Regionalliga West

Borussia Mönchengladbachs U23-Trainer Heiko Vogel hat eine Sexismus-Debatte im Deutschen Fußball ausgelöst.

Vogel-Urteil schlägt hohe Wellen


Von Christian Lehmann

(22.03.21) Die Debatte um Borussia Mönchengladbachs U23-Trainer Heiko Vogel schlägt hohe Wellen. FußballerInnen, Medien und sogar der Deutsche Fußball-Bund haben entrüstet auf den Umgang mit den Verfehlungen des Trainers beim Regionalliga-Spiel gegen den SV Bergisch Gladbach reagiert. Auch der Westdeutsche Fußballverband (WDFV) steht im Fokus.

Nochmal zum Hintergrund: Vogel hatte die aus Greven stammende Schiedsrichter-Assistentin Vanessa Arlt in besagtem Spiel Ende Januar übelst beleidigt und anschließend gesagt: "Frauen haben auf dem Fußballplatz einfach absolut nichts zu suchen." Neben einer inzwischen abgebrummten Zwei-Spiele-Sperre und einer Geldstrafe soll Vogel bis Ende Juni sechs Trainingseinheiten einer Frauen- oder Mädchenmannschaft leiten (wir berichteten). 

Fußballerinnen schreiben Offenen Brief an den DFB

In einem Offenen Brief an den Deutschen Fußballbund haben die Fußballerinnen der ersten und zweiten Frauen-Bundesliga dieses Vorgehen nun scharf kritisiert: "Uns stellt sich die Frage, wie das Trainieren eines Frauen-oder Mädchenteams als eine Strafe festgelegt werden kann. [...] Wir fordern Sie auf, als höchste Institution des deutschen Fußballs dazu Stellung zu beziehen und aktiv zu werden! Wir alle fühlen uns beleidigt, diskriminiert und lächerlich gemacht", heißt es unter anderem in dem Schreiben, das auch Nationalspielerinnen wie Alexandra Popp auf Instagram verbreitet haben. 

Die geforderte Reaktion folgte sogleich: "DFB-Vizepräsidentin Hannelore Ratzeburg sagte in einer vom Verband veröffentlichten Stellungnahme: "Ich kann den großen Ärger der Spielerinnen deshalb verstehen und nachvollziehen, dass sie sich dazu öffentlich Gehör verschaffen." Mirjam Berle, DFB-Direktorin Öffentlichkeit und Fans, äußerte sich ebenfalls zu den Vorfällen. Sie fordert: "Haltung zeigen! Für das einstehen, was uns wichtig ist. Mit offenen Augen die Verantwortung annehmen, die uns das Leben bietet. Die Stimme erheben und sich Gehör verschaffen gegen das, was falsch läuft und damit einen Beitrag leisten, dass sich was ändert. [...] Wer glaubt, es reiche, am 'Muttertag des Business' das Schaufenster aufzuhübschen und dahinter weiterhin die alten Denk- und Handlungsmuster zuzulassen, wird auch Dank diesem Beispiel eines Besseren belehrt. Der DFB hat sich an die Seite der Spielerinnen gestellt – ein wichtiges Zeichen."

Luthe: "Maßnahmen helfen nicht"

Auch im ZDF-Sportstudio wurde die "Causa Vogel" am Samstagabend diskutiert. Studiogast Andreas Luthe, Keeper beim 1. FC Union Berlin und Vertreter der Spielergewerkschaft VDV, sagte: "Frauen zum Objekt zu machen, an denen man seine Strafe abarbeiten kann, ist der falsche Weg. Was Mädchen und Frauen im Fußball wollen, ist Akzeptanz - und das auch zurecht. Diese Maßnahmen helfen da meiner Meinung nach nicht." Nachdem der Verein zu den Vorfällen zunächst weitestgehend geschwiegen hatte, äußerte sich Borussia Mönchengladbachs Sportdirektor Max Eberl am Freitag auf einer Öffnet externen Link in neuem FensterPressekonferenz im Vorfeld der Bundesligapartie gegen den FC Schalke 04 zum Thema. Er erklärte, dass der Coach auch vom Verein eine Geldstrafe bekommen habe und sagte wörtlich: "Heiko hat definitiv einen Fehler gemacht. Was er gesagt hat, gehört sich nicht. Das missbilligen wir hier im Verein. Ich möchte aber klarstellen, dass nicht das Training die Strafe ist, sondern die zwei Spiele Sperre plus die Geldstrafe. Heiko hat im Laufe der Verhandlung, um seine Wertschätzung gegenüber dem Frauenfußball zu zeigen, angeboten, dass er bereitsteht, Frauen und Mädchen zu trainieren."

Auch der Westdeutsche Fußballverband hat inzwischen auf die Kritik reagiert und das Sportgerichts-Urteil zur Überprüfung an das WDFV-Verbandsgericht übergeben. In einer Öffnet externen Link in neuem FensterMitteilung äußerte sich auch WDFV-Vizepräsident Gundolf Walaschewski: "Diskriminierung hat weder im Fußball noch in der Gesellschaft Platz. Dazu bekennt sich auch der WDFV und mit ihm die Fußballfamilie in Nordrhein-Westfalen ausdrücklich. Das bedeutet konkret: Null Toleranz gegen sexuelle Diskriminierung und null Toleranz gegen Diskriminierung generell. Außerdem ist es unsere Pflicht, dass wir uns schützend vor unsere SchiedsrichterInnen stellen. Deshalb ist es dem Präsidium wichtig, dass das Geschehen rund um das betreffende Spiel und die Äußerungen des Fußball-Lehrers Heiko Vogel lückenlos aufgearbeitet und geprüft werden."