Gronaus Marius Schmidt liebt den direkten Kontakt mit dem Gegner. Hier geht er auf, hieraus zieht er Motivation. Seine Spielideen halfen Gronau beim Überraschungssieg über Tabellenführer Brockhagen.

Landesliga 2

Brockhagen läuft ins offene Messer: PARTEIBALL!!!


Von Andreas Teipel

(02.04.19) Wenn Adam Fischer beim Training seine Jungs erstmal ein wenig in Bewegung setzen will, dann heißt es: "Parteiball!". Zwei Mannschaften bilden sich, versuchen sich den Ball abzujagen, und es gewinnt derjenige einen Punkt, der einen Pass durch die Beine der Gegner an den Mitspieler bringt. Dieses simple Spielchen hat Gronau in Teilen den Weg hin zum mittlerweile achten Heimsieg im elften Spiel. Brockhagens Trainer Lokman Direk war das nicht verborgen geblieben: "Wir wussten um Gronaus Heimstärke und die Stimmung in der Halle holt bei Vorwärts sicher noch die letzten Prozent raus." Aber Gronau ist vielleicht auch ein Team, dass zur Zeit völlig frei und ohne Druck aufspielt. "Ja, wir genießen derzeit jedes Spiel, dann kommt auch der Erfolg", bestätigt Fischer.

Doch zurück zum Parteiball. Ein handballspezifisches Aufwärmgedönse spielte Gronau im zweiten Durchgang direkt in die Karten. Längst hatte Brockhagen gemerkt, dass die Trauben sehr hoch hingen. Gronau führte rund zehn Minuten vor dem Ende mit 28:25. Da machte der Gast komplett auf, ging fast in Manndeckung. "Ein Fest", dachte Fischer, "das ist unser Lieblingsspiel." Brockhagen tat sich unheimlich schwer, Kai Sötebier kassierte eine Zeitstrafe und der TuS brauchte geschlagene vier Minuten fürs nächste Tor. Christian Kalms verkürzte zwar nochmal auf 27:28, doch dann war wieder vier Minuten tote Hose. Sebastian Wörmann (Brockhagen) musste auf die Bank, Fabian Raudies verwarf einen Siebenmeter, Chris Walter auf der anderen Seite tat es ihm gleich. Und dann erhöhte Chris Walter auf 29:27. Nix mehr zu machen für Brockhagen, auch nicht in Überzahl.

Flottes Tempo in Halbzeit eins

Das war also die Schlussphase. Dass es aber überhaupt soweit kam, verdankte Gronau seiner eigenen Unerschrockenheit. 19 Gegentreffer in der ersten Halbzeit sind natürlich eine Hypothek, die man für gewöhnlich als Ballast mit in die Kabine nimmt. Weil aber die eigene Angriffsabteilung selbst 17 Mal traf, hielt sich der Frust in Grenzen. Unheimlich viel Tempo und wenig Zögern hatte beide Teams in diese Situation gebracht. Bei Gronau war vor allem Marius Schmidt gut drauf. Sein Ideenreichtum, seine Lust auf Vollkontakt mit der gegnerischen Abwehr aber auch sein gutes Auge für die die Situation und die Nebenleute hoben ihn hervor. Auch Chris Walter auf Linksaußen war mal wieder eine Klinge die stach. Und Torhüter Sebastian Klaas wuchs immer mehr über sich hinaus, pushte sich mit jeder Parade zusätzlich in die Partie.

Auf der anderen Seite war Brockhagen nicht gerade von torwärtlicher Spitzenform gesegnet. Schon nach gut 15 Minuten musste Robin Meise für Marian Clysters aufs Feld. Doch auch ihm gelangen keine Ausnahmetaten, die eine Mannschaft so sehr aufbauen können. Brockhagen traf, kassierte aber auch. Nach dem Seitenwechsel gesellten sich zusätzlich unglückliche Bälle hinzu. Da hält Clysters einen Siebenmeter, doch der Ball geht ins Seitenaus. Ballbesitz Gronau. Oder ein Schuss prallt vom Innenposten wie der ab … in die Arme eines Gronauers. So ein bisschen hatte der TuS auch die Seuche an den Händen, die sich für Gronau auf der anderen Seite als das Glück des Tüchtigen erwies.

Für die Situation an der Tabellenspitze hat die Niederlage Brockhagen aber noch keine unmittelbare. Zwar liegt Hörste nun einstweilen auf Rang 1, doch Brockhagen hat ein Spiel weniger. Und bei Punktgleichheit zählt der direkte Vergleich, nicht das Torverhältnis. Und hier hat Brockhagen nach einem Sieg und einem Remis gegen die TGH die Nase vorn. Immerhin: Gronau hat das Titelrennen wieder ein spannender gemacht. Und die Redaktion von Heimspiel-online kennt jetzt auch "Parteiball".

Tore für Gronau: M. Schmidt (9), Walter (8), L. Schmidt (6), Stienemann (3), Moss (1), Böing (1), Woltering (1)

Tore für Brockhagen: Sonntag (11), Kalms (5), Raudies (4), Kröger (3), Koslik (1), Redecker (1), Sötebier (1), Kölkebeck (1), Wörmann (1)