"Eine einmalige Geschichte!"

Von Fabian Renger

(02.06.22) Machen wir uns nix vor: Die meisten Entscheidungen im Kreis-Oberhaus sind ja bereits gefallen. RW Nienborg (Kreisliga A1) sowie  der SV Gescher II (Kreisliga A2) steigen als jeweiliges Schlusslicht definitiv in die Kreisliga B ab. Falls sich Union Lüdinghausen (Bezirksliga 9) am Pfingstmontag nicht noch retten sollte, werden der FC Ottenstein (A1) sowie die TSG Dülmen II (A2) als Vorletzte ihrer Ligen noch ein Abstiegs-Entscheidungsspiel um den Klassenerhalt bestreiten müssen. In der A1 ist indes die Meisterfrage vorm letzten Spieltag bereits entschieden - der ASC Schöppingen wird Bezirksligist. 

Und in der A2? Ja, Leute. Da könnt ihr euch auf so richtig was gefasst machen. Denn da steht uns ein Saisonfinale bevor, das geiler nicht hätte sein können. Spitzenreiter Westfalia Osterwick empfängt den direkten Verfolger TuRo Darfeld - mehr geht gar nicht. Das ist nicht nur ein Ortsderby in Rosendahl, sondern ein Spiel, das die Massen elektrisieren wird. 1.500 Zuschauer könnten es werden. Oder sogar mehr? Wir kommen mit Tino Wermeling und dem Spiel der Woche vorbei. Ein Pflichttermin! (ihr kennt Tino nicht? Hier mal durch klicken)

A2-Titelrennen - Die Ausgangslage

Osterwick ist Erster und hat 71 Zähler. Darfeld hat 68 Punkte. Im hiesigen Fußballkreis zählt bei Punktgleichheit der direkte Vergleich. Das Hinspiel beider Kontrahenten endete 2:2. Heißt also: Sieg oder Unentscheiden = Aufstieg Osterwick. Sieg Darfeld = Aufstieg Darfeld. Einfache Kiste. Anstoß ist am Montag (6. Juni) um 15 Uhr in Osterwick (Westfalia-Stadion Osterwick, Im Kleining, 48720 Rosendahl). Henrik Jasper pfeift, Gerd Schulte und Marvin Winkler assistieren ihm.

So ist die Laune beim Herausforderer in Darfeld

"Jeder in der Mannschaft ist nervös", sagt TuRos scheidender Spielertrainer Kevin Botella. "Man merkt eine Anspannung, was aber gut ist. Wenn wir so wie gegen Seppenrade spielen, kann es was werden." TuRo bezwang Seppenrade mit 5:0, gewann die vergangenen vier Spiele allesamt - die vergangenen drei zu Null. "Wir sind in einer top Besetzung, jeder ist fit, jeder ist da. Ich glaube, am letzten Spieltag haben wir sehr gute Chancen", sagt Botella. "Von der Mannschaftskomptaktheit her würde ich uns stärker sehen."

Natürlich weiß er: Osterwicks Spielertrainer und Liga-Toptorjäger Mario Worms (32 Tore) "ist schwer aufzuhalten. Der hat seine Tore nicht gemacht, nur weil der 30-mal angeschossen wurde." Da hat er recht. Botella: "Ich glaube aber, die haben mehr als Druck als wir. Wir haben ja nach dem Spiel gegen Lette schon gedacht: Das war's." Das Spiel Anfang Mai endete 4:4. Alles schien entschieden, doch dann verlor Osterwick am 22. Mai plötzlich das Heimspiel gegen Holtwick mit 0:1. Und seither ist wieder alles offen.

Darfeld hat keine einzige Gelb-Sperre zu verknapsen, einzig Simon Gövert könnte aufgrund einer Prellung eventuell fehlen. Sonst stehen alle zur Verfügung. "In Darfeld ist jeder am Brennen", freut sich Botella auch auf ein besonderes Abschlusstraining am Donnerstagabend mit viel Tamtam. "Zu verlieren haben beide nichts. Die letzten drei Jahre sind super gelaufen", verweist Botella nochmal auf die lange Siegesserie Darfelds von Dezember 2019 bis Dezember 2021. "Wenn's am Montag klappt wäre es das I-Tüpfelchen auf diese Entwicklung." Wohlwissend, dass es hitzig und heiß hergehen wird. "Osterwick hat es verdient, da jetzt zu stehen, sie waren konstant gut." Doch freilich: Botella, der sein letztes Spiel für TuRo bestreiten wird, will Westfalie noch vom Thron schubsen. Auch wenn die seit dem zweiten Spieltag Erster ist.

So ist die Laune beim Spitzenreiter in Osterwick

Mehr Druck? "Das glaube ich nicht", sagt Tobias Paschert, der gemeinsam mit Mario Worms die Westfalia als Trainer antreibt. "Ich glaube, dass beide Mannschaften keinen Druck haben. Beide haben eine supergeile Saison gespielt, schlussendlich wird sich eine Mannschaft belohnen. Von Druck will ich nicht sprechen, wir freuen uns einfach auf die ganze Geschichte."

Na gut, dann halt keinen Druck. Motivationsprobleme hat er selbstverständlich nicht vor so einem Highlight-Spiel. Man werde einfach alles reinwerfen am Montag, aber vorher ganz normal trainieren - so wie vor jedem anderen Match auch. "Ich gehe da mit einem positiven Gefühl ran", gibt sich Paschert nach außen gelassen. Er erwartet wie im Hinspiel eine Partie auf Augenhöhe. "Es braucht aber keiner Angst haben oder sich bei uns in die Buchse machen, wir haben es ja selbst in der Hand -  dann werden wir am Montag einen raushauen."

Raushauen klingt immer gut. Verletzungssorgen oder andere personelle Probleme hat er nicht. Abgesehen von den beiden Langzeit-Verletzten Pascal Leipelt oder Luca Thiäner jedenfalls. "Es treffen die beiden besten Teams der Liga aufeinander, deswegen hat TuRo sich dieses Finale auch verdient", kann auch Paschert die Tabelle lesen. Der Drittplatzierte, SW Holtwick, hat schließlich schon 20 Punkte Rückstand auf Darfeld. Und was passiert bei einem Aufstieg? Klar, dumme Frage. "Da kann es nur ein Kommando geben. Dann werden einige von uns erst am Dienstagnachmittag verkatert aufstehen", so Paschert lachend. "Eine schönere Konstellation gibt's ja nicht. Wann hat man schonmal so ein Spiel? Das wird eine einmalige Geschichte!"