Borussias Notbesetzung macht das ganz gut
Von Fabian Renger
(01.03.20) Damit ihr nicht gleich die Lust an diesem Text verliert: Wir wollen eigentlich ja nicht so gerne über personelle Notlagen berichten. Das hört und liest man zu oft. Überall. Jederzeit. Und gerne ist dieses Thema eine Ausrede in welcher Not auch immer. Aber: Bei Borussia Emsdetten herrschte größtmögliche Not vorm Auswärtsspiel beim SuS Neuenkirchen. Die erste Elf war noch eine gute - die Bank-Besetzung mehr als nur eine Not-Mannschaft. Für einen Sieg hat's dennoch gereicht. Für einen 3:1 (3:0)-Erfolg nämlich. Doch kurz zu 42-jährigen Comebackern.
Es hat schon Trainer gegeben, die gar keine große Geschichte drausmachen möchten, wenn sie Oldies einwechseln und das uns Pressemeute gerne verschweigen oder beinahe verbieten möchten, darüber zu berichten. Roland Westers ist da (Gott sei Dank!) anders. Mit Stephan Gerigk brachte er in der Schlussphase des Matches ein 42-jähriges Mitglied der alten Herren. "Die zehn Minuten hat er gut geackert", lobte Borussias Coach.
Ein Puzzle
Neun Spieler (!) hatten Westers gefehlt. Grippewelle - es war Karneval in Emsdetten... - und Verletzungen waren schuld. Übrig blieben auf der Bank Leute wie Mario Brinkmann, die sonst gar nicht mehr so eingeplant sind, oder ein Maxi Langer, der bis dato einmal mittrainiert hatte. Dazu kamen mit Bastian Wolf und Henrik Möllers zwei Leute aus der Zweiten, die samstags dort auf ihre Minuten gekommen sind. Und eben jener Gerigk. Beinahe hätte "Cello" Langenstroer, der samstags in der Reserve ausgeholfen hatte - und mit einer Zerrung raus musste, gute Besserung! - auch noch auf dem Spielbericht gestanden. Aber so groß war die Not dann doch nicht...
Was für eine Notlage. Und dann dieser famose erste Durchgang. Wobei famos vielleicht der falsche Begriff ist. Eiskalt passt schon eher. Oft kam die Westers-Gang gar nicht vors Tor - wenn, dann waren die Versuche halt eben drin. Früh im Spiel erlaubte sich Emanuel Beckmann-Smith ein Foulspiel an Vincent Schulte im Strafraum. Jan Kortevoß verwandelte den fälligen Elfer (2.). Dann verletzte sich SuS-Capitano Julian Knocke (10./Zerrung) und Borussia erhöhte. Schnapper Nils Wiedenhöft fängt einen Eckstoß ab, schlägt die Murmel lang, Kalle Hoffmann erläuft sie, spielt aus vollem Lauf in die Mitte, wo Schulte vollstreckt (14.). Elf Minuten drauf eine ähnliche Szene, wieder war Hoffmann beteiligt, am Ende jubelte Marius Klöpper - 3:0 für Emsdetten (25.).
Kein Wunder, dass Nelson da Costa gefrustet des Weges kam. Der SuS-Trainer muss sich Woche für Woche wiederholen: Immer wieder diese doofen Gegentore. "Wir scheitern an unseren eigenen Fehlern, das nervt mich", ärgerte er sich. "Wir sind manchmal zu naiv, manchmal zu leichtsinnig." Was sie auf jeden Fall vor der Pause nicht waren: Konsequent genug in den Zweikämpfen. Borussia nahm den Hausherren mit ihrer robusten Spielweise die Butter vom Brot. Da Costa empfand den Gast als "unangenehmen Gegner. Schwierig, durch so eine Deckung durchzukommen."
"Gegenseitiges Neutralisieren"
Einmal kurz vor der Pause kam der SuS mal zum Abschluss. Marco Diekmann zielte links am Gehäuse vorbei. Nach der Pasue blieb das Bild dasselbe: Das Bemühen konnte man dem SuS nicht absprechen. Aber es ging nur bis rund 20 Metern vorm Emsdettener Tor, danach war Feierabend. Das Spiel war nicht langweilig, es war schon recht intensiv, es ging vor allem neben der Kugel hoch her. Nur fußballerisch ansprechend war es nicht mehr. "Das war eher ein gegenseitiges Neutralisieren", so Westers.
An deren Ende wenigstens noch der Ehrentreffer für die Hausherren fiel. Marvin Egbers beendete eine muntere Vollversammlung in Dettens 16er mit dem 1:3 (71.). Das war's eigentlich auch mehr oder weniger an nennenswerten Momenten. "Wir müssen aufpassen, nicht in so einen Negativstrudel hereinzugeraten", resümierte da Costa abschließend. Es war das siebte Spiel in Serie ohne Sieg. Meist spielt seine Truppe ganz okay. Aber das ist bekanntermaßen nicht alles.
SuS Neuenkirchen - Borussia Emsdetten 1:3 (0:3)
0:1 Kortevoß (2.), 0:2 Schulte (14.)
0:3 Klöpper (25.), 1:3 Egbers (71.)
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