Kreisliga B3

Südkirchens Julian Rohlmann (v.) wird hier vom Saxonen Niklas Wolkersdorfer eng markiert. Foto: Teipel

Achterbahnfahrten in Werne und Münster


Von Christian Lehmann

(31.08.21) Da kann einem schon mal schwindelig werden. Mit einem Mordstempo sind die 16 Teams der Kreisliga B3 in die neue Saison gestartet. Insgesamt 36 Tore fielen auf den Plätzen, dabei ging es vor allem zwischen dem Werner SC und dem SC Capelle so richtig zur Sache. 3:0, 3:3 in der 90., 4:3-Siegtor in der 92. Minute - was für ein Spiel! Auch an der Sentruper Höhe, in Mecklenbeck und Amelsbüren bekamen die Zuschauer reichlich Tore, Aufholjagden und spektakuläre Spielverläufe geboten. Den Vogel schoss allerdings der TuS Saxonia Münster II gegen den SV Südkirchen ab - beim vom Ergebnis her eher unauffälligen 2:1-Sieg.

 

Kreisliga B3, der 1. Spieltag:

Werner SC II - SC Capelle 4:3 (2:0)
Dramatische Szenen hatte die Nachspielzeit im Lindert zu bieten. Nachdem Janis Hölscher in der 90. Minute den Treffer zum 3:3-Ausgleich erzielt und somit eine Drei-Tore-Aufholjagd der Gäste gekrönt hatte, mimte Wernes Spielertrainer Marc Schwerbrock mit seinem dritten Treffer an diesem Tage den Spielverderber und traf mit einem abgefälschten Schuss zum 4:3-Endstand. "In dieser Szene hat man das Adrenalin und die Unabgeklärtheit unserer jungen Mannschaft gesehen", meinte Capelles Coach Reinhard Behlert. Besonders leid tat ihm sein Schnapper Lukas Schulze Kersting, der eigentlich ein richtig Guter ist, diesmal aber bei keinem Abschluss der Gäste etwas ausrichten konnte. Zuvor hatten Patrick Ritz mit einem Freistoßtreffer (59.) und Maxi Rethmeier (61.) eine furiose Phase der Capeller eingeläutet, die ihren Höhepunkt mit Ritz' verwandeltem Strafstoß in der Schlussminute fand. Bemerkenswert, denn Ritz hatte noch im ersten Durchgang einen an Rethmeier verschuldeten Strafstoß verschossen (27.). Einen Vorwurf machte Behlert seinen Jungs trotz der unglücklichen Pleite nicht - im Gegenteil: "Wir sind personell komplett auf der Felge gegangen." Nur zwei Feldspieler hatte Capelle auf der Bank, unter ihnen den 42-jährige Stefan Wagner, der seit mehreren Jahren nicht mehr aktiv gekickt hat. Fast jeder in der Startelf hingegen hätte sein Sohn sein können. "Wenn man das alles sieht, kann man sich vorstellen, warum die erste Halbzeit so rumpelig war. Ich muss vor dieser Aufholjagd komplett den Hut ziehen", meinte Behlert. Umso enttäuschter waren er und seine Jungs, dass es nicht gelangt hatte.
Tore: 1:0 Schwerbrock (18.), 2:0 Leenders (41.), 3:0 Schwerbrock (55.), 3:1 Ritz (59.), 3:2 Rethmeier (61.), 3:3 Ritz (90./FE), 4:3 Schwerbrock (90.+2)

Saxonia Münster II - SV Südkirchen 2:1 (1:0)
Es gibt Geschichten im Fußball, die sind eigentlich kaum zu glauben. Ihr letztes Ligaspiel vor dem Corona-Lockdown im Oktober hatte die Reserve des TuS Saxonia ebenfalls gegen den SV Südkirchen bestritten - und mit 0:10 an den Bart bekommen! Seit der höchsten Niederlage der jüngeren Geschichte ist allerdings viel passiert: Trainer André Erdtmann hat ein paar talentierte Jungs hinzu bekommen und mit dem Team in der Vorbereitung eine gute Entwicklung genommen. Dass es aber zu einem 2:1-Sieg reichen würde, überraschte auch ihn. "Das war schon weltklasse. Wir sind enger zusammen gerückt und haben hart gearbeitet. Wir sind zwar noch nicht da, wo ich hin möchte, aber auf einem guten Weg." In den ersten zehn Minuten wussten die Saxonen allerdings gegen einen stürmisch beginnenden Gegner gar nicht, wo vorn und hinten ist. "Wir haben die starken Ecken von Südkirchen aber gut verteidigt und waren total wach in den Zweikämpfen", lobte Erdtmann. Nach einer gut getimten Flanke von Niklas Wolkersdorfer gingen die Hausherren durch Masuthan Matiyalakan früh in Führung (7.), im Laufe des ersten Durchgangs jagte darüber hinaus Nils Ballus sogar noch einen Foulelfmeter an die Unterkante der Latte (30.) - das wäre beinahe das 0:2 gewesen. Kurz nach der Pause fingen sich die Gastber dann doch nach einem Eckball den Ausgleich durch Moritz Schulte (53.), doch das 1:1 hatte nicht lange Bestand. Daniel Bathelt traf nach einem Foulspiel von SVS-Torwart Christopher Mayr vom Punkt zum 2:1 (60.), in der Schlussphase gab es dann auf der Gegenseite ebenfalls einen berechtigten Strafstoß: Jan Wassermann machte jedoch seinen Fauxpas wieder wett und parierte das Ding (89.), ehe Saxonia die sechsminütige Nachspielzeit irgendwie über die Bühne brachte und über einen kaum für möglich gehaltenen Sieg jubelte.
Tore: 1:0 Mathiyalakan (7.), 1:1 Schulte (53.), 2:1 Barthelt (60.)

FC Polonia Münster - Wacker Mecklenbeck II 1:0 (0:0)
Ein Sonntagsschuss aus 16 Metern von Krzysztof Ambrozuk (63.) entschied auf der Sportanlage Hiltrup Süd ein sehr enges, hart umkämpftes Spiel. "Wir freuen uns über die ersten drei Punkte und sind froh, dass wir überhaupt wieder spielen dürfen. Nach dem blöden Ausscheiden im Pokal gegen IKSV haben die Jungs sich zusammen gesetzt und viel vorgenommen", erklärte Polonias Sportlicher Leiter Simon Zaremba. Er wusste aber auch, dass der Sieg gegen von Beginn an druckvolle Mecklenbecker durchaus etwas schmeichelhaft war. Wacker haderte mit einem wegen vermeintlicher Abseitsstellung nicht gegebenen Tor (26.) und verzweifelte am überragenden Keeper Bartosz Kopa, der in der 89. Minute mit einer Glanzparade den Dreier sicherte. 
Tor: 1:0 K. Ambrozuk (63.)

Birati Club Münster - VfL Senden III 3:3 (1:0)
Tore:

FC Mecklenbeck - Centro Espanol Hiltrup 2:6 (1:2)
Die Saison 2020/21 lief extrem bitter für Centro, in acht Spielen gab's keinen einzigen Sieg für das Team von Trainer Stefan Thoma. Umso schöner fühlte sich der 6:2-Auftakterfolg bei Thomas Ex-Klub an. Der Coach hatte schon beim 4:2-Sieg gegen den FCM im Pokal genau hingeschaut und einige Schwachstellen ausgemacht. "Wir haben es taktisch gut gemacht, sie spielen gerne offensiv und haben Probleme beim Umschalten. Das haben wir gut für uns genutzt", so der Coach, der in den Mecklenbeckern nichtsdestotrotz einen Kandidaten für die Top drei sieht. Mit seinem Team muss er noch an der Abstimmung bei Standards arbeiten, beide Gegentore kassierte Centro nämlich nach Eckbällen. "Da haben wir zweimal gepennt, die waren zu vermeiden." Erst nach dem 2:4 war Ruhe im Karton, zuvor hatten die Gäste zahlreiche gute Kontergelegenheiten liegen lassen. Besonders happy war Thoma, dass die Ausfälle seiner Topspieler Mikhail Fedorov, der bei der Deutschen Meisterschaft im Beachsoccer bis ins Halbfinale kam, sowie Toptorjäger Björn Wilby nicht ins Gewicht fielen. Letzterer wurde vom Dreifach-Torschützen Dominik Kuhnt vertreten, für Fedorov zog Fadi Marmar die Fäden, er traf doppelt. "Fatti hat seine Sache echt gut gemacht", lobte Thoma.
Tore:
0:1 Kuhnt (3.), 1:1 Pöllmann (18.), 1:2 Marmar (40.), 2:2 Forodifard (54.), 2:3 Marmar (56.), 2:4 Kuhnt (63.), 2:5 Kuhnt (83.), 2:6 Prekel (90./ET)

GW Amelsbüren - Concordia Albachten II 6:2 (2:0)
Tore: 1:0 Möller (26.), 2:0 Leisgang (30.), 2:1 Volmer (54.), 2:2 Heilemann (60.), 3:2 Leisgang (63.), 4:2 Zuch (66.), 5:2 Gomez (82.), 6:2 Gomez (87.)

SC Gremmendorf - SV Drensteinfurt II 1:1 (1:0)
Tore: 1:0 Bültemeyer (12.), 1:1 Bisping (80.)

VfL Senden II - FC Nordkirchen II 0:1 (0:0)
Auch dieses Ergebnis darf man mit Fug und Recht als eine ordentliche Überraschung betiteln, wenn man bedenkt, dass die Sendener in den vergangenen Jahren stets ein Wörtchen mitgeredet haben im Kampf um die vorderen Plätze. "Wir haben uns auf einen schweren Saisonstart eingestellt", sagt auch Nordkirchens Spielertrainer Tobias Temmann. Er und seine Jungs verteidigten jedoch über die gesamte Spielzeit exzellent und ließen kaum einen gefährlichen Abschluss des Gegners zu. Das Goldene Tor ermöglichte dann Lukas Mangels, mit einer Energieleistung eroberte er einen in Richtung Torauslinie trudelnden Ball und flankte in die Mitte, wo Jan-Hendrik Rabitsch das Köpfchen hinhielt (0:1/57.). In der Schlussphase hätten die Gäste früher die Entscheidung herbeiführen können, doch knifflige Abseits-Entscheidungen und vergebene Kontermöglichkeiten sorgten dafür, dass es bis in die Nachspielzeit spannend blieb. Als Fingerzeig will Temmann den Sieg aber nicht verstanden wissen. "Wir warten jetzt erstmal ab und schauen von Spiel zu Spiel. Es ist aber schon so, dass wir eine gute Rolle spielen und unter die ersten Fünf kommen wollen."
Tore: 0:1 Rabitsch (57.)