Ein Fußballspiel dauert 90 Minuten

Von Jakob Schulze Pals

(08.09.19) Vergesst Jürgen Klopp, Diego Simeone oder alle anderen Trainer, die in der Fußballgeschichte schon als Motivationskünstler gefeiert wurden. Wenn einer seine Mannschaft richtig heiß machen kann, dann ist es wohl Martin Stroetzel – Trainer des SV Dorsten-Hardt.

Null zu Vier (!) lag sein Team gegen den favorisierten SV Eintracht Ahaus bereits zurück – auswärts. Und doch nahmen die Gäste nach Spielschluss noch einen Punkt mit nach Hause. Dieses Spiel war der Inbegriff eines Comebacks. 4:4 (4:1) hieß es am Ende einer Partie, die definitiv ihren Weg in die glorreichen Geschichtsbücher der Landesliga 4 finden wird.

Hinkelmann zerlegt Dorsten-Hardt

Und trotzdem dürften die Defensivakteure der Gäste in den nächsten Wochen nachts schweißgebadet aufwachen, wenn sie von Maximilian Hinkelmann träumen. Ahaus ging als Favorit und trat auch so auf. Lange sah alles nach einem ultrasouveränen Heimsieg samt Hinkelmann-Show aus. Schon nach zwei Minuten hatte der Offensivmann das erste Mal getroffen – 1:0 (2.). Dorsten-Hardt war gefühlt noch gar nicht angekommen.

Kai Erning legte das Leder auf Hinkelmann – 2:0 (10.). Und nach gut 20 Minuten schien das Ding dann auch schon durch zu sein. Wieder war Hinkelmann zur Stelle, diesmal per Kopf und stellte auf 3:0 (23.). Spätestens mit dem 4:0 (33.) war jedem Ahauser Akteur im Grunde klar, dass das erste Bierchen schon in der Halbzeit getrunken werden kann. Ach ja – Torschütze: Maximilian Hinkelmann. Dorsten gelang zwar vor dem Pausentee durch Johannes Liesenklas noch das 4:1 (39.), mehr als ein bisschen Ergebniskorrektur schien das vorerst allerdings nicht zu sein.

Das Wunder von Ahaus

Wir wissen nicht, was Martin Stroetzel seinen Jungs in der Pause mit auf den Weg gegeben hat, aber es hat ordentlich gesessen. Nicht mal zehn Minuten waren seit Wiederanpfiff und Dorsten-Hardt war sowas von back in business. Jens Lensing (51.) und Jannis Scheuch (54.) nutzten zwei Unachtsamkeiten der Eintracht und stellten auf 4:3. „Das war unfassbar. Dieses eine Gegentor in der ersten Hälfte hat uns total verunsichert“, zeigte sich Ahaus-Trainer Frank Wegener von dem Auftritt seiner Mannschaft schockiert.

Die Abstände der Eintracht-Defensive waren viel zu groß, die Arbeit gegen den Ball stimmte nicht. Folgerichtig erzielte SVD-Kapitän Tim Wellers en 4:4-Ausgleich. Das Comeback war vollbracht. Das Ergebnis einer unglaublichen Moral, Mentalität und dem ungebrochenen Glauben an die eigene Stärke. Sogar ein fünftes Tor wäre für die Gäste noch drin gewesen. Zugegeben, Ahaus machte diese Aufholjagd zwar möglich, das soll aber nicht die beeindruckende Leistung schmälern – ist aber vielleicht der Grund, das Stroetzel nicht Atletico Madrid oder den FC Liverpool trainiert.

SV Eintracht Ahaus – SV Dorsten-Hardt      4:4 (4:1)
1:0 Hinkelmann (2.), 2:0 Hinkelmann (10.),
3:0 Hinkelmann (23.), 4:0 Hinkelmann (33.),
4:1 Liesenklas (39.), 4:2 Lensing (51.),
4:3 Scheuch (54.), 4:4 Wellers (70.)