"Am liebsten jede Woche ein Derby"

Von Christian Lehmann

(27.10.19) So richtig ist der SV Wilmsberg in dieser Saison ja noch nicht aus den Socken gekommen. Aber Derby können sie, die Männer von Trainer Christof Brüggemann. Wie schon im April dieses Jahres setzten sich die Piggen im Prestigeduell gegen den SV Burgsteinfurt durch. Durch ihren 2:1 (1:0)-Erfolg stürzten die Wilmsberger ihren Gegner in eine tiefe Herbst-Depression. 

Über die Personalsituation in seinem Team mag SVB-Coach Christoph Klein-Reesink aktuell gar nicht mehr reden. Dennoch musste er, denn vor dem Spiel hatte sich nun auch noch Premium-Notnagel Patrick Kapke verletzt. Der Torhüter, der für den Langzeit-Verletzten Marcel Brameier bis zum Saisonende aushelfen sollte, zog sich bei der Arbeit eine schwere Knieverletzung zu (Verdacht auf Kreuzbandriss) und gesellt sich zur ellenlangen Verletztenliste bei den Stemmertern. Zwischen den Pfosten stand im Waldstadion der blutjunge Jan Stegemann. 

Gute Noten für Torwart-Jungspund

"Wir können machen, was wir wollen. Derzeit sind wir aber nicht unbedingt vom Glück geküsst", meinte Klein-Reesink. Eines stellte er klar: Am erst 18-jährigen Schlussmann hatte es wahrlich nicht gelegen. "Jan hat das in seinem allerersten Seniorenspiel richtig gut gemacht." Das sah auch Kollege Christof Brüggemann so: "Er wirkte nicht sonderlich nervös."

Dennoch witterten die Hausherren an diesem Tag ihre Chance. Schon nach drei Minuten musste Stegemann erstmals ran. Nachdem Alex Wehrmann einen Eckball scharf aufs Tor gezogen hatte, lenkte er die Kirsche mit den Fingerspitzen drüber (3.). Beim 1:0 war er jedoch machtlos, dabei war die einstudierte Einwurf-Variante des Gegners den Stemmertern wohl bekannt. Raffael Dobbe feuerte das Leder in den Strafraum, Niklas Thoms verlängerte per Kopf, Niclas Ochse stand bereit (1:0/11.). "Nici hat die letzten beiden Derbys verpasst, deswegen brannte er heute besonders", verriet Brüggemann. 

Keine Durschlagskraft bei Hollermann und Co.

Auch die Gäste aus Burgsteinfurt brannten, so richtig viel Durchschlagskraft entfachten sie dennoch nicht. Eine Großchance gab's im ersten Durchgang jedoch. Nachdem Ricardo Bredeck bei einer Ecke von Lars Kormann über den Ball getreten hatte, war Alex Hollermann am zweiten Pfosten zu überrascht und verpasste die Kugel (32.).

Auch im zweiten Durchgang vergab Hollermann die besten Burgsteinfurter Gelegenheiten (65./70.), ehe sich Alex Wehrmann anschickte, die Partie zu entscheiden. Eigentlich hatte sein Coach den angeschlagenen Flügelspieler, der in dieser Woche aufgrund von Knöchelproblemen nicht hatte trainieren können, längst auswechseln wollen. Doch Wehrmann hatte noch Dampf, verpasste zunächst bei einer Kontersituation die Entscheidung (79.) - und war dann doch zur Stelle. Nach einer Kombination über Bredeck und Zuspiel von Ochse umspielte er Stegemann und schob zum 2:0 ein (81.). Zwei sorgte ein direkt verwandelter Freistoß Jonas Grüterings aus dem Halbfeld (2:1/90.) noch für etwas Spannung in der Nachspielzeit, nicht aber für die Wende.

Auftrieb für Wilmsberg?

"Wir haben jetzt am liebsten jedes Wochenende Derby", flachste SVW-Coach Brüggemann. "Wir sind endlich mal wieder mit 100 Prozent Leidenschaft zu Werke gegangen. Man konnte von der ersten Minute an merken, wir sind heute bereit - und Burgsteinfurt ist verwundbar. Ich hoffe, dass der Glaube jetzt zurück ist und das den Jungs den nötigen Schwung gibt."

Während die Stimmung in Wilmsberg nach dem Spiel prächtig war, sind sie in der Kreisstadt tief betrübt. Trainer Klein-Reesink hat das Thema Aufstieg nach fünf sieglosen Spielen in Serie erst einmal ad acta gelegt. "Wir fahren gut damit, darüber erstmal gar nicht mehr zu reden. Wenn wir so weitermachen, sind wir weit davon entfernt, oben mitzuspielen. Ich kann der Mannschaft den Willen gar nicht absprechen, aber nach vorne fehlte uns die Entschlossenheit."

SV Wilmsberg - SV Burgsteinfurt     2:1 (1:0)
1:0 Ochse (11.), 2:0 A. Wehrmann (81.), 
2:1 Grütering (90.)