Landesliga 4

Jakob Schulze Pals, Heimspiel-Mitarbeiter

Probleme mit der Akklimatisierung und Wiederauferstehungen


von Jakob Schulze Pals

(11.11.20) Es gibt bekanntlich zwei Arten, wie man an ein leckeres Gericht herangeht. Entweder man pickt sich sofort die leckeren Sachen heraus oder man nimmt erstmal die Sachen, die man vielleicht nicht ganz so lecker findet und arbeitet sie erst ab, damit man nachher das andere noch mehr würdigen kann. Und die Landesliga 4 ist ja wohl der Inbegriff eines fußballerischen Leckerbissens. Nur waren eben nicht alle Teams aus dem Heimspielland bisher so richtig erfolgreich. Manche können gar ein Lied von Quarantäne und Spieltagsausfällen singen. Frag mal den SV Drensteinfurt.

Schließlich durften große Teile der Mannschaft des Aufsteigers nach einer 2:6-Heimpleite am dritten Spieltag gegen die IG Bönen erstmal in Quarantäne. Zwar konnten die, im Zuge dessen ausgefallenen, Partien inzwischen nachgeholt werden und der SVD steht immerhin bei sieben absolvierten Spielen. Gut liefen diese allerdings überhaupt nicht. Nach dem 1:1-Remis am ersten Spieltag gegen den TuS Altenberge reihte die Mannschaft von Trainer Oliver Logermann sechs Niederlagen aneinander- bedeutet Rang 18. Akute Akklimatisierungsprobleme mit der neuen Liga bei den Stewwertern, die zudem mit 18 Gegentoren, zusammen mit Wiescherhöfen und dem VfL Senden die Schießbude der Liga stellen. Es wäre wohl zu einfach, alles auf Corona zurückzuführen. Aber ungünstiger als beim SVD hätte es wohl nicht laufen können.

Wir bleiben dann erstmal im Tabellenkeller. Denn nur zwei Ränge über dem Schlusslicht aus Drensteinfurt steht der VfL Senden. In Senden wollten sie eigentlich ab dem Mittelfeld aufwärts schauen, hatte Rabah Abed vor der Saison erklärt, der mit Thomas Morzonek ein Trainerduo bildet. Die Realität sieht anders aus. Zwar lieferte der VfL teilweise spektakuläre Partien ab, wie ein 4:5 beim TuS Altenberge, zog letztlich aber zu oft den Kürzeren. Immerhin zuletzt schlug man Eintracht Ahaus zu Hause mit 1:0 – es war der erste Saisonsieg. Zwölf Hütten haben die Sendener bereits erzielt, alleine sieben davon gehen auf das Konto von Niklas Castelle. Dem gegenüber stehen übrigens 18 Gegentore.

Auch Vorwärts Wettringen ist ein Aufsteiger und lernte bisher nur den Tabellenkeller der Liga kennen. Doch die Wettringer dürften zu den Mannschaften gehören, die gerne weitergezockt hätten. Blieb man in den ersten fünf Partien noch sieglos, konnte man in den vergangenen drei Spielen gleich zweimal gewinnen. Auch hier ist das Problem nicht die Offensive. Zwölf Saisontreffer sind gut. Aber in einer Liga, in der sowieso scheinbar niemand so richtig mit Abwehr spielt, kann auch die Mannschaft von Trainer Patrick Wensing keine Catenaccio-Werte liefern. 15 Gegentore sind einfach zu viel und kosten vor allem Punkte.

Kommen wir zu einer Mannschaft, die wohl problemlos ein ganzes Wochenende im Berghain durchhalten könnte. Schließlich kennen sich die Jungs mit Feiern aus. Die Rede ist natürlich von Borussia Münster, die bekanntlich den Durchmarsch von der Kreisliga A in die Landesliga vollbrachten. Und nach den ersten beiden Spieltagen und zwei Siegen dachte man schon, dass die jetzt nur noch aufsteigen. Ich war natürlich schon dabei, die Mannschaft in den fußballerischen Himmel zu schreiben. Aber Vorsicht: Denn Trainer Yannick Bauer wusste ganz genau, die Landesliga 4 ist ein raues Pflaster. Es folgen fünf Pleiten am Stück, ehe zuletzt gegen den SV Drensteinfurt wieder ein Erfolg gefeiert wurde.

Kennen wir da noch einen aus der Liga? Ah, den SC Altenrheine und damit wird es hier langsam sonnig. Nach drei Siegen zum Auftakt waren die Kanalkicker schließlich noch auf Titelkurs. Joel Flasse oder Nick Petlach zauberten das Leder in den Winkel, als wäre es das einfachste auf der Welt. Ganz so perfekt lief’s dann allerdings nicht weiter, es folgten zwei Niederlagen, ehe der SCA wieder dreifach punktete. Rang sieben und Schlagdistanz auf die Spitze. Also wenn’s 2049 mal weitergehen sollte, hat der SCA durchaus noch was vor.

Nur einen Platz davor steht der BSV Roxel. Nachdem Sebastian Hänsel nach drei Jahren als Trainer an der Tillbecker Straße seine Zelte abgebaut hat, stehen dort nun Tobias Tumbrink und Manuel Andrick an der Seitenlinie. Und es läuft. Zwar haben die Kleeblätter in sieben Partien nur sieben Tore erzielt, aber eben 13 Punkte geholt. Dazu kommt ein Torverhältnis von -1, Minimalismus at it’s best.

Genau wie Roxel 13 Zähler gesammelt, aber zwei Plätze besser postiert, ist die Eintracht aus Ahaus. Die Mannschaft von Frank Wegener war vom Verletzungspech geplagt. Bis zu acht Spieler musste der Coach ersetzen, teilweise fallen ihm diese auch langfristig aufgrund von Kreuzbandrissen aus. Und dennoch steht die Truppe auf dem vierten Rang. Das ist eine abartige Willensleistung, die für den - das betont Wegener immer wieder gebetsmühlenartig - unbändigen Teamgeist der Truppe spricht. Einstellung top. Und Kreuzbänder bestimmt irgendwann auch wieder. Gute Besserung an all die Verletzten!

Ebenfalls punktgleich, aber auf Rang drei stehen die ambitionierten Blau-Gelben aus Herbern. Dort schwingt seit Sommer Ex-Profi Benjamin Siegert das Zepter an der Seitenlinie. Oben mitspielen wolle man, hieß es vor der Saison. Insgeheim brennt man in Herbern auf die Westfalenliga. Ein Spaziergang wird das nicht, das hat der SV bereits zu spüren bekommen. Allerdings hat die Siegert-Elf auch erst sechs Spiele absolviert. Also auch hier hat noch jemand Ziele.

Rollen wir den roten Teppich aus und kommen zu Branchenprimus TuS Altenberge. Nach einer schwachen ersten Saison unter André Rodine, der die Nachfolge von Florian Reckels antrat, wollte der TuS diese Spielzeit alles besser machen. Und bisher gelang das eindrucksvoll. Die Rückkehr von Jakob Schlatt tut der Mannschaft sehr gut. Jannick Hagedorn netzte bereits sieben Mal und von den vergangenen fünf Partien konnte man vier für sich entscheiden. 32 Tore fielen bisher in den acht Spielen der Altenberger – ist also auch immer was fürs Auge.