Überragend im Eins-gegen-Eins: Umut Berke nimmt es gerne auch mal mit mehreren Gegenspielern auf - und dabei in Kauf, auch mal auf die Socken zu bekommen. Foto: Lehmann

Berke: "Habe aus der Vergangenheit gelernt"


Von Christian Lehmann

(18.02.22) Seine Dribblings und Übersteiger sind berüchtigt, in der Liga gilt Umut Berke als einer der besten Fußballer. Wir haben mit dem 28-jährigen Offensivmann von Vorwärts Epe im Vorfeld der Partie beim SV Heek gesprochen und den Spieltag getippt. Mittlerweile wurden die Plätze in Heek gesperrt, das Verfolger-Duell des Tabellendritten beim Sechsten fällt leider aus. Das hindert uns natürlich trotzdem nicht, die spannende Geschichte von Umut Berke zu erzählen. 

Sportlich hat der Flügelspieler schon so einiges erlebt. Bei Matellia Metelen machte Berke seine ersten Schritte als Fußballer. "Mein Bruder Ugur hat mich zum Fußball gebracht. Er war ein überragender Kicker, ihn auf dem Fußballplatz zu sehen, hat mich immer fasziniert", verrät er uns. In der Jugend kickte Berke außerdem für Vorwärts Wettringen und Eintracht Nordhorn, wo er 2012 den Sprung in den Seniorenfußball schaffte. Der Verein spielte damals in der Oberliga Niedersachsen, musste sich aber aufgrund einer finanziellen Schieflage in die Landesliga zurückziehen. Ein Jahr später lotste ihn sein ehemaliger Trainer Dirk Altkrüger zu Grün-Weiß Nottuln, danach ging's fast jährlich weiter zu einem anderen Klub. Preußen Borghorst, Union Lohne, SV Meppen. "Ich komme mir fast blöd vor, wenn ich die ganzen Wechsel aufzähle", sagt er grinsend.

Sprung in den Profifußball knapp verpasst

In Meppen trainierte er regelmäßig im Regionalligateam von Christian Neidhart ("ein überragender Trainer und absoluter Fachmann") mit, der heutige Chefcoach von Rot-Weiß Essen berief ihn sogar zweimal in den Spieltagskader. Zu einem Einsatz kam es nie. "Ich habe lange den Traum vom Profifußball gehabt", sagt Berke, der es zwischenzeitlich auch in der Heimat Türkei versuchte - ohne Erfolg. Mittlerweile tritt Berke bereits im fünften Jahr bei Vorwärts Epe gegen den Ball - von einem Kurz-Intermezzo bei der SpVgg Erkenschwick mal abgesehen. Am Wolbertshof scheint es richtig gut zu passen. Auch für die kommende Saison, dann unter dem neuen Trainer Timo Scherping, hat der begnadete Techniker zugesagt.

"Die Gespräche waren sehr gut, der neue Trainer scheint ein Top-Typ zu sein. Er hat sich in der Region einen Namen gemacht. Wer jahrelang auf so einem Niveau liefert wie er, hat nicht so viel verkehrt gemacht", meint Berke. An Angeboten mangelte es offenbar nicht, Berke soll sogar - in Absprache mit seinem aktuellen Klub - im Winter beim Oberligisten SpVgg Vreden vorgespielt haben. "Wenn alles passt, will ich das Bestmögliche erreichen. Aber das ist alles Zukunftsmusik. Ich konzentriere mich jetzt erstmal auf die Aufgaben mit Vorwärts Epe", sagt er.

Derbylust: "Hätte drei Stunden weiterspielen können"

Und die haben es durchaus in sich: Am 6. März steht das große Derby gegen den FC Epe an. An das Hinspiel (1:1), bei dem er den Ausgleichstreffer von Spielertrainer Marco Aydin vorbereitete, hat Berke gute Erinnerungen: "Das war so ein geiles Spiel mit so einer tollen Stimmung - ich hätte noch drei Stunden weiterspielen können. Es hat Spaß gemacht." Mit einem Sieg gegen den Tabellenführer könnte Vorwärts nochmal richtig dick Lunte riechen im Titel-Dreikampf, in dem auch SuS Stadtlohn mitmischt. "Wir schauen trotzdem in erster Linie auf uns, alles andere bringt uns ja nichts. Ich verspreche aber: Mit uns ist zu rechnen", sagt Berke. Er selbst kann mit fünf erzielten Treffern und schätzungsweise mehr als doppelt so vielen Assists gute Werte vorweisen - ist damit aber nicht vollends zufrieden. "Ich bin überzeugt davon, dass da noch Luft nach oben ist."

Berke hat in dieser Saison schon mehrere Verletzungen hinnehmen müssen - trotz Bänderriss im Fußgelenk, Schulter- und Meniskus-Problemen aber alle 16 Spiele seines Teams mitgemacht. Dass er so häufig gefoult wird, hängt natürlich auch mit seiner Spielweise zusammen. "Ich weiß, dass ich häufiger abspielen sollte. Ich provoziere das auch und bin so ein bisschen auch selber Schuld - aber das ist halt meine Linie. Ich bin ein Straßenfußballer und auf dem Bolzplatz groß geworden - Fouls gehören da dazu. Fußball ist Kontaktsport." Dennoch gesteht er, dass er sich von der einen oder anderen Provokation in den vergangenen Jahren auch habe zu Fehlern, die Platzverweise nach zu zogen, verleiten lassen. "Viele wissen, dass ich eine kurze Zündschnur habe, aber ich habe aus der Vergangenheit gelernt."


Bezirksliga 11, der 17. Spieltag

ASV Ellewick - VfB Alstätte (Sonntag, 15 Uhr)
Nur zwei Testspiele - immerhin mit Siegen gegen Eintracht Stadtlohn (4:2) und Union Wessum (4:1), konnte der ASV in der Vorbereitung bestreiten. Ob die Truppe um das Spielertrainer-Duo Alex Buning und Marc van den Berg am Wochenende ran darf, steht auch noch in den Sternen. Sollte die Partie im Waldstadion angepfiffen werden, dürfen wir uns aber auf Tore satt freuen. 42 (!!!) Tore fielen in den jüngsten sieben Begegnungen beider Teams. Insgesamt ging Alstätte in 23 Partien neunmal als Sieger hervor, zwölfmal gewann Ellewick. Auch für den VfL ist es ein Kaltstart, das letzte Testspiel gegen den 1. FC Bocholt II (3:0) liegt schon drei Wochen zurück.
Hinspiel: 3:2
Heimspiel-Tipp: 2:1
Berke: Alstätte hat uns auch schon mal ein Bein gestellt - 0:3.

FC Epe - RC Borken-Hoxfeld (Sonntag, 15 Uhr)
Nach Stadtlohn und vor Vorwärts Epe ist Borken-Hoxfeld - FCE-Spielertrainer André Hippers mahnte aber schon direkt im Anschluss an den 1:0-Triumph im ersten Spitzenspiel: Das wird kein Selbstläufer. Muss er aber eigentlich auch gar nicht, denn sowohl das 2:2 im Hinspiel als auch der zuletzt überzeugende Hoxfelder Auftritt beim 5:1 gegen Heek sollten Warnung genug sein. "Es gab auch gegen Stadtlohn nur drei Punkte zu holen. Wenn wir jetzt nicht nachlegen, hilft uns das nichts", so Hippers. Bei den Gästen ist durchaus Selbstvertrauen zu spüren. "Wir werden uns gut auf Epe einstellen. Es ist nicht so, dass sie unbesiegbar sind", meint Trainer Dennis Seeger.
Hinspiel: 2:2
Heimspiel-Tipp: 2:1
Berke: Das gewinnt der FC - leider. Sie sind Erster und nehmen die Euphorie voll mit. 2:0.

Eintracht Coesfeld - SuS Stadtlohn (Sonntag, 15 Uhr)
Auch für den Zweiten aus Stadtlohn steht eine komplizierte Aufgabe an. Der Liga-Vierte aus Coesfeld erwies sich im Hinspiel als extrem wehrhaft und glich in der 91. Minute durch Torjäger Marius Borgert zum 2:2-Endstand aus. SuS-Trainer Stefan Rahsing gibt seiner Mannschaft vor der schweren Auswärts-Aufgabe eine klare Message mit auf den Weg: "Ab sofort werden wir uns ausschließlich nur noch auf uns konzentrieren. Es geht darum, dass wir uns um uns selbst kümmern und unsere Leistung wieder konstant auf den Platz bringen müssen." Defensiv passte zwar beim Spitzenspiel in Epe viel, vor dem gegnerischen Tor muss sich die Truppe aber steigern, um dran zu bleiben am Tabellenführer. Stadtlohn hat zwar noch ein Nachholspiel in der Hinterhand, ist nun aber angesichts von vier Punkten Rückstand endgültig der Jäger.
Hinspiel: 2:2
Heimspiel-Tipp: 0:2
Berke: 0:4  

VfL Ramsdorf - VfL Billerbeck (Sonntag, 15.30 Uhr)
Nach dem Derbysieg gegen Weseke pirscht sich der VfL Ramsdorf in der Tabelle immer weiter nach oben und ist nun schon Fünfter. Das Team von Trainer Marco Weitz zählt zwar mit 27 erzielten Toren nicht gerade zu den Torfabriken der Liga, die engen Spiele hat es aber häufig für sich entschieden. Beim Hinspiel in Billerbeck gab's allerdings ein 2:2-Remis - nach zweimaligem Rückstand. Billerbecks Interimscoach Philipp Daldrup sah trotz der 0:2-Pleite gegen Eintracht Coesfeld vor einer Woche gute Ansätze bei seinem Team.
Hinspiel:
2:2
Heimspiel-Tipp: 1:1 
Berke: 1:3

SV Gescher - Adler Weseke (Sonntag, 15.30 Uhr)
Einen von insgesamt nur vier Punkten in dieser Saison holten die Gäste beim 1:1 im Hinspiel. Trainer Patrick Koster sah vergangenen Sonntag gegen den VfL Ramsdorf allerdings eine Mannschaft, die in der Rückrunde nochmal anpacken will - selbst wenn der Klassenerhalt schwer bis gar nicht mehr zu realisieren scheint. Für Gescher gilt es in der Rückrunde, vom aktuell eher enttäuschenden 9. Platz noch ein wenig nach vorn zu klettern. Das spielfreie Wochenende nutzte die Mannschaft von Trainer Hendrik Maduschka zu einem 4:2-Testspielsieg gegen SuS Stadtlohn II. 
Hinspiel: 1:1
Heimspiel-Tipp: 3:1
Berke: 3:1


* Die Partien des TuS Wüllen gegen die SG Coesfeld 06 und des SV Heek gegen Vorwärts Epe wurden bereits abgesagt.