Die "größte Herausforderung in der Geschichte des Fußballs"


Von Fabian Renger

(01.03.21) Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel hat Post bekommen. Der Absender: DFB-Präsident Fritz Keller. Per Brief wandte sich das Oberhaupt des Deutschen Fußball-Bundes an die Regierungschefin und ihre Bundesminister. Am kommenden Mittwoch (3.3.) beraten Bund und Länder schließlich wieder über ihre nächsten Schritte in der Corona-Politik.

Keller verpackte fünf Kernbotschaften in seinem Schreiben.
1. Der Fußball unterstützt die Politik.
2. Die Hygienekonzepte im Amateurfußball haben sich bewährt.
3. Das Infektionsrisiko bei Spiel und Training ist sehr gering.
4. Der Lockdown bedeutet eine große Belastung und Gefahr für den Amateursport.
5. Das Sportverbot im Verein schadet der Gesundheit - körperlich und psychisch.

Der Verband veröffentlichte die Kernbotschaften Öffnet externen Link in neuem Fensterauf seiner Webseite und schreibt, dass der Fußball in "seiner Breite mittlerweile vor der größten Herausforderung seiner Geschichte" stehe. Der Verband will aber handeln und stellt klare Forderungen - und den Sportlern eine Perspektive geben. Wir haben die wichtigsten Aussagen für euch gefiltert.

"Stufenweiser Einstieg in Trainingsbetrieb ist nicht erforderlich"

"Aufgrund der nachgewiesen sehr geringen und zudem sehr kurzen Kontakte beim Fußballspielen ist ein stufenweiser Einstieg in den Trainingsbetrieb nicht erforderlich. Ein Mannschaftstraining wird auf dem Spielfeld als durchführbar und verantwortbar angesehen", heißt es auf der DFB-Homepage. "Andere Einschränkungen wie ein anfängliches Nutzungsverbot von geschlossenen Räumen (Umkleiden, Duschen) sind in der ersten Stufe der Rückkehr akzeptabel." Dies sei ja auch beim ersten Lockdown im vergangenen Jahr von den Vereinen bereits gewissenhaft umgesetzt worden.

"Gesundheitsfördernder und sozialer Beitrag zum körperlichen und psychischen Wohlbefinden"

Ähnlich wie neulich, als sich Keller mit seinem Vize Dr. Rainer Koch an die Vereine wandte, wird wieder klar: Kinder und Jugendliche zuerst. Der DFB schreibt: "Das Fußballspielen und der regelmäßige Kontakt zu Gleichaltrigen leistet einen großen gesundheitsfördernden und sozialen Beitrag zum körperlichen und psychischen Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen. Die gleichen Effekte gelten für Erwachsene. Daher sollten Kinder und Jugendliche möglichst bald wieder zurück auf den Platz - unter klarer Beachtung der nötigen Vorgaben und strikter Einhaltung der Hygienekonzepte." 

"Kinder und Jugendliche sollten möglichst bald wieder zurück auf den Platz"

Über 30 Prozent der Kinder und Jugendlichen hätten während der Pandemie psychische Auffälligkeiten aufgewiesen, dazu hätten der Bewegungsmangel und die fehlenden sozialen Kontakte in den Vereinen nachweislich beigetragen. Zudem macht der DFB auf die Gefahr eines möglichen Mitgliederschwunds aufmerksam, falls der Sport-Lockdown weiter anherrsche - auch wenn sich die Vereine bisher als robust erwiesen hätten.

"Keine nachgewiesenen Infektionen während eines Spiels oder Trainings im Freien"

"Bisher gibt es keine nachgewiesenen Infektionen während eines Fußballspiels oder Fußballtrainings im Freien", schreibt der Verband und garniert dies mit der gemeinsamen Studie der Universität des Saarlandes und der Universität Basel. 780 Partien aus dem Profiligen und Amateurbereich mit mindestens einem SARS-CoV2-verdächtigen Spieler wurden analysiert. Das Ergebnis laut DFB: "Dabei konnte nur in einem Fall eine Infektion mit SARS-CoV-2 während eines Spiels nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Außerhalb des Spielfelds kam es im Fußball vor dem Lockdown nur vereinzelt, aber bundesweit betrachtet zu keinem nennenswerten Infektionsgeschehen."

Neben der Veröffentlichung dieser fünf Kernbotschaften gibt's auf der DFB-Homepage Öffnet externen Link in neuem Fensterzudem ein Interview mit Keller zu lesen.

"Kinder und Jugendliche sind in die Schulen zurückgekehrt, was ein wichtiger Schritt ist, damit nicht eine ganze Generation abgehängt wird", sagt er dort. "Daneben wird es maßgeblich sein, dass sie wieder gemeinsam Sport treiben dürfen. Verantwortungsvoll, mit Hygienekonzept - so, wie es nachweislich schon nach dem Restart im vergangenen Sommer funktioniert hat." Ihm gehe es dabei nicht nur um den Fußball allein, sondern um den gesamten organisierten Breitensport. 

Bereits mehr als 100.000 Menschen beteiligten sich laut Keller derweil an der neulich ins Leben gerufenen Amateurfußball-Umfrage des DFB. "Die Ergebnisse werden nun ausgewertet und in der kommenden Woche vorgestellt", sagt der Verbands-Boss. "Es zeichnet sich sehr deutlich ab, dass unsere mehr als sieben Millionen Mitglieder neben dem aktiven Fußballspielen vor allem die Gemeinschaft in ihren Vereinen massiv vermissen. " Von der Konferenz am Mittwoch erhofft er sich, "dass der Sport die Chance erhält, noch stärker dazu beitragen zu können, dass wir gemeinsam durch diese schwere Zeit kommen."