Regionalliga West

Der Knoten bei den Sportfreunden Lotte und Kapitän Timo Brauer (r.) ist geplatzt. Gegen Alemannia Aachen gab's den ersten Dreier nach sieben sieglosen Spielen in Serie. Fotos (2): Rolf Grundke
Lottes Siegtorschütze Dino Bajric strahlte nach dem 1:0-Erfolg der Sportfreunde gegen Alemannia Aachen wie ein Hongikuchenpferd.

Überraschende Trendwenden


Von Christian Lehmann

(22.11.20) Ach herrje, da haben wir mit unseren Spieltags-Tipp ja mal nach allen Regeln der Kunst ins Klo gegriffen. Die Sportfreunde Lotte und der SC Preußen Münster haben am 17. Spieltag für überraschende Wendungen gesorgt. Am Lotter Kreuz war der 1:0 (1:0)-Erfolg über Alemannia Aachen nach zuvor sieben sieglosen Spielen in Serie eine erfreuliche Nachricht, für die Preußen hingegen riss durch das 0:2 (0:1) bei Fortuna Köln die kleine Serie von drei Siegen hintereinander.

Die Erleichterung im Lager der Sportfreunde Lotte war nach dem dritten Saisonsieg riesig. Der VfL sprang durch den Dreier immerhin von Rang 20 auf Platz 17 und hat nur noch einen Zähler Rückstand auf die Nichtabstiegszone. Die Renaissance des Kellerkinds war buchstäblich eine schwere Geburt. "Ich habe schon vorher gesagt, dass wir Spielglück benötigen, um die Köpfe wieder freizukriegen. Wichtig war, über 90 Minuten kein Gegentor zu bekommen – egal, wie es von außen aussieht", merkte Lottes Trainerin Imke Wübbenhorst nach dem Spiel gegenüber den Kollegen der Öffnet externen Link in neuem FensterWN an. 

Den Gastgeber kam ein früher Platzverweis gegen Aachens Alexander Heinze gut zu passen. Der Innenverteidiger hatte beim Versuch, einen eigenen Stockfehler auszubügeln, Lottes Conrad Azong zu Fall gebracht, der freien Weg zum Tor gehabt hätte. Schiedsrichter Jörn Schäfer zückte die Rote Karte (10.). Die Sportfreunde, die bis dahin noch keine echte Torchance hatten, waren nun wachgeküsst. Dino Bajric erhielt nach einer Ecke den zweiten Ball und feuerte ihn rechts oben in den Giebel (1:0/18.). Bis zur Pause lösten es die Hausheren souverän, in Durchgang zwei kamen die Aachener dann trotz Unterzahl zu guten Möglichkeiten durch Dustin Zahnen (75.) und Florian Rüter (90.) - doch SFL-Keeper Jhonny Peitzmeier hielt die Weste weiß.  

Rückschlag für die Preußen

Frust herrschte indes beim SC Preußen Münster nach der Pleite im Kölner Süden. Im Parallelspiel lieferte der Tabellenzweite aus Dortmund (1:2 gegen Rödinghausen) der Mannschaft von Trainer Sascha Hildmann eine Steilvorlage, um noch näher an die Spitze heranzurücken. Diese Chance nutzten die Adlerträger jedoch nicht, weil sie eine schwache erste Hälfte zeigten und sich von bissigen Hausherren den Schneid abkaufen ließen - und das, obwohl der Coach exakt dasselbe Personal auf den Acker geschickt hatte, das bereits beim 2:1-Erfolg über Fortuna Düsseldorfs U23 überzeugt hatte. "Heute haben einige Spieler leider nicht die Leistung wie gewohnt abrufen können", sagte der SCP-Coach nach dem Spiel bei der Pressekonferenz. 

Kölns Stürmer Roman Prokoph erzielte nach 20 Minuten mit einem Abschluss aus dem Sechzehner sein siebtes Saisontor zum 1:0, die Gäste hatten sich bis dahin nur bei einem vermeintlichen Foulspiel von Jannik Löhden an Nicolai Remberg (6.) in die Kölner Box gewagt. Eben diese Szene, beziehungsweise der ausbleibende Elfmeterpfiff von Schiedsrichter Jonas Windeln, sorgte für Diskussionen. Der Referee hatte ausgerechnet Remberg vor knapp einem Monat beim Bonner SC eine strittige Rote Karte gezeigt, Hildmann hatt das nicht vergessen. "Wie kann man den wieder zu so einem Spitzenspiel schicken?", fragte er die Kollegen der Öffnet externen Link in neuem FensterWN. Die Preußen mussten sich jedoch an die eigene Nase fassen. Hildmann brachte zur Pause Jules Schwadorf für den nahezu wirkungslosen Osman Atilgan, fortan waren die Offensivbemühungen etwas strukturierter. Ganz nah dran am Ausgleich waren die Preußen bei einem Latten-Kopfball von Naod Mekonnen (58.), aus dem Spiel heraus gelang den Gästen aber einfach zu wenig. Francis Chiagaemezu Ubabuike machte schließlich nach einem Konter den Deckel drauf (2:0/83.).  

 

Die weiteren Partien

Der große Gewinner des Spieltags kommt aus Essen. Tabellenführer RW Essen verputzte den Wuppertaler SV im Derby mit 6:1 (2:1) und baute den Vorsprung an der Ligaspitze dank des Dortmunder Patzers gegen Rödinghausen auf fünf Punkte aus. Mann des Spiels war Torjäger Simon Engelmann, der viermal traf und nun mit 13 Toren die Torjägerliste anführt. Die U23 des BVB hat allerdings zwei Spiele weniger bestritten als der Primus und könnte noch aus eigener Kraft den Liga-Gipfel erklimmen. Ebenfalls oben dran bleibt die U23 von Fortuna Düsseldorf, die den Nachbarn Borussia Mönchengladbach mit 2:1 (1:0) bezwang. 

Im Liga-Keller fühlte sich das 1:1 (0:0)-Remis von Schlusslicht RW Ahlen gegen die U23 des FC Schalke 04 wie eine Niederlage an. Bis zur 89. Minute führten die Hausherren nach einem Treffer von Sebastian Mai (63.) mit 1:0, ehe Jason Ceka die Hoffnung auf den zweiten Saisonsieg zunichte machte. Auch der SV Lippstadt kommt nach dem 1:1 (0:0) gegen RW Oberhausen nicht von der Stelle und belegt als 18. weiterhin einen Abstiegsplatz.

Außerdem spielten:
FC Wegberg-Beeck - 1. FC Köln U23 0:4 
Bonner SC - SV Stralen 0:1 
SC Wiedenbrück - VFB Homberg 0:0