Kreisliga A

Ein schönes Vorstellungsfoto, bei dem sogar die Sonne lacht: Dennis Lammers (l.) präsentiert Bastian Blankemeyer (r.) als neuen Coach für die neue Saison. Foto: Arminia Ibbenbüren

"So viele Chancen hast du nicht": Blankemeyer macht's in Schierloh


Von Fabian Renger

(11.04.23) Dann streichen wir doch mal das 'wohl' und 'offenbar' von unserem ersten Text heute früh. Denn nun ist es amtlich: Bastian Blankemeyer wird in der neuen Saison Cheftrainer von Arminia Ibbenbüren. Die entsprechende Erstmeldung der Kollegen der Emsdettener Volkszeitung (EV) vom Ostermontag und etwaige Gerüchte, die uns während der Ostertage zugetragen wurden, bestätigten Arminia und Blankemeyer am Dienstagmittag. Zeit also, der Sache mal auf den Grund zu gehen. Und wir merken: Gerade für Blankemeyer macht das alles definitiv Sinn.

Blankemeyers Gründe

Der 43-Jährige - ja, er ist wirklich schon Ü40, hätten wir auch nicht gedacht - ist derzeit noch in Amt und Würden, trainiert Borussia Emsdetten II in der Kreisliga A Steinfurt. Tabellenplatz 15, der erste Abstiegsplatz. Eigentlich hatte Blankemeyer bereits im Winter für ein weiteres Jahr zugesagt. Warum kommt's zur plötzlichen Umorientierung? "Das waren viele kleine Gründe, die dafür sprachen", sagt Blankemeyer. Na, dann hau doch mal einen raus. Da sind beispielsweise die langen Sonntage. Blankemeyer wohnt in Ibbenbüren-Püsselbüren. Wenn er mit Borussia auswärts nach Laer oder Horstmar fährt, ist das 'ne halbe Weltreise. Am 1. Mai fängt Blankemeyer überdies einen neuen Job in Ibbenbüren an. Der zeitliche Aufwand bei Arminia ist natürlich wesentlich geringer.

Ein Grund. Ein weiterer: "Es ist eine reizvollere Aufgabe." Das sagt Blankemeyer und möchte das gar nicht missverstanden wissen. "Null Prozent liegt es an der Mannschaft in Emsdetten. Die ziehen alle mega mit", betont der Coach. Auch hätten die Arminen keineswegs an Borussia Emsdetten vorbei an ihm gebaggert, der erste Schritt zu dieser Luftveränderung sei von ihm aus gegangen. "Das möchte ich ausdrücklich klar stellen", so Blankemeyer.

Blankemeyers Heimatverein

Aber: Wenn du die Wahl hast zwischen einem A-Liga-Spitzenteam und ehemaligen Bezirksligisten wie Arminia Ibbenbüren in deinem Wohn- und Heimatort und einer Reserve aus dem Abstiegskampf - ja, dann dürften sich die meisten von uns wohl für diesen Schritt entscheiden. Zumal man dazu wissen muss: Bei der Arminia lernte Blankemeyer einst das Fußballspielen, kickte von den Minikickern bis hoch zur C-Jugend dort. Also auch noch sein Heimatverein.  "So viele Chancen hast du nicht, da die Erste zu trainieren", betont der Übungsleiter richtigerweise. Neuland beschreitet er obendrein.

Eine erste Herrenmannschaft trainierte er noch nicht, die ersten Damen von SW Esch tanzten einst mal nach seiner Pfeife. In Esch war er unter Vladan Dindic auch mal Co-Trainer der ersten Senioren. Das war's. Praktisch ist für Blankemeyer dieser Schritt aber definitiv: Er kann demnächst in zehn Minuten per Fahrrad zum Platz düsen.

Das Dress der Borussen wird Blankemeyer im Sommer wieder ausziehen. 2021 war er gemeinsam mit Holger Althaus am Teekotten angetreten und hatte die Mannschaft im Winter 2021/22 komplett übernomen. Den Borussen sei er dankbar, so Blankemeyer.

Arminias Gründe

Dennis Lammers ist Arminia Ibbenbürens sportlicher Leiter. In dieser Saison war er gefühlt nur noch als Trainerfinder gefragt. Erst Benjamin Hettwer bis zum November, dann - nach kurzer Interimszeit unter Georg Rohlmann - kam Michael Pötter zum 1. Januar. Der war ebenfalls schnell Geschichte. Aktuell springt Clemens Gude für die restlichen Spiele bis zum Jahresende ein. Nach der Finalisierung mit "Rettungshelfer" Gude nahmen sich Lammers, sein Stellverteter Andreas Schmidt und Co erstmal ein paar Tage Zeit, um sich Gedanken zu machen. 

Klar war: Die nächste Patrone, der nächste Trainer, das muss einfach passen. Der letzte Trainer in Schierloh, mit dem es blendend funktioniert hat, das war Hubi Ahmann. Der war damals über drei Jahre tätig. "Hubi kannte den Verein, er kannte das Umfeld, er kam von hier. Er war ein offener und sympathischer Typ, der nicht mit der A-Lizenz wedelnd durch die Gassen lief. Er hat einfach das, was er in seiner fußballerischen Laufbahn aufgenommen hat, bei uns umgesetzt", nimmt uns Lammers mit in seinen Gedankengang. Nein: Natürlich waren Pötter und Hettwer Fußball-Fachmänner, natürlich coole Typen. Das will Lammers damit nicht sagen, aber: "Vielleicht ist es das, was besser zu Arminia Ibbenbüren passt, dass wir einen Trainer haben, der es mit einfachen Dingen, mit den Basics macht."

Bereits im November wurde gesprochen

Und da gelangten sie eben zum Sportskameraden Blankemeyer. Bereits nach dem Hettwer-Aus saßen beide Parteien am Tisch, unterhielten sich im November länger. Damals ging man im Guten auseinander, aber ohne Übereinkunft. Arminia suchte jemanden für die Rückrunde, Blankemeyer stand bei den Borussen im Wort. Nun ist Zeit vergangen. Kürzlich stellte Arminia Gude als Mann für den Rest der Saison vor. Blankemeyers Lauscher gingen auf. Und als er dann beim Basketball-Spiel des TV Ibbenbüren auf einen Bekannten aus dem Jugendvorstand der Arminen traf, nahm das Ganze an Fahrt auf. Blankemeyer brachte sich abermals ins Gespräch, rief bei Lammers an. Beide Seiten sprachen wieder zusammen. Und sie mochten die Nase des jeweils anderen weiterhin. 

"Bastian wirkt total empathisch und macht einen unglaublich sympathischen Eindruck. Wenn er redet, da merkt man direkt, dass er eine gewisse Richtung hat, die er einschlagen möchte. Dazu kommt, dass er mit dem Fahrrad zum Training fahren kann. Er ist ein Kerl von hier, der keine lange Anlaufzeit braucht. Das passt ganz gut", sagt Lammers. Dass Blankemeyer bislang keine Trainerlizenz besitze, sei absolut nebensächlich. "Er ist wissbegierig, möchte sich fortbilden und weiter entwickeln - wir möchten die Mannschaft weiter entwickeln." Aktuell wird nach einem Co-Trainer gefahndet. Und zwar nach einem, der fest neben Blankemeyer stehen soll.

Lammers verabschiedet sich

Für Lammers war's das in puncto Trainerfindung. In wenigen Wochen läuft seine Amtszeit ab, er wird sich nicht zur Wiederwahl als sportlicher Leiter stellen. Nach fünf Jahren sei mal jemand anderes dran und seine allgemeinen Prioritäten hätten sich ebenfalls leicht verschoben, so der scheidende Funktionär. Dem Verein bleibt er aber wohl in anderer Funktion erhalten.

So geht's bei Borussia weiter

Und Borussia Emsdetten? Als Abstiegstrainer möchte er sich nicht verabschieden, stellt Blankemeyer klar. "Das ist eine moralisch unfassbar starke Truppe, die nicht nachlässt. Kappe ab vor den Männern." Trotzdem hört er im Sommer eben auf. Am Teekotten war man freilich darüber not amused. Einen Nachfolger gibt's noch nicht. Borussias 1. Vorsitzender Henrik Helmer Öffnet externen Link in neuem Fenstererklärt gegenüber der EV: "Wir sind natürlich überrascht und enttäuscht. Von Vorstandsseite her hatten wir keine Bedenken, trotz der prekären Tabellensituation mit Bastian zu verlängern und wären mit ihm auch in die B-Liga gegangen." Der Zeitpunkt ist natürlich mehr als ungünstig. Das weiß Blankemeyer. Das weiß Helmer, der sagt: "Da sind Ideen gefragt." Wir sind gespannt, wie die aussehen...