Landesliga 4

Benjamin Siegert (r.), hier noch im Trikot des FC Nordkirchen, freut sich auf seine neue Aufgabe als Trainer der SV Herbern.

"Definitiv kein Laptoptrainer"


von Jakob Schulze-Pals

(13.07.20) Als Spieler hat Benjamin Siegert schon so ziemlich alles gesehen. Nach über 300 Zweit- und Drittligaspielen kickte der 39-jährige Ex-Profi bis zum frühzeitigen Ende der vergangenen Spielzeit noch in der Bezirksliga beim FC Nordkirchen. Auf der Trainerbank, seinem neuen fußballerischen Lebensraum, ist er jedoch noch ein Frischling. Insofern ist die Verpflichtung Siegerts als Cheftrainer von Landesligist SV Herbern auch mit Risiken verbunden. Der Verein erlebte zuletzt unter Holger Möllers vier außerordentlich erfolgreiche Jahre in der Landesliga und kratzte nicht selten trotz überschaubarer Möglichkeiten am Aufstieg in die Westfalenliga.

Siegerts fußballerische Expertise ist unbestritten, doch ob er diese auch als Trainer erfolgreich weitergeben kann, wird sich erst in dieser Saison zeigen. "Darüber mache ich mir aber gar keine Gedanken. Ich weiß, dass sich der Verein unter Holger Möllers sehr gut entwickelt hat. Mein Ziel ist es, den Klub nun weiter voranzubringen. Druck verspüre ich dabei überhaupt nicht. Im Gegenteil – die Vorfreude auf den Vorbereitungsstart ist riesengroß", zeigt sich der gebürtige Berliner unbekümmert.

"Keiner, der das eigene Tor vernagelt"

Auf ein genaues System hat sich Siegert noch nicht festgelegt, dafür sei es auch noch zu früh. Die Vorbereitung hat schließlich noch gar nicht begonnen. Der SVH visiert den 20. Juli als Vorbereitungsstart an. "Wir hoffen, dass wir dann auch gemäß des Hygienekonzeptes wieder halbwegs normal und als Mannschaft trainieren können." Klar ist allerdings, dass Siegert offensiven Fußball spielen lassen will. "Wenn man sich den Kader anschaut, kommt man um Offensivfußball eigentlich nicht umhin. Ich bin jedenfalls keiner, der das eigene Tor vernagelt", so der neue Herberner Coach.

Der Kader hat zwar durch Königstransfer Robin Schwick vom FC Nordkirchen, in der Jugend unter anderem für RW Ahlen und den SV Lippstadt aktiv, an Qualität dazugewonnen. An selbiger jedoch durch die Abgänge von Oscar Cabrera (Ziel unbekannt) und vor allem Ausnahmekönner Whitson Fereira, der zu Westfalenliga-Aufsteiger Westfalia Kinderhaus gewechselt ist, eingebüßt. Bittere Verluste, das weiß auch der neue Cheftrainer. Siegert versinkt deshalb aber nicht gleich in Selbstmitleid, sondern zieht die positiven Erkenntnisse aus den Abgängen. "Dass Whitson den Sprung zu einem höherklassigen Verein geschafft hat, zeigt auch, dass hier in Herbern gute Arbeit gemacht wird. Er hat sich beim SVH enorm weiterentwickelt und wir haben weitere Spieler im Kader, die das Zeug für Höheres mitbringen. Robin Schwick ist auch so einer. Wenn er auf das Niveau von vor zwei Jahren kommt, dann werden wir viel Spaß an ihm haben. Das große Potenzial ist unbestritten."

Bei der Frage, welchen Typ Trainer Siegert verkörpern will, ist er sich derweil noch nicht ganz sicher, kann aber eines bereits ausschließen: "Ich bin definitiv kein Laptoptrainer!" Es gelte, den richtigen Mix zu finden. "Ich will erfolgreich sein. Welchem Trainertypen ich dann zuzuordnen bin, ist zweitrangig. Meine Aufgabe ist es, den Jungs täglich klarzumachen, worum es geht und dass sie alles für diesen Verein geben müssen. Wenn es auf den Platz geht, erwarte ich von der ersten Sekunde an vollste Konzentration und Professionalität." Denn bei diesem Thema haben sie in Herbern nun einen Experten am Seitenrand. Torschütze des schnellsten Tores in der Geschichte des deutschen Profifußballs: Benjamin Siegert.