Vermutlich eines der letzten Bewegtbilder aus der Saison 2019/20: Justus Kurk (l.) gewann mit dem 1. FC Gievenbeck gegen die SpVgg Vreden mit Tim Schücker.

Auch Westfalenligisten sind sich (fast) einig


von Christian Lehmann

(22.04.20) Jetzt wird Liga für Liga abgearbeitet. Nachdem der Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen bereits die Klubs der Oberliga Westfalen zu einer Video-Konferenz gebeten hatte, waren am Dienstagabend nun die Vertreter der beiden Westfalenliga-Staffeln an der Reihe. Ein Großteil der 32 Klubs war der Einladung gefolgt und hatte einen Vertreter entsendet. Ein Offizieller der SpVgg Vreden, aktueller Tabellenführer und Herbstmeister der Staffel eins, fehlte. Andere hatten technische Probleme.

"Ich hatte kein Bild und konnte mich nicht verständlich machen", berichtet Rolf Neuhaus, Fußball-Abteilungsleiter des TuS Hiltrup. Immerhin konnte er den Ausführungen der Funktionäre und Vereinsvertreter lauschen. An der Abfrage, ob man die Saison fortsetzen oder abbrechen sollte - nur diese zwei Optionen standen zur Disposition - konnte er sich jedoch nicht beteiligen. Die Meinung der Hiltruper, die bekanntlich eine Fortsetzung der Saison favorisieren, wäre aber nicht groß ins Gewicht gefallen, denn alle anderen Teilnehmer stimmten für einen Abbruch der Saison und schlossen sich so dem Meinungsbild der Oberliga-Klubs an. Dass es so kommen würde, überrascht Neuhaus nicht. Ein Vorschlag eines Vertreters der Staffel zwei, der eine Fortsetzung der aktuellen Spielzeit im März nächsten Jahres vorsieht, fand bei ihm Gefallen. Die einhellige Meinung war jedoch die, dass eine Fortsetzung schlicht nicht praktikabel sei. Überdies ließen die Verbandsfunktionäre erneut durchblicken, dass sie eine Wertung der Saison - in welcher Form auch immer - derzeit favorisieren. Die Annullierung scheint keine Option zu sein.

Wildcard für die halbe Liga? - "Nicht praktikabel"

"Die Tabelle nach der Hinrunde zu werten, ist aus unserer Sicht die fairste Lösung", meint etwa Borussia Emsdettens Geschäftsführer Stefan Westers. In Anbetracht dessen, dass die erste Mannschaft seines Klubs nur einen Zähler hinter Ligaprimus Vreden zurückliegt und noch ein Spiel weniger zu bestreiten hat, hätte der Liga-Vierte eigentlich auf eine Fortsetzung pochen können. Sowohl bei einer Abrechnung nach der Hinrunde als auch bei einer Wertung nach aktuellem Stand mithilfe der Quotientenregel wäre Borussia nämlich "nur" Zweiter. "Aber wer sagt denn, ob wir im September überhaupt weiter spielen dürfen?" Auch beim Thema Wildcards vertreten die Borussen einen solidarischen Standpunkt: "Wenn wir damit anfangen, spielt in der nächsten Saison die halbe Liga in der Oberliga. Das halte ich für nicht praktikabel", so Westers.

Viel wichtiger, als Möglichkeiten für den großtmöglichen sportlichen Erfolg auszuloten, waren den Klubs ganz praktische Dinge. So haben etwa die Borussen für die neue Saison bereits Christian Bußmann vom SV Falke Steinfeld aus Niedersachsen verpflichtet. Anders als der FLVW plant jedoch der niedersächsische Fußballverband NFV eine Fortsetzung der Saison. "Wie soll das gehen?" Für solche Probleme sollen Lösungen geschaffen werden, das bekannte Fenster für Vereinswechsel Transferperiode I vom 1. Juli bis zum 30. August bestehen bleiben.

"Den meisten Vereinen ging es vor allem darum, Planungssicherheit zu haben", sagt auch Patrick Hartung, stellvertretender Abteilungsleiter des 1. FC Gievenbeck, dessen Verein sich für eine Wertung der Saison nach der Hinrunde ausgesprochen hat. "Die Saison hast Du jetzt eh kaputt, da ist nichts mehr zu retten. Wir würden uns freuen, wenn wir überhaupt mal wieder trainieren dürfen." Da können allerdings auch die Verbands-Vertreter nicht helfen, diese Entscheidung wäre an die Aufhebung des Kontaktverbots geknüpft, das noch bis mindestens Anfang Mai besteht.