Christopher Wiesner (l.) war plötzlich fast alleine durch. Ein Haken nach innen und das Tor zum Sieg stand offen. Foto: Teipel

Landesliga 2

Die Beumer-Brothers Johannes (v.) und Max (h.) führten ihre Mannschaft an. Erster spielte 60 Minuten durch. Foto: Teipel

Wiesner erlebt einen besonderen Moment


Von Andreas Teipel

(08.10.18) Ach, was hätte das schön werden können. Doch SW Havixbeck spielte da nicht mit. Mit einem Sieg in den Baumbergen hätte der TV Friesen Telgte den Spieltag als alleiniger und ungeschlagener Tabellenführer beenden können. Nicht das schlechteste Gefühl. Doch die Havixbecker hielten sich nicht an das geheime Drehbuch, schraubten sich selbst in die Höhe und gewannen durch ein Tor sechs Sekunden vor dem Ende mit 28:27 (12:11).

Es war der Moment von Christopher Wiesner. Und den erlebt er so: "Es gab Timeout kurz vor dem Ende. Beim Stand von 27:26 für uns wollten wir keinen Gegentreffer mehr kassieren. Haben wir aber doch. Wir waren in Ballbesitz und ich hab den Ball zu Johannes Beumer gespielt. Im Augenwinkel hab ich dann mitbekommen, wie plötzlich drei Telgter zur Bank liefen. Johannes spielt mir den Ball zurück und auf der rechten Seite hatte ich plötzlich Platz. Einen Telgter hatte ich noch gegen mich, bin dann innen vorbeigezogen und hab' den Ball rechts unten reingeworfen mit einem Aufsetzer reingemaht. Aufsetzer sind natürlich immer fies. Ich war total happy, weil ich vorher nämlich auch zwei, drei Fehlpässe gespielt habe, die zu Gegentoren geführt haben." So aber wurde Wiesner der gefeierte Held dieses Moments.

Selbstläufer wird von Havixbeck überrannt

Die Dramatik der Partie begann aber schon sehr viel früher. Telgte hatte sich in Windeseile auf 5:1 und 6:2 abgesetzt. Sollte es hier ein Selbstläufer werden? Nicht mit Johannes Beumer. Der erst 18 Jahre alte Rückraumspieler stellte sich an die Spitze des schwarz-weißen Jagd-Trupps, brachte sein Team auch durch seine eigenen Treffer immer näher heran an Telgte. Auffällig war dabei vor allem, was sich im Team - die Bank einbezogen - plötzlich für eine Energie breit machte. Jedes Tor wurde frenetisch gefeiert, die Bank sprang auf und die Becker-Fäuste sägten. Da war ein Team beisammen, zu dem auch Trainer Tom Langhoff mehr und mehr dazugehört. "Tom hat seine eigene Art, damit kommen wir gut zurecht", beschrieb Wiesner das Verhältnis, "und in der Kabine findet er immer die richtigen Wort."

Die beschworen beim Stand von 12:11 - ja, Havixbeck hatte sich noch vor der Halbzeit die Führung geholt -, dass Havixbeck hier eine reelle Chance auf den Sieg habe, dass man nur weiter mit Druck nach vorne spielen solle und die erste und zweite Welle ausspielen müsse. Das Ding funktionierte. Zudem stand Telgte Abwehr im zweiten Durchgang direkt bei den Havixbecker Zuschauern. Ganz eng ging es da räumlich und verbal zur Sache. Als sich Telgte dann auch noch einige mit den Schiedsrichterentscheidungen verwarf, war von Ruhe im Spiel der Friesen nicht mehr viel übrig. " 

In den Gegner reingebissen

Vielleicht hätte es noch gut ausgehen können für die Telgter Gäste, wenn es gelungen wäre nach 45 Minuten eine Zwei-Tore-Führung von 22:20 noch um ein, zwei Tore auszubauen. Doch Havixbeck hatte sich jetzt in seine Gegner reingebissen und behielt den eingeschlagenen Kurs bei. "Da müssen wir einfach auch cool bleiben", meinte TV-Trainer Christian Meermeier hinterher. Während Wiesner aus tiefster Seele aushauchte: "Das war ein geiles Spiel."

Tore für Havixbeck: J. Beumer (13/2), Chr. Mühlenkamp (4), M. Beumer (4), Lügering (4), Wiesner (2), Leusmann (1)

Tore für Telgte: Lehmkuhl (5), Langenberg (4), Petzold (4), Müller (4), Sand (4/3), Kleikamp (3), Heming (2), Erpenbeck (1)

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