Westfalenliga 1

Niklas Melzer (l.) hat neue Prioritäten und Aufgaben im Blick.

Der richtige Zeitpunkt


Von Malte Greshake

(12.03.21) Wer dieser Tage Borussia Emsdetten sagt, muss im gleichen Atemzug auch Niklas Melzer erwähnen. Seit 2013 kickt der lautstarke Verteidiger in Emsdetten und ist als Kapitän zusammen mit seiner Truppe mittlerweile bis in die Westfalenliga vorgestoßen. Wie er schon im Dezember letzten Jahres erklärte, ist im nächsten Sommer für ihn jedoch die Zeit gekommen, die Schuhe in Emsdetten an den Nagel zu hängen. Allerdings bleibt Melzer dem Heimspiel-Land in jedem Fall erhalten: Seine neue Station wird nämlich Germania Horstmar sein. Der Verein also, der ihm von Kindesbeinen an das Fußballspielen beigebracht hat. Was er so als Spielertrainer in Horstmar geplant hat und wie schwer ihm der Abschied von der Borussia fällt, erklärt uns Melzer im Interview.

 

Hallo Niklas! Wir in der Redaktion sind wahrscheinlich nicht die Einzigen, die vom Stuhl gefallen sind, als du deinen Abschied verkündet hast. War das der richtige Zeitpunkt für dich?

Melzer: Ich sage erstmal "ja" (lacht). Für mich persönlich war es genau der richtige Moment. Bei Borussia Emsdetten wechselt im Sommer ja auch die Verantwortlichkeit im Trainerstab und das war für mich ein Signal, dass ich mich auch neu orientieren werde. Der Hauptgrund war für mich aber der Wechsel im privaten Umfeld. Wir bauen gerade mit der Familie in Horstmar und im Sommer steht dann der Umzug an. Da hat dann die Anfrage von Germania Horstmar perfekt gepasst. Um mal wieder kurze Wege zum Training zu haben und auch endlich mit dem Rad zum Training zu fahren. Das hatte ich wirklich das letzte Mal mit 14 Jahren, als ich noch in Horstmar gespielt habe. Deswegen war für mich die ganze Sache sehr verlockend.

Und dann ja sogar nicht nur als Spieler, sondern auch als Trainer...

Melzer: Ja, mit dem Einstieg ins Trainergeschäft habe ich auch schon länger geliebäugelt. Vor mittlerweile fünf Jahren habe ich meine B-Lizenz gemacht. So sind viele Gründe zusammengekommen. Dass ich dann auch noch bei meinem Heimatverein als Spielertrainer ins Trainergeschäft einsteige und dazu nochmal die Schuhe für den Club schnüre, bei dem ich auch das Fußballspielen angefangen habe, das alles macht's für mich echt rund. 

Die kurzen Wege zum Training waren demnach nicht der alleinige Grund, weswegen du in Emsdetten aufhörst. Von Horstmar ist es ja auch nicht weit bis Emsdetten...

Melzer: Nein, im Endeffekt hat mich das Trainergeschäft immer schon gereizt. Als Spielertyp bin ich ja auch einer, der auf dem Platz schon viel coacht. Als Kapitän in Emsdetten habe ich sowieso Verantwortung übernommen, sodass dieses Coaching mich schon immer gereizt hat. Aus diesem Grund war die Möglichkeit für mich in Horstmar jetzt optimal, um meine ersten Schritte in dem Bereich zu machen.

Bei dir gab es also nicht noch andere Gründe, wieso du bei Borussia aufhörst?

MelzerAlso wie gesagt, da kommt dann immer vieles zusammen. Der Hauptgrund war jetzt nicht, dass die Trainer wechseln. Borussia Emsdetten ist in den letzten achteinhalb Jahren zu einer Heimat für mich geworden. Ich hänge wirklich an dem Verein. Jetzt mit dem Umzug, dem Eigenheim und der Familie war es für mich schon der richtige Schritt, kürzerzutreten und nicht mehr den Aufwand in der Westfalenliga zu fahren. Im Sommer werde ich ja auch 33 Jahre alt und das war sicher auch ein Grund, so langsam in den Trainerbereich rüberzugehen.

Bei euch in Emsdetten lief es vor der Coronapause sportlich gesehen ja eher bescheiden. In Hinblick auf das Thema, ob der Spielbetrieb überhaupt noch weitergehen sollte: Hast du Angst, dass du dich vielleicht nicht richtig von der Borussia verabschieden kannst?

Melzer: Wir sind im Sommer tatsächlich echt schlecht aus der Coronapause rausgekommen, das muss man wirklich sagen. Aber Angst habe ich da absolut nicht. Wenn es sportlich dann doch noch weitergehen sollte mit dem Ligabetrieb, habe ich volles Vertrauen in die Mannschaft, dass wir das Ruder herumreißen. Wir halten uns alle fit und ich sehe auch immer, wenn die Jungs fleißig ihre Joggingzeiten in die Gruppe schicken. Wenn wir auf den Platz zurückkehren dürfen, bin ich mir also sicher, dass wir voll da sein werden und uns vernünftig verabschieden.
 

Nun zu deinem neuen Verein: Ich kann mich noch lebhaft daran erinnern, dass, wenn wir beiden gegeneinander gespielt haben, es fast unmöglich war, an dir als beinharter Verteidiger vorbeizukommen. Siehst du in dem Bereich als Trainer auch deine Stärken, um zunächst die Defensivstabilität in deine neue Truppe hineinzubekommen?

Melzer: Auf jeden Fall. Ich war ja immer einer, der sich mit ganzem Herzen einem Projekt verschreibt. Das war damals, als ich bei Borussia angefangen habe, genauso. Das wird dann bei meinem Heimatverein nicht anders sein. Ich habe also vieles vor. Stand jetzt habe auch schon Einiges in die Wege geleitet und ich glaube, dass wir schon etwas Gutes in Gang gebracht haben. Man muss ja auch ganz ehrlich sagen, die letzten zwei Jahre waren ganz sicher nicht im Sinne von Germania Horstmar. Jedem, der es mit Horstmar hält, hat wohl zwischendurch das Herz geblutet. Deswegen werden wir jetzt da den Hebel ansetzen und wollen versuchen, die Zukunft erfolgreicher zu gestalten. Mit dem großen Umbruch vor zwei Jahren und dem Neuaufbau hatte das in Horstmar sicher auch seine Gründe. Mit den zwei Corona-Unterbrechungen kam dann einfach zu viel zusammen.

Man merkt dir auf jeden Fall an, dass du noch richtig Bock zu kicken hast.

Melzer: Die Lust ist auf jeden Fall noch da und körperlich fühle ich mich auch noch in der Lage. Dann muss man natürlich sehen, wie das Ganze im Gesamtkonstrukt abläuft. Ich bin sicherlich in erster Linie als Trainer unterwegs und dann schauen wir mal, wie die Anteile als Spieler letztendlich sein werden. Aber grundsätzlich bin ich bereit, auch auf dem Platz Verantwortung zu übernehmen.
 

Du hast ja schon erwähnt, dass du zusammen mit deiner Frau baust. Eine Tochter hast du ja auch schon. Schlägt die dann den gleichen Weg wie du in Horstmar ein?

Melzer (lacht): Genau, das werden wir dann sehen! Horstmar ist ja auch ein familiärer Club und schauen wir mal, für welche Sportart sich meine Tochter entscheidet. Aber ich weiß, dass die Frauenabteilung bei Germania Horstmar und Westfalia Leer richtig gut aufgestellt ist.