Westfalenliga 1

Nottuln verliert einen wilden Ritt


Von Fabian Renger

(25.03.22) "Das war schon ein wilder Ritt." Kann man so sagen. Dirk Nottebaum ist Urheber dieser Worte. Der Co-Trainer von GW Nottuln erlebte tatsächlich ein durchaus bescheuertes Nachholspiel. Im Baumberge-Stadion war der Lüner SV zu Gast. Endstand: 3:5 (0:1). Ja, sieben Tore fielen alleine im zweiten Durchgang. Das alleine ist schon nicht alltäglich. Da war vielleicht was los.

In der ersten Halbzeit hatte wenig darauf hin gedeutet. Nottuln war die etwas gefälligere Mannschaft, hatte den Ball und Gegner gut im Griff. 40 Minuten lang zumindest. Dann ging der Gast durch Sebastian Hahne mit 1:0 in Front. Und damit war vorübergehend irgendein Stecker bei den Grün-Weißen gezogen.

Nico Berghorst erhöhte kurz nach dem Seitenwechsel auf 2:0 (51.). Der Anstoß war gerade gespielt, da konnte nochmal angestoßen werden. Denn Hahne markierte direkt das 3:0 (52.). Und weil so einfach ging, schob Hahne das 4:0 gleich hinterher (63.). Ähm, liebes GW Nottuln, wo wart ihr da? Mit dem Gedanken schon im Bett? Oder beim Freitagabend in der Lieblingskneipe? "Da sind Dinge passiert, die sind so noch nie passiert", grübelte auch Nottebaum. Alle drei Tore entstanden nahezu identisch. Der jeweilige Torschütze konnte völlig ungehindert 20 bis 25 Meter auf die Nottulner Kette zudribbeln, einen Haken nach innen schlagen und einnetzen. Gegenwehr? Druck? Nö. Eher Begleitschutz.

Nottulns Reaktion zeigt mentale Größe

GWN schien kurz geschockt. Nachvollziehbar. Umso bemerkenswerter war die Reaktion. Insbesondere die Hereinnahmen von Oliver Leifken und Tim Bröcking erwiesen sich als belebende Elemente. Nottuln kam durch André Kreuz nach einem Eckstoß auf 1:4 heran (71.). Und jetzt war GWN voll da - in den Zweikämpfen und auch in den Abschlüssen. Es ging ein Ruck die Heimelf. Nach einem klaren Foul an Bröcking verkürzten die Gastgeber den Abstand. Leifken verwandelte den fälligen Strafstoß (83.).

Besonders doof, dass unmittelbar danach die Gäste wieder auf 5:2 davon zogen. Berghorsts zweiter Bude des Abends (84.) war ein Nottulner Ballverlust im Mittelfeld vorausgegangen. Nach Foul an Fabian Schöne gab's zwar nochmal Strafstoß, den diesmal Bröcking einschoss (89.), aber zu mehr lange es nicht mehr.

Unterm Strich sprach Nottebaum von einem "gebrauchen Abend gegen eine Mannschaft auf Augenhöhe. Nur hatten wir diesmal keine gute Qualität." Übel: Semih Daglar musste kurz vor Schluss ausgewechselt werden. Er hatte sich wohl schwerer verletzt.

GW Nottuln - Lüner SV 3:5 (0:1)
0:1 Hahne (40.), 0:2 Berghorst (51.)
0:3 Hahne (52.), 0:4 Hahne (63.)
1:4 Kreuz (71.), 2:4 Leifken (83/FE.)
2:5 Berghorst (84.), 3:5 Bröcking (89./FE)