Kaum ein Tor geschossen, schon coronaerkrankt: Benjamin Siegert wird am Wochenende weder als Spieler noch als Trainer in Wettringen aufkreuzen. Foto: Lehmann

90 sind mit 40 einfach zu viel  

Von Jakob Schulze Pals

(29.04.22) Dass Benjamin Siegert, Trainer des SV Herbern, mit dem Fußball als Spieler in der zweiten und dritten Liga mal seine Brötchen verdient hat, ist bekannt. Doch am vergangenen Sonntag fügte der mittlerweile 40-Jährige seiner illustren Laufbahn ein weiteres Anekdötchen hinzu. Im Heimspiel gegen Eintracht Ahaus stand Siegert wegen akuten Personalmangels nicht nur 90 Minuten auf dem Platz, sondern erzielte eine Viertelstunde vor Schluss auch noch den Siegtreffer zum 2:1.   

„Mein allererstes Landesligator war es nicht, aber natürlich mein erstes für Herbern. Und wer weiß, vielleicht bin ich ja der älteste Ligatorschütze der Historie,“ so der gebürtige Berliner, den es nach seiner Energieleistung vom Wochenende sofort erwischt hat. Das kommende Auswärtsspiel bei Vorwärts Wettringen verpasst er coronabedingt. „Das ist der Preis, den ich mittlerweile zahlen muss. Das Spiel am Sonntag war einfach zu hart,“ witzelt er.

Stabilität ist das Zauberwort

Trotzdem ist Siegert vor der Partie am Sonntag optimistisch. Seine Mannschaft ist schließlich seit sieben Spielen ungeschlagen. Okay, darunter tummeln sich fünf Remis. Aber trotzdem, das Team ist deutlich stabiler als noch in der Hinrunde und kassiert viel weniger Gegentore. Ursprünglich hatten die Blau-Gelben vor der Saison große Ambitionen und wurden auch von der Konkurrenz hochgehandelt. Doch in der Hinrunde lief wenig zusammen, noch im Dezember rangierte der SVH auf einem Abstiegsrang. Mittlerweile beträgt der Vorsprung auf einen rot gefärbten Platz sechs Punkte.   

Unter der Woche gab’s derweil auch in Sachen Personal gute Nachrichten. Der SV Herbern hat sein Trainerteam für die kommende Spielzeit komplettiert. Dass Julian Wiedenhöft – derzeit noch in Diensten des SC Münster 08 – den scheidenden Siegert als Cheftrainer beerben wird, war schon seit vergangenem Januar klar. Mit Sven Freitag (Torwarttrainer) und Oliver Glöden (Co-Trainer) ist die Bande nun vollzählig. Bleibt nur noch eine Frage: In welcher Liga dürfen die drei sich nächste Saison versuchen?

Anschwitzen, der 29. Spieltag

Borussia Münster – TuS Altenberge (Fr., 18.30 Uhr)
Der Spieltag startet am Freitagabend gleich mit seinem wohl bedeutungsschwangersten Spiel. Borussia Münster (Rang 15, 20 Punkte) steht auf einem Abstiegsplatz. Der TuS Altenberge (Platz 13, 22 Zähler) nicht. Mehr muss man nicht wissen, um sich der Bedeutung dieser Partie im Klaren zu sein. Pünktlich zum sogenannten Sechs-Punkte-Spiel, wie es im Fachjargon so schön heißt, konnten beide Teams ihre jüngsten Partien jeweils gewinnen. Kicken können eigentlich beide, doch die Erbarmungslosigkeit der Abstiegsangst hat schon so manches begnadete Füßchen erstarren lassen. Mal sehen. 
Heimspiel-Tipp: Ich weiß es doch auch nicht! 4:4 das keinem weiterhilft. 

SC Altenrheine – SG Bockum-Hövel (Sa., 16 Uhr)
Machen wir uns nichts vor. Der Großteil der Liga spielt in den letzten Wochen dieser Saison nur noch um die goldene Ananas. Die Partie zwischen Altenrheine und Bockum-Hövel steht dafür exemplarisch. Die Hausherren haben es sich im gesicherten Mittelfeld gemütlich gemacht. Sowohl nach oben als auch nach unten wird wohl nicht mehr allzu viel passieren. Und die SG spielt zwar ihre beste Saison der jüngeren Vereinsgeschichte. Trotzdem beträgt der Rückstand des Zweitplatzierten auf Tabellenführer Bönen satte 13 Zähler. Es ist ein Spiel des Spiels wegen. Tabellenfetischisten dürften demnach eher nicht auf ihre Kosten kommen. Immerhin, die Stadionwurst in Altenrheine soll was können.   
Heimspiel-Tipp: 1:2

Werner SC – SG Borken (Sa., 17.15 Uhr)
Ja.
Heimspiel-Tipp: 2:0

Westfalia Gemen – Viktoria Heiden (So., 15 Uhr)
Während Borussia Münster und der TuS Altenberge in den vergangenen Wochen eher auf der Rasierklinge herumstolpern, legt Westfalia Gemen eine durchaus beachtliche Kür hin. Zwölf Punkte haben die Jungs aus Borken in der Rückrunde schon eingeheimst und damit bereits mehr als in der gesamten Hinserie. Das macht sich auch in der Tabelle bemerkbar. Nach der Hinrunde betrug der Rückstand aufs rettende Ufer noch satte sieben Punkte. Nun ist die Westfalia mit Altenberge auf dem gesicherten 13. Rang punktemäßig gleichgezogen. Unter der Woche gab’s im Nachholspiel einen 4:0-Sieg über den VfL Senden. Übrigens: Bei einer Niederlage könnte sich auch Heiden im Abstiegskampf wiederfinden.       
Heimspiel-Tipp: 3:1

VfL Senden – BSV Roxel (So., 15 Uhr)
Beide haben unter der Woche gespielt. Beide haben Prügel bezogen. Senden verlor, wie bereits erwähnt, mit 0:4 in Gemen. Roxel ging gar mit 0:7 in Bönen unter. Sowieso ist es gerade ein bisschen trist beim BSV. Die Kleeblätter warten seit sechs Partien auf einen Sieg und werden auch am kommenden Sonntag zum VfL mal wieder ersatzgeschwächt anreisen. Endrit Sojeva fehlt gelbgesperrt, Daniel Ziegner und Christoph Lübke müssen ebenfalls passen. Gut möglich, dass sich Co-Trainer Manuel Andrick in der Startaufstellung wiederfinden wird. Kicken kann der aber auch. 
Heimspiel-Tipp: 0:1. Andrick (56.).

Eintracht Ahaus – IG Bönen (So., 15 Uhr)
In der Hinserie war dieses Duell noch das Spitzenspiel schlechthin. Ahaus reiste damals als noch ungeschlagener Tabellenzweiter und ärgster Verfolger der maschinell konstanten IG zum Auswärtsspiel nach Bönen an. Dort gab’s dann für die Eintracht die erste Saisonniederlage (1:3), die Ahaus in eine schwere und fünf Pleiten andauernde Dezemberdepression stürzen sollte. So ist das Duell am Sonntag für Ligaprimus Bönen nur der nächste Schritt in Richtung Westfalenliga. Ahaus belegt heute Rang sechs, Niederlagen und Siege halten sich die Waage. Trübsal bläst deswegen aber niemand.   
Heimspiel-Tipp: Die Revanche für die Dezemberleiden: 3:2. 

Vorwärts Wettringen – SV Herbern (So., 15 Uhr)
„Letzte Woche haben wir personell aus dem letzten Loch gepfiffen. Diese Woche wird es das vorletzte sein,“ erklärt SVH-Coach Siegert anschaulich. „Trotzdem erwarte ich und gehe auch davon aus, dass wir mit voller Energie in dieses Spiel gehen. Wettringen hat zuletzt überraschend hoch verloren, die wollen sicherlich Wiedergutmachung betreiben. Da müssen wir voll dagegenhalten.“ 
Heimspiel-Tipp: 1:1