Kreisliga A3 MS

Lukman Atalan (r.) gefällt es bei GS Hohenholte.

Familienmitglied Lukman Atalan


Von Fabian Renger

(16.07.20) Zehn Punkte aus 19 Partien. Eine desaströse Bilanz und definitiv die eines Absteigers. GS Hohenholte grüßte von ganz unten in der Kreisliga A2. Dank Corona gehört GSH auch in der Saison 2020/21 zur A-Liga. Lukman Atalan startet also quasi seinen zweiten Neustart. Kurz vor Weihnachten war der Ex-Flemmer von Concordia Albachten Öffnet externen Link in neuem Fensterals Nachfolger von Ralf Zenker vorgestellt worden. "Da ist einiges schief gelaufen", hatte er damals fix bemerkt. Er traf auf einige Kicker, die sogar wohl abgeschlossen hatten mit dem Zocken. Er war als Aufbauhelfer gefragt.

Bisweilen wurde es direkt mal richtig kurios. Im Test gegen Turo Darfeld verletzten sich seinerzeit die Brüder Yannick und Mario Boonk Mitte Februar schwer. Herrlich. Die Laune wurde da nicht besser. "Sowas habe ich noch nie erlebt", schaut Atalan zurück. Die beiden Pflichtspiele unter seiner Leitung vorm Corona-Break endeten obendrein ohne Punkte. Wir hätten mit Atalan nicht tauschen wollen.

Woran er sich auch gewöhnen musste: Die Karnevalszeit. In Hohenholte wird das fett gefeiert. "Da bin ich überhaupt nicht der Typ für. Aber mal gucken, vielleicht ergibt sich ja was, dass ich vielleicht mitmache. Ich weiß auch nicht, ob ich das überlebe in Hohenholte...", sagt er und lacht. Ein Mann, ein Wort! Das ist aber auch das einzige, was ihn an seiner Aufgabe vielleicht stören mag. Aber da muss er durch. Genauso wie durch unsere Fragen. Bevor er kommende Woche mit dem Team in die Vorbereitung (sieben Testspiele sind vereinbart) startet, hat er ja Zeit satt. Also ab dafür!

Ich stelle mal die Frage, die man eigentlich nicht stellen muss bei euch, aber: Ihr wollt es wahrscheinlich besser machen als in der vergangenen Saison, oder?
Lukman Atalan: Genau! Natürlich ist die Liga mit 13 Mannschaften für alle was Neues - auch mit einen paar neuen Teams. Das Ziel sollte es auf jeden Fall sein, möglichst schnell viele Punkte zu sammeln, um danach nicht mehr so einen Stress zu bekommen wie in der vergangenen Saison.

Was macht dich denn da zuversichtlich? So viel getan hat sich ja eigentlich nicht. Ihr habt ja mit Patrick Hinkerohe und Serwan Agirman ja nur zwei Neuzugänge.
Atalan: Da kommen zwei gute Kicker dazu. Patrick wird mich auch als Trainer unterstützen. Und da kommt ein Frederik Fechner zurück, der verletzt war und jetzt wieder angreifen möchte. Leon Marquardt ist ab Anfang September von seinem Amerika-Aufenthalt wieder da. Man hat aber auch schon im Winter das Potenzial gesehen. Nur das Selbstbewusstsein hat einfach gefehlt. Ich denke, dass die Jungs nach einer guten Vorbereitung wieder befreit aufspielen können.

Das ist für dich aber auch bescheiden gewesen. Du startest, dann gibt's zwei Liga-Spiele und dann kommt Corona.
Atalan: Wir haben in der Vorbereitung Mannschaften wie der SG Coesfeld zum Beispiel ganz gut Paroli geboten. Dann kam die Karnevalsphase, wo gleich drei Spieler einen Mittelfußbruch hatten und Leistungsträger wie Mario Boonk und Erik Bernsjann oder Schnapper Yannick Boonk ausgefallen sind. Dann wurde es halt schwierig. Gegen Altenberge haben wir ein gutes Spiel gemacht, machen das 1:1 und kriegen durch ein zweites Standard-Tor unglücklich das 1:2. Da waren wir eigentlich die bessere Mannschaft, haben aber wieder null Punkte geholt. Dann fangen die meisten halt an, zu überlegen und viel nachzudenken. Das möchte ich diesmal von Anfang an vermeiden.

Wie flößt man so einer Mannschaft denn Selbstbewusstsein ein?
Atalan: Einfach Fußball kicken und den Jungs mit der Soccerwatch zeigen, dass sie gar nicht so schlecht sind und ihnen vor Augen zu führen, dass sie mit Spitzenmannschaften mithalten können. Auch in der Vorbereitung sollten wir viele Spiele gewinnen. Damit sie einfach das vergessen, was in der letzten Saison vorgefallen ist.

Sind denn bei euch alle fit gerade? Und was ist mit den Langzeitverletzten?
Atalan: Mit einigen, die Verletzungen hatten, haben wir zusammen mit unserem Physio ein bisschen privat was gemacht. Das läuft soweit. Die anderen hatten während des Lockdowns auch über zehn Wochen einen Trainingsplan gekriegt. Das haben sie alle umgesetzt. Ich denke, dass wir im Vergleich zu den anderen Mannschaften gut fit sind.

Bist du denn selbst fit? Du spielst ja selbst auch noch weiter...
Atalan: Ich gehe jede Woche zwei- bis dreimal Laufen. Ich bin auch mit dem Physio unterwegs, weil ich auch ein paar Leistenprobleme habe. Aber das kriege noch im Griff und will in dieser Saison nochmal richtig angreifen.

Mit 32 Jahren geht ja auch noch was.

Atalan: Ja, ein Jahr geht noch mindestens. Mal gucken, was die Knochen dann so sagen. Aber es macht ja auch Bock.

Warum macht's in Hohenholte genau Bock?
Atalan: Das Besondere ist halt, dass die meisten Jungs sich ja seit Jahren kennen und alle aus einem Dorf kommen, da hast du einfach eine Mannschaft. Der Zusammenhalt ist ziemlich stark. Klar muss man taktisch und fußballerisch noch was tun. Aber dieses Mannschaftsgefühl ist einfach eine Grundvoraussetzung, um erfolgreich zu sein.

Wie sieht das bei euch speziell aus?
Atalan: Nach dem Training um elf Uhr, halb zwölf sitzen da noch 13,14 Leute und trinken noch einen, quatschen. Das ist schon eine richtig große Familie! Das ist schon was ganz Großes. Deswegen bin ich auch überzeugt, dass es was werden kann.

Fühlst du dich schon als Mitglied dieser Familie?
Atalan: Ja, die Jungs haben mich gut aufgenommen. Wenn wir spielen oder trainieren, will ich schon die Leistung sehen. Danach kann man schon Späße machen und ein paar Bierchen trinken. Die meisten kommen auch gut damit klar. Das ist ja auch noch anders, wenn du als Trainer selbst spielst und dir den Arsch aufreißt. Vielleicht kommt mir das zugute, dass ich mich nicht nur in der Halbzeit dahin stelle und die Leute kritisiere und selber noch zeige, wie es geht.