Hinten Boxer, vorne Ballerina

von Christian Lehmann

(25.03.19) An der zweiten Saison-Niederlage seines Teams hatte Pascal Wilmes nicht lange zu knabbern. Im Gegenteil, der Trainer des SV Mesum II zog sogar Positives aus der 2:3 (0:1)-Niederlage gegen die Reserve des SC Altenrheine.

"Vielleicht ist das gar nicht so schlecht. Die Sinne werden dadurch jetzt vielleicht wieder etwas geschärft", sagte Wilmes."Wir wissen, woran es gelegen hat. Altenrheine hat es sehr gut gemacht, wir haben den Kampf überhaupt nicht angenommen. Uns fehlte komplett die Handlungsschnelligkeit, die Zweikampf-Quote lag gefühlt bei null Prozent. Da hätten uns zwei Kampfschweine wie Simon Overesch oder David Rieke geholfen." Die waren aber nicht im Aufgebot.

Im Schlussspurt doch noch fast der Ausgleich

Erst, als das Spiel schon sicher verloren schien, bäumte sich der Tabellenführer in den letzten Spielminuten noch einmal auf. Jannes Rauß verkürzte nach einer Flanke von der linken Seite auf 1:3 (89.), kurz darauf schweißte Tony Henke das Leder von der Strafraumgrenze zum 2:3 in den Winkel (90.+4). Die Mesumer bekamen sogar noch einen letzten Angriff gewährt, doch der Ball flog durch den Altenrheiner Sechzehner, ohne einen Abnehmer zu finden (90.+5). Der mögliche Ausgleich wäre an diesem Tag aber nicht gerecht gewesen, befand Wilmes. "Wenn wir noch das 3:3 gemacht hätten, wäre das bitter für Altenrheine gewesen, weil sie sehr, sehr viel investiert haben", lobte er den Gegner.

Jörg Stein und seine Jungs hatten sich nämlich im Laufe der Trainingswoche einen exzellenten Plan zurecht gelegt. "Das war ein richtig geiles Spiel, wir freuen uns riesig. Mesum hat kein Mittel gegen unsere Art, Fußball zu spielen, gefunden", jubelte der SCA-Coach. Wie das aussah, erklärte er im Nachgang: "Hinten wie ein Boxer, vorne wie eine Ballerina", scherzte er.

Rozmiarek wie ein 18-Jähriger

In der Tat packten die Kanalkicker in der Defensive gegen Lars Jenders und Co. stets beherzt zu, nach vorne waren dann immer wieder überfallartige Angriffe angesagt. So kam auch der Führungstreffer zustande. Routinier Lars Rozmiarek eroberte im Mittelfeld den Ball und trieb ihn dynamisch über die Außenbahn zur Grundlinie. Sein Trainer traute seinen Augen kaum und witzelte: "Das hat er vor rund zehn Jahren das letzte Mal gemacht." Mit der folgenden Flanke hatte SVM-Schlussmann Daniel Renger seine liebe Not, sodass Frank Thalmann sich nur noch mit einem Foulspiel gegen Altenrheines Leon Reekers zu helfen wusste. Den berechtigten Strafstoß verwandelte Lorenzo Darmiento zum 1:0 (13.). Mit Ausnahme einiger Versuche von Lars Jenders aus der Distanz bekamen die dominanten, aber nicht zielstrebigen Mesumer fortan offensiv nur wenig auf die Kette. "Wir haben viel zu selten vertikal gespielt, das war einfach zu verteidigen", grantelte Wilmes.

Viel änderte sich daran auch nach der Pause nicht. Auf der Gegenseite demonstrierten die Kanalkicker lehrbuchmäßig, wie man einen Konter perfekt ausspielt. Leon Reekers spielte einen Doppelpass mit Darmiento und schickte Kevin Beermann, der das Leder mit Risiko nahm - und belohnt wurde (0:2/57.). In der Folge hielt SCA-Schnapper Nick Brinkmann sein Team mit zahlreichen bärenstarken Paraden auf der Siegerstraße. Und es kam sogar noch besser: Eine Flanke von Steffen Schulte aus dem Halbfeld erreichte Nico Helmich, der im Zentrum zum 0:3 vollstreckte (77.). Die Partie war entschieden, zumindest scheinbar. In der Schlussphase mussten die Gäste nämlich zwei frühen verletzungsbedingten Auswechslungen von Rozmiarek (35.) und Youri Diekmännken (38.) Tribut zollen. Erst, als die Kräfte beim SCA nachließen, kam Mesum auf Temperatur. Zu spät.

SV Mesum II - SC Altenrheine II     2:3 (0:1)
0:1 Darmiento (13./FE), 0:2 Beermann (57.),
0:3 Helmich (77.), 1:3 Rauß (89.),
2:3 Henke (90.+4)