsfälle der Fußballkreise Ahaus/Coesfeld, Münster, Tecklenburg und Steinfurt. In der aktuellen Saison hatte er nach eigenem Bekunden bisher wenig zu tun, es gab nur wenige Fälle, die mit einer Ausnahme allesamt im schriftlichen Verfahren geklärt werden konnten. In den vergangenen Spielzeiten war dagegen schon etwas mehr los. Pöbeleien, Verunglimpfungen, Beleidigungen - oder wie im Jahr 2018 sogar ein Zwangsabstieg aufgrund systematischen Passbetrugs - beschäftigten das Sportgericht unter anderem. 

Dabei blickt Rüschenschmidt mit durchaus gemischten Gefühlen auf die neuen Möglichkeiten durch die Änderung der Rechts- und Verfahrensordnung: "Es macht die Sache in gewisser Weise ein bisschen einfacher, weil man nicht mehr so viel Vorlauf hat. Andererseits sind auch die schriftlichen Verfahren für die Einzelrichter aufwändiger geworden." Er selbst outet sich ebenfalls als "Fan" der mündlichen Verhandlung: "Man hat alle Beteiligten in einem Raum und jeder kann der Gegenseite seine Argumente vortragen. Mein persönlicher Eindruck ist, dass sich die Wahrnehmung verändert. Personen, die zuvor auf einer anderen Meinung beharrt haben, reflektieren ihr Verhalten eher, wenn sie der anderen Seite gegenüberstehen." So erklärt sich Rüschenschmidt auch, dass Urteile aus mündlichen Verfahren in der Regel seltener hinterfragt werden als schriftlich fixierte.

Auf der Ebene unterhalb des Bezirkssportgerichte sind die Kreissportgerichte zuständig. Wir stellen auf unserer nächsten Seite die Aufgaben in den Fußballkreisen Münster, Steinfurt und Tecklenburg vor und befragen die Protagonisten zu ihrer Rolle im System.