Aller Einsatz von Torschütze Nils Hönicke - hier gegen Kalle Hoffmann - ist für die Katz: Der FCE war einfach nicht heiß genug aufs Weiterkommen gegen die Borussia.

Kreispokal 2018/19

Omar Guetat (l.) vom FCE kommt einen Schritt zu spät gegen den Borussen Marco Schubert.
"Sorry, war nicht so gemeint!" Uwe Laurenz und Schiri Thomas Wessel hatten viel Redebedarf. In seiner Analyse suchte Laurenz die Schuld an der Pleite aber in den eigenen Reihen.

Bissige Borussen belohnen sich spät


von Fabian Renger

(03.10.18) Die dritte Minute der Nachspielzeit am Teekotten lief, die heimischen Borussen hatten im Kreispokal den FC Eintracht Rheine zu Gast. 2:2 stand's, die Taktiken für die Verlängerung waren längst ausgetüftelt. Da rangelten Rheines Marvin Holtmann und Dettens Niklas Melzer ein Ründchen um die Kugel und gingen beide zu Boden, Melzer konnte Mario Brinkmanns Freistoß von rechts aber noch erfolgreich in die Mitte verlängern, wo Hendrik Ohde vollstreckte. Die Eintracht schrie, die Borussia jubelte, denn der Treffer zählte: 3:2 (0:2) schlug der Westfalenligist und Kreispokaltitelverteidiger den Favoriten aus der Oberliga. Ein Ende, das sich schon früh abgezeichnet hatte.

Bereits nach einer knappen Viertelstunde Spielzeit war der Puls von Uwe Laurenz im hochroten Bereich angekommen. "Ihr spielt wie am Strand hier" wies er seine Männer lauthals zurecht. Ganz und gar nicht gefiel ihm, was sich auf dem Grün abspielte. Emsdetten ging drauf und ließ den Gästen keine Luft zum Atmen. Der FCE wirkte seltsam lethargisch. Laurenz teilte den Eindruck nach Spielschluss voll und ganz:"Wir waren zu pomadig, zu langsam, hatten zu wenig Tempo und zu wenig Esprit." Kein gutes Zeugnis.

FCE von der Rolle

Die Eintracht, die auf mehrere Hauptdarsteller verzichten musste, wirkte ganz und gar nicht eingespielt und total von der Rolle. Szenen wie die folgenden gab es zuhauf: Steffen Menke führt einen Freistoß schnell aus in der Annahme, sein Kompagnon Omar Guetat wäre gestartet. Pustekuchen, der Freistoß geht ins Leere (24.). Im Abschnitt zwei spurten Timo Scherping und Menke zum Ball, eine aussichtsreiche Position. Beide rennen sich über den Haufen, die Kugel ist weg (67.). Was war da nur los?

Gute Frage. "Wir hatten eine klare Idee, die wir nicht umgesetzt haben. Gerade in der zweiten Halbzeit. Das ist ganz alleine unser Verschulden", wollte Laurenz die Schuld nicht auf den Schiedsrichter Thomas Wessel laden. Die letzte, spielentscheidende Szene hatte Rheines Übungsleiter naturgemäß anders gesehen, in seinen Augen habe Melzer Holtmann gefoult. "Wir dürfen aber nicht den Fehler machen und die Schuld bei irgendjemand anderem suchen", blieb Laurenz ein fairer Sportsmann.

Ein Bild mit Symbolcharakter: Timo Scherping (#18) liegt am Boden, Kevin Torka bleibt standhaft.

Dazu gab es auch keinen Grund. Diese ominöse Liebhaberei zwischen Holtmann und Melzer war im Strafraum-alltäglichen Gewusel schlicht und ergreifend auch nicht einwandfrei zu erkennen. Und wie heißt es so schön: Im Zweifel für den Angeklagten. Referee Wessel hatte sowieso keinen leichten Stand, musste oft eingreifen, hatte aber eine klare Linie, unterband so viel es geht und blieb sich selbst meistens treu. Der war nicht Schuld am Ausscheiden des FCE.

Wer war es aber dann? Natürlich: Die Eintracht zum einen höchstselbst, aber auch einfach richtig gallige Hausherren. Die waren geil aufs Spiel und hatten auch in den ersten 45 Minuten schon die klareren Dinger. Während der FCE meist harmlose Schüsse aus dem Rückraum durch Philipp Brüggemeyer (8.) oder Luca Meyer (22.) abfeuerte, sah das bei Borussia besser aus. Nur: Bei Kevin Torkas Hereingabe fehlte jemand im Zentrum (20.), beim Schuss von Merlin Heinz war FCE-Schnapper Philipp Hinkerohe im Weg (28.) genauso wie bei einer weiteren dicken Gelegenheit von Kalle Hoffmann (44.).

"Blaupause der Meisterschaftssaison"

Borussias Trainer Roland Westers bezeichnete den ersten Durchgang im Nachgang charmant als "Blaupause der Meisterschaftssaison." Heißt übersetzt: Inkonsequent vorne und hinten zweimaliges Pech: Nils Hönicke verwandelte einen Freistoß zum 0:1 (34.), Timo Scherping spritzte in eine Flanke von Daniel Mladenovic zum 0:2 (45.). Die vermeintliche Vorentscheidung. Auch für Westers.

"Wer erwartet da denn noch was? Keiner! So sind die Jungs auch raus gegangen, es gab ja nichts mehr zu verlieren." Stimmt. Und sie setzten den Auftrag des Coaches, "konsequent auf die Hütte draufzuhauen", direkt brav um. Marcus Meinigmann traf aus 20 Metern halbhoch ins Eck - nur noch 1:2 (53.). Er legte später nach und blieb vor Hinkerohe richtig cool, Nick Wedi hatte zuvor toll durchgesteckt -  2:2 (70.).

"Den krieg ich!" Das denkt sich jedenfalls Eintrachtler Steffen Menke. Tja, aber Nick Wedi ist einfach schneller.

Dem FCE fehlten zu dem Zeitpunkt weiter die Ideen und die ganz klaren Möglichkeiten. Beinahe hätte Brinkmann Schützenhilfe geleistet, dessen verunglückten Rückpass kratzte Dettens Schlussmann Nils Wiedenhöft gerade so noch von der Linie (80.). Auf der anderen Seite ging da schon mehr die Post ab: Dem Kopfball von Melzer fehlte jedoch jegliche Präzision (81.), fünf Minuten drauf dann der größte WTF-Moment: Marius Klöpper rechts raus zu Hoffmann, der flankt scharf vorher an den zweiten Pfosten. Dort ist Peter Lakenbrink bestens postiert, Maik Osterhaus ist jedoch haarscharf eher am Ball.

Es war übel - vor allem für Westers. Der hatte nämlich auf eines gar keine Lust: Verlängerung. "Ich bin einfach tierisch froh darüber, dass es keine gab", meinte er. Und auch diesen Gefallen sollten ihm seine Jungs ja noch erfüllen...

Borussia Emsdetten - FC Eintracht Rheine 3:2 (0:2)
0:1 Hönicke (24.), 0:2 Scherping (45.)
1:2 Meinigmann (53.), 2:2 Meinigmann (70.)
3:2 Ohde (90+3.)