"Wenn aus ihnen Männer werden" - Teil 2

„Wenn aus ihnen Männer werden…“

Zwischen Fussball und Ausbildung

 

von Steffen Uphues

Im zweiten Teil der Serie „Wenn aus ihnen Männer werden…“ beschäftige ich mich als Heimspiel-Mitarbeiter mit dem Spagat zwischen Fussball auf der einen und dem beruflichen Werdegang auf der anderen Seite. Luca Jungfermann (SC Greven 09), Stefan Bischoff (1.FC Gievenbeck II) und Kay Dombrowski (Concordia Albachten) stecken mittendrin im Ernst des Lebens, doch deswegen das Fussball spielen aufzugeben, kommt für die Drei nicht in Frage.

Manchmal im Winter ist er ganz schön am frieren. Dann ist jede Minute Verspätung eine Minute zu viel. Aber normalerweise hat Stefan Bischoff kein Problem damit, an Gleis 3 auf den Zug zu warten, der ihn von Münster ins nah gelegene Osnabrück zur Uni bringt. Eigentlich hat er ja eine Wohnung dort, doch so ganz ausziehen will er zu Hause nicht. Was auch Sinn macht, denn schließlich wohnt er im Gievenbecker Schöppingenweg, 100 Meter Luftlinie von der FCG-Anlage entfernt, die neben Osnabrück seinen Lebensmittelpunkt darstellt.

Dreimal die Woche trainiert er mit der zweiten Mannschaft, in der er sich zu einer festen Größe entwickelt hat. Außerdem betreut er zusammen mit seinem Mitspieler Janis Hohenhövel auch noch die U14. Wie er sein Engagement bei Gievenbeck mit seinem Jura-Studium zeitlich vereinbaren kann, frage ich ihn: „Das ist gar nicht so schwer. Als Student hat man nicht die allerlängsten Tage und kann es sich auch mal erlauben, zuhause etwas nachzuholen. Der Fußball bietet dann natürlich den perfekten Ausgleich zum "vielen" Lernen.“

Leicht war es am Anfang auch für Luca Jungfermann nicht. Der ehemalige Gievenbecker, der mittlerweile unter der Regie seines Vaters Roland beim SC Greven 09 aktiv ist, wird seit August beim LVM zum Versicherungskaufmann ausgebildet. Teilweise sitzt er bis 18 Uhr im Büro und muss dann weiter zum Training. Er gesteht, dass das zu Beginn nicht einfach war: „Ich war von der Arbeit vor allem mental erstmal total ausgelaugt. Dann ohne Pause direkt zum Training zu fahren und dort Leistung zu bringen, fiel mir zu Beginn sehr schwer.“

Trotzdem setzte der Trainer am Wochenende auf ihn und das sollte sich auszahlen. Heut zu Tage ist Luca Jungfermann eine feste Größe im Grevener Team, den Spagat bewältigt er mittlerweile gekonnt und Zeit zum Abschalten bleibt immer noch am Freitagabend, wenn er sich ins Münsteraner Nachtleben begibt. Dann ist die Wahrscheinlichkeit, Stefan Bischoff und weitere Kollegen aus Gievenbecker Zeiten zu treffen, sehr hoch. Und jedes Mal freut sich Luca Jungfermann. „Bei Greven haben wir auch menschlich ne tolle Mannschaft und gerade die älteren Spieler sind mitunter die lustigsten Vögel. Aber natürlich vermisse ich auch die Jungs vom FCG, mit denen ich in der Jugend lange zusammen gespielt habe.“

Ähnlich zwiegespalten sieht Kay Dombrowski seine Rückkehr nach Albachten. Sein einjähriges Intermezzo bei Borussia Münster letztes Jahr war für ihn „eine große Bereicherung“. „Dieses Jahr war das Beste, was mir passieren konnte. Ich habe sportlich einen Schritt nach vorne gemacht und darüber hinaus viele neue Leute kennengelernt. Abseits des Platzes ging es immer lustig zu, sodass wir auch nach dem Training noch lange zusammen saßen.“ Dass der Zusammenhalt in der Mannschaft nun ein anderer ist, als noch mit ausschließlich gleichaltrigen, möchte Kay Dombrowski zu seinem Vorteil nutzen. „Mein Fokus liegt nun mehr auf dem Training an sich, als auf dem Gerede drum herum. Das war früher vielleicht nicht immer so“, bekennt er.

Während viele andere Schüler in der Zeit der Abiturprüfungen ihre Hobbies außen vor lassen, sieht der junge Concorde vom Wilhelm-Hittorf-Gymnasium das Training weniger als zusätzliche Belastung, sondern vielmehr als willkommene Ablenkung. Die Tatsache, dass er nur wenige Minuten vom Platz entfernt wohnt, macht es natürlich einfacher, beides unter einen Hut zu bringen.

Die Frage nach der Zukunft zeigt, wie zufrieden die Drei mit der Gegenwart sind. „Könnt ihr euch einen Vereinswechsel im Sommer vorstellen“, wollte ich wissen und die einstimmige Antwort lautete: „Nein.“ Luca Jungfermann spricht davon, dass er „in Greven noch nicht fertig ist“, Stefan Bischoff fühlt sich bei Gievenbeck pudelwohl und Kay Dombrowski will in Albachten erst einmal zeigen, was er bei Borussia so gelernt hat.

So werden alle Drei, sollte Bischoff mit dem FCG nicht noch aufsteigen, auch nächstes Jahr in der Kreisliga A1 unterwegs sein und weiterhin versuchen, neben ihrem beruflichen Weg links und rechts immer noch mal ein wenig Zeit für den Fussball zu finden.