"Wenn aus ihnen Männer werden" (4)

„Wenn aus ihnen Männer werden…“

Faszination Borussen

 

von Steffen Uphues

Im vierten und letzten Teil der Serie „Wenn aus ihnen Männer werden…“ besuche ich vier junge Männer am Sportplatz der DJK Borussia Münster, die dort in der nächsten Spielzeit zusammen für die erste Mannschaft auflaufen. Alexander Pohlmeier und Fabian Stelzig bestreiten gerade ihre erste Seniorensaison, Maxi Jonitz und Joshua Roth haben diese noch vor sich.

Die Sonne scheint ihm ins Gesicht und sie passt zu dem Lächeln des jungen Mannes. Alexander Pohlmeier fühlt sich wohl am Borussen. Es ist 15.30 Uhr am Samstagnachmittag und längst ist die Kantine, der „Borussen-Treff(er)“, gefüllt mit Fussballbegeisterten, die gierig auf den Anpfiff der Bundesliga-Partien warten. Unter ihnen auch Alexander Pohlmeier, der zwar noch nie für Borussia Münster gespielt hat, aber doch schon einen Platz einnimmt in der von ihm bezeichneten „großen Familie“.

Einer seiner besten Freunde, Fabian Stelzig, hat sehr wohl schon den „Borussen-Adler“ auf der Brust getragen. In frühen Jahren erlernte er bei der DJK das Fussball spielen, ehe er in der D-Jugend dann zu den Preußen wechselte. Dort traf er in der U16 zum ersten Mal auf Alexander Pohlmeier und sofort verstanden sich beide auf und auch neben dem Platz prächtig, sodass sie von da an unzertrennlich waren. So gingen sie zusammen zum SC Münster 08 an den Kanal und spielen ihre erste Seniorensaison zurzeit bei BW Aasee. Nachdem Fabian Stelzig nun bei Borussia zugesagt hatte, war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis Alexander Pohlmeier nachzieht.

Auch sportlich lagen die Gründe beim großgewachsenen Stürmer auf der Hand: „Ich bin mit meinen Leistungen im ersten Seniorenjahr bislang sehr zufrieden. Bis jetzt habe ich 23 Tore erzielt und ich hoffe, dass ich Aasee mit weiteren Treffern zum Aufstieg verhelfen kann. Aber dann möchte ich den nächsten Schritt machen und ich glaube, Borussia ist da eine sehr gute Adresse.“

Mitte der ersten Bundesliga-Halbzeit erzählt mir Maxi Jonitz dann bei einem „kühlen Blonden“, wieso er sich so schwer getan hat mit seiner Zusage. Natürlich sieht auch er, dass Borussia mit Christoph Hunnewinkel aktuell über eine starke Nummer 1 verfügt. Dazu kommt, dass sein langjähriger Jugendtrainer, den er in seiner Zeit beim ESV kennengelernt hat, ihn gerne zum SC Türkiyem gelockt hätte. Ich frage Maxi Jonitz, wieso er sich letztendlich entschieden hat zu bleiben und die Antwort erklärt ein wenig die „Faszination Borussen“: „ Hier herrscht ein unglaublich entspanntes Klima. Man kennt sich und geht freundschaftlich miteinander um. Viele Spieler in meinem Alter, die Borussia verlassen haben, bereuen das im Nachhinein, denn gerade als junger Spieler brauchst du sehr viel Unterstützung und hier hat immer jemand ein offenes Ohr für deine Probleme.“

Joshua Roth sieht das ganz genauso und deswegen entschied er sich im vorletzten Winter nach seiner Zeit beim SC Münster 08 an die Grevingstraße zurückzukehren, wo er bis zur C-Jugend aktiv war. Als ich ihn frage, worauf er sich im Seniorenbereich am meisten freut, entgegnet er mir mit einem Lächeln: „Sonntags endlich mal auszuschlafen!“

Dieses Mal verzichte ich auf die Halbzeitanalyse der Bundesligaspiele und erörtere lieber mit Fabian Stelzig und Alexander Pohlmeier die größten Unterschiede zwischen Senioren- und Juniorenfussball. Beide bestätigen mir den Wahrheitsgehalt der weit verbreiteten Meinung, das Spiel werde im Seniorenbereich körperbetonter. Doch mehr Tempo im Spiel konnten die beiden nicht ausmachen. Im Gegenteil: „Spielerisch gesehen ist es schon ein Unterschied, ob du mit der A-Jugend in der Landesliga spielst, oder wie jetzt bei BWA in der Kreisliga B“, führt Alexander Pohlmeier indirekt einen weiteren Wechselgrund an. Fabian Stelzig wird sogar noch genauer in seiner Beschreibung: „Viele Mannschaften agieren immer wieder mit langen Bällen. Da ist kein wirklicher Wille zum Kombinationsfussball erkennbar. Folgerichtig entstehen natürlich viele, auch ungewollte, Zweikampfsituationen.“

Die zweite Bundesliga-Hälfte vergeht wie im Flug. Ein Tor jagt das nächste und die Stimmung im „Borussen-Treff(er)“ wechselt ähnlich schnell, wie ein Chamäleon seine Farbe im bunten Bällchenbad. Später sitzt man draußen zusammen und schwelgt in Erinnerungen der Jugendzeit. Maxi Jonitz und Joshua Roth sprechen dabei immer wieder gerne über ihre letzte A-Jugendsaison. Zwar scheiterte man im Pokal und bei den Stadtmeisterschaften jeweils im Halbfinale und auch die Meisterschaft wurde in den letzten Begegnungen noch aus den Händen gegeben, aber menschlich waren alle auf einer Wellenlänge. Lange saß man nach dem Training oder den Spielen noch bei einer Flasche Bier zusammen und scherzte, so wie Jugendliche es halt tun.

Jetzt werden diese Jugendlichen zu Männern und ich frage, ob sie ein wenig Angst davor haben, dass es nie wieder so unbeschwert zu gehen wird, wie noch im letzten Jahr.

„Es wird anders, das ist klar. Aber im Leben muss man immer nach vorne blicken. Niemand ist für immer jung“, wird Joshua Roth zum Abschluss noch mal philosophisch. Dann verabschiedet er sich und fährt davon. Doch er wird wiederkommen. Ganz gewiss.