Querpass

Helmut Hettwer ist in einer Dreifach-Funktion aktuell ein vielgefragter Mann.

"Keiner nörgelt, keiner meckert"


Von Fabian Renger

(29.04.20) Helmut Hettwer ist ein Mann mit vielen Baustellen. Er ist Vorsitzender des Tecklenburger Fußballkreises, dort auch Vorsitzender des Jugendausschusses und obendrein Vereinsvorsitzender von SW Lienen. Und das in der Corona-Lage. Doch: Von Burn-Out ist nichts zu merken beim Funktionär. Eher im Gegenteil. Wir haben mit ihm lange und ausführlich gesprochen: Über Corona, Videokonferenzen - und die Vorteile der aufgesplitteten Kreisliga C.

Können Sie das Wort Corona noch hören?
Hettwer: Die Situation ist halt da und wir müssen einfach mit ihr umgehen. Das tun wir auch. Wir haben wöchentlich unsere Videokonferenzen mit dem Verband. Die Vereine bei uns im Kreis sind wirklich super drauf, es ist eine ruhige Arbeit. Keiner nörgelt, keiner meckert.

Als es losging mit der Corona-Geschichte, haben Sie mal gesagt, es hätte sich damals so wie ein 24-Stunden-Dienst angefühlt...
Hettwer: Da wusste ja auch niemand, was jetzt los ist. Die Kommunen wussten nicht, was Sache ist, das Gesundheitsamt wusste nicht, was Sache ist...der eine sagte so, der andere sagte so. Daraufhin haben wir gesagt: Wir setzen den Spielbetrieb jetzt für 14 Tage aus. Und dann kam freitags ja vom Verband die Meldung für ganz Westfalen. Die Zusamenarbeit mit dem Verband ist sowieso überragend. Über die Themenseite Corona mit den täglichen Updates sind die Vereine auch sehr gut informiert.

Jetzt gab es ja in der vergangenen Woche das Votum der Kreisvorsitzenden pro Abbruch der Saison. Das war ja auch eindeutig. Auch für Sie wahrscheinlich...
Hettwer: Ja klar, auf alle Fälle. Wie es nachher genau wird, das muss man ja abwarten. Thema Satzungen, Ordnungen und Verbandstag. Aber die Kreise innerhalb Westfalen sind sich da auch sehr, sehr einig.

Wie sieht eigentlich die Arbeit aktuell aus im Fußballkreis. Gibt's eine Art "Krisenstab", oder Ähnliches?
Hettwer: Nein, vom Krisenstab würde ich nicht sprechen. Wir vom Kreisvorstand wie auch vom Kreisjugendausschuss haben zusammen jeden Donnerstag um 20 Uhr eine Videokonferenz. Da sprechen wir die Sachen miteinander ab und gucken, was innerhalb der vergangenen Woche alles so gekommen ist, wie wir das für uns umsetzen im Kreis, ob wir irgendwo tätig werden müssen. 

Wie regeln Sie das eigentlich alles? Sie sind ja nicht nur Kreisvorsitzender und Vorsitzender des Kreisjugendausschusses, sondern auch noch Vorsitzender von SW Lienen...
Hettwer: ...Ja...

Ich stelle mir das - gerade aktuell - ein bisschen anstrengend vor.
Hettwer (lacht): Also ich sage es mal so: Wenn du kein gut funktionierendes Team hast, dann ist es für einen Vorsitzenden - egal, in welcher Branche - anstrengend. Zumindest, wenn man ein Einzelkämpfer ist, aber ich bin seit jeher schon ein Teamplayer. Als Vereinsvorsitzender kann ich nur sagen: Wir sind ein Großverein und da hast du deine Abteilungsleiter. Und die machen einen überragenden Job. Du bist da ja nur dann gefordert, wenn es irgendwie brodelt oder brennt. Sonst hast du mit den Abteilungen ja nichts zutun.

Da muss man also die Fäden zusammenhalten.
Hettwer: Du bist Ansprechpartner, wenn es eine Situation gibt, wo die Abteilung sagt: Puuh, das können wir selbst nicht entscheiden. Als Einzelkämpfer musst dich nicht wundern, wenn du jemanden anspricht und der dann sagt 'Schön, dass du mich ansprichst, aber du entscheidest doch sowieso alleine'.

Wie sehr belastet die Corona-Situation den Verein finanziell? Stichwort Beiträge.
Hettwer: Wenn, dann ginge es nur um Kursbeiträge. Aber auch da haben wir aktuell keine Probleme. Bei uns werden die Kurse erst abgerechnet, sobald der Kurs abgeschlossen ist. Und aktuell gibt es keine Kurse, da müssen wir keine Vorauszahlungen zurückziehen oder sowas.

Bei den Senioren kennt man ja inzwischen den Fahrplan. Endgültige Sicherheit kommt wohl nicht vor Juni und einem nötigen Verbandstag. Was ist bei der Jugend herausgekommen am Wochenende? 
Hettwer: Dasselbe wie bei den Senioren. Wir müssen abwarten, was für Vorgaben von 'oben' kommen - also vom 'Vater Staat' runtergebrochen nach unten hin. Der Tenor im Jugendbereich war aber einhellig: Abbruch in der Situation, ja, in welchem Falle, nein.

Also auch bleibt hier die Frage nach dem Wie in Sachen Wertung noch offen.
Hettwer: Ja, identisch wie im Seniorenbreich. Welchen Modus wir dann nehmen, dann muss man dann mal schauen.

Mal etwas ganz anderes. Sie haben ja die C-Ligen im Kreis vor der Saison neu strukturiert. Nach einer Qualiphase gab's danach eine Aufteilung nach der Stärke und nun zwei Platzierungsgruppen sowie eine Meister/Aufstiegsrunde. Wie fällt Ihr Zwischenfazit aus?
Hettwer: Erstmal positiv. Einige sagen immer noch, wir haben zu viele Spiele. Doch viele sehen dem das Positive entgegen und sagen: Wir haben nicht den einen Gegner, wenn wir gegen den verlieren, haben wir die Meisterschaft verspielt. Wir haben in den Playoff-Spielen in der Meisterrunde gleichwertige Gegner.  Es bringt ja auch nichts, wenn ich neun Spiele alle hoch gewinne und das eine entscheidende Spiel verliere ich 0:1 und das war's dann. Und ich persönlich sehe es so: Wer Bock hat, Fußball zu spielen, dem ist es auch egal, ob er jetzt 30 oder 32 Spiele macht.

Ist ja eigentlich auch mal schön und mal etwas anderes, dieser Modus.
Hettwer: Das war auch unser Ziel. Viele kriegten dann auch zum Ende der Saison keine Leute mehr zusammen. Ich glaube, das lag auch daran, weil sie permanent zehn Stück in die Bude reingekriegt haben, da sagt sich ein Spieler: Ne, ich gehe jetzt lieber mal an den Baggersee. Die anderen beiden Gruppen unter der Aufstiegsrunde sind ja auch nicht gewürfelt, sondern auch mit gleichstarken Mannschaften zusammengesetzt.

Da gibt's weniger solcher Ergebnisse, das stimmt. Abschließend kurz zurück zur aktuellen Lage: Videokonferenzen sind ja in Mode. Wie laufen die eigentlich ab? Gibt's da einen Moderator? Reden alle durcheinander? Gibt's da Sprech-Kärtchen?
Hettwer: Eine Konferenz geht - egal, in welchem Rahmen - nur mit Disziplin. Punkt. Klar, ist ein Moderator da: Beim Verband ist das unser Präsident Gundolf Walaschewski und bei uns im Kreis bin ich das. Nach einer kurzen Begrüßung wird dann gesagt: Hört mal zu, bitte die Mikrofone aus, damit wir vernünftig miteinander arbeiten können. Und wenn die Mikrofone aus sind, das sieht man ja auf dem Display, dann hat man keinen Widerhall oder man hört kein kleines Kind, das irgendwo reinrennt. Das läuft super diszipliniert und hervorragend. Wer dann reden will, hat die Möglichkeit über den Chat mit einer Frage oder kann sich auch sonst kurz zuschalten.