Das Aufstiegsspiel

Nachlese: Gut für den Fußballkreis


Von Mario Witthake

(05.06.14) „Das wird sich noch rächen“, war Mitte der zweiten Halbzeit auf der Hiltruper Tribüne mehrfach zu hören. Diese Prophezeiung ging am Mittwochabend in Richtung VfL Sassenberg, der im Entscheidungsspiel um den Aufstieg in die Bezirksliga über 90 Minuten die bessere Fußball-Mannschaft war. Trotzdem jubelte nach Abpfiff des 3:1 (1:1) der 1. FC Gievenbeck II. Die Mannnschaft von Benjamin Heeke ist wahrlich kein unverdienter Aufsteiger. Es ist aber jammerschade, dass die Sassenberger nach dieser Leistung noch zittern müssen. „Ihr packt das gegen Oelde“, sagte Heeke noch auf dem Spielfeld zu Stefan Wortmann, dem überragenden Akteur auf dem Platz. Hoffentlich behält Heeke Recht.

Sassenbergs Trainer Marco Ruhe hatte 45 Minuten vor Anpfiff ein Geheimnis um die Einsätze von Wortmann und Tobias Brand gemacht. Die beiden spielten – und wie. Nach dem starken Beginn der Gievenbecker, der dicken Chance von Stefan Bischoff (1.) und dessen Tor zum 1:0 antworteten die Sassenberger prompt. Eine Flanke von rechts ließ FCG-Keeper Max Wulfert abprallen, Wortmann traf zum 1:1 (10.). Darauf reagierten die Gievenbecker geschockt, die Sechser Theo Töller und Alan Bezhaev bekamen keine Struktur in das Spiel des A1-Meisters. Top-Torjäger Tristan Niemann war bis auf eine Szene (22.) abgemeldet. „Da hat man gesehen, dass wir noch jung sind“, sagte Heeke später. Er verzweifelte an der Seitenlinie. „Da hätte ich so gerne eine Auszeit genommen, wie es in anderen Sportarten üblich ist. So aber musst du bis zur Pause warten.“

Hier ist anzusetzen, wenn man den Sassenbergern überhaupt einen Vorwurf machen möchte. Sie spielten stark über die Außenbahnen, Daniel Langliz etwa schlug über rechts ein wahnsinniges Tempo an. Wortmann, dessen herrliches Solo gegen fünf Gievenbecker von Johannes Vogelsang nicht vollendet wurde (40.), war immer brandgefährlich. Es blieb aber beim 1:1 zur Pause.

Gievenbecker Massel

Auch nach dem Wechsel gingen die Sassenberger nicht vom Gas. Wortmann spielte Doppelpass mit Langliz, Vogelsang zog dann haarscharf drüber (56.). Wenige Momente später war Langliz bis zum Sechzehner gesprintet, die Kugel traf er aber nicht richtig. Nach einer Stunde hatte Gievenbeck richtig Massel: Matthias Wilmsen hechelte Langliz hinterher, bearbeitete ihn vor und im Strafraum, der Pfiff des guten Schiedsrichters Daniel Graffe blieb aber aus. „Ich mache dem Schiedsrichter keinen Vorwurf. Aber vielleicht kann das der Linienrichter sehen“, sagte Ruhe. Er resümierte treffend: „Wir waren nah dran an einem Sieg gegen den Favoriten. Wir haben uns sehr gut verkauft, uns aber nicht belohnt.“

Mit der Einwechslung von Mike Liszka, Torjäger der Gievenbecker U19, wurden auch die Münsteraner wieder gefährlich. Die Auswechslung tat Nils Wiethölter weh, im Nachhinein hat Heeke aber alles richtig gemacht. „Es war zu verlockend, bei dem Fritz-Walter-Wetter einen zweiten Stürmer zu bringen. Hätte heute die ganze Zeit die Sonne geschienen, wäre es ein Spiel für Nils gewesen.“  So aber machte Liszka Eindruck. Als er über die linke Seite in den Strafraum drang und instinktiv in den Rückraum passte, fehlte lediglich ein Abnehmer (72.). Dann schlug die Zeit eines zweiten Matchwinners. Christopher Kemper, gerade von einer schweren Verletzung genesen und zur Pause für den an der Schulter lädierten Wulfert eingewechselt, lenkte einen Strahl von Michael Wessel übers Netz und ballte die Faust (76.). „Weltklasse“, hieß es auf der Tribüne. Das gibt’s in der Kreisliga nicht – für diese Aktion kann man das aber mal durchgehen lassen.

Sassenberg geht die Puste aus

Wessel vergab damit die letzte richtig dicke Chance für Sassenberg. Die größere Ausdauer der Gievenbecker machte sich fortan bemerkbar. Tausendsassa Langliz war längst raus, Wortmann lief auf Felge. „Am Ende fehlten ein paar Körner“, musste auch Ruhe eingestehen. Bitter war für ihn die Entstehung des Rückstands. Tobias Kettler verlor das Laufduell gegen Niemann, der dann viel Zeit vor Marvin Westing im VfL-Kasten hatte. Niemann tunnelte den Keeper, der den Ball noch per Fußabwehr verlangsamte, ehe er doch zum 2:1 für Gievenbeck im Netz einschlug (86.). Der Rest war Jubel, vor allem nach Liszkas Tor zum Endstand (90.+4).

Vielleicht ist es besser für den Fußballkreis, dass Gievenbeck zuerst durch die Bezirksliga-Tür durchgehen konnte. Das Heeke-Team zeigte sich deutlich nervöser als das von Marco Ruhe. Die Anspannung wäre vor den Spielen gegen Oelde (12./15. Juni) nicht geringer gewesen. Und wenn die Sassenberger am Mittwoch für ihre mangelnde Chancenverwertung bestraft wurden, so sollten sie im zweiten Versuch doch belohnt werden. Der Aufstieg wäre für den VfL zumindest hochverdient.

1. FC Gievenbeck II – VfL Sassenberg     3:1 (1:1)
1:0 Bischoff (9.), 1:1 Wortmann (10.),
2:1 Niemann (86.), 3:1 Liszka (90.+4)