Ramsdorfer Wahnsinn in der Nachspielzeit


Von Christian Lehmann

(13.12.21) Völlig fassungslos und verdutzt guckten Spieler und Verantwortliche des SV Gescher nach der 1:2 (0:0)-Auswärtspleite beim VfL Ramsdorf aus der Wäsche. Bis zur 91. Minute hatte die Mannschaft von Trainer Hendrik Maduschka nicht unverdient mit 1:0 geführt und es verpasst, den Sack zu zu machen. Dann passierte das nahezu Unglaubliche.

Ramsdorfs Trainer Marco Weitz hatte noch ein letztes Ass im Ärmel und schob seinen großgewachsenen Innenverteidiger Max Nießing in den Sturm. Und der verlängerte den Ball nach einer Flanke aus dem Halbfeld doch tatsächlich mit dem Kopf ins Tor (1:1/90.+1). Gescher wollte den Schock mit einem wilden Gegenangriff ausmerzen, verdaddelte den Ball und fing sich auch noch die nächste Kirsche: Thanusan Ranjan, der kleinste Ramsdorfer auf dem Platz, traf ebenfalls per Kopf (2:1/90.+2). Danach war Schluss - und Ramsdorf feierte den Sieg wie die Meisterschaft.

Weitz: "Müssen uns nicht schämen"

"Wir wären schon mit den 20 Punkten, die wir vor dem Spiel auf dem Konto hatten, zufrieden gewesen. Das war jetzt das i-Tüpfelchen auf eine tolle Hinrunde", freute sich VfL-Trainer Weitz. Den Ärger bei seinem ehemaligen Verein konnte er verstehen. "Schämen müssen wir uns für den Sieg aber nicht. Die Mannschaft wurde für ihre Arbeit in der gesamten Hinrunde jetzt mit einem glücklichen Dreier belohnt."

Darauf, dass der Gegner früh pressen und hoch attackieren würde, waren die Ramsdorfer eigentlich vorbereitet. Aus der Umklammerung lösen konnten sie sich speziell in der ersten Halbzeit aber nicht. Schon nach 15 Sekunden hatte Eric Sundrum den ersten Pfostenschuss verzeichnet, auch danach hatten die Gäste deutlich mehr Ballbesitz und die besseren Torchancen. Belohnt wurde der Aufwand allerdings erst in der 67. Minute, als Leon Bürger Thorin Graßnick auf die Reise geschickt und dieser zum 0:1 getroffen hatte.

Maduschka: "Dürfen nicht so wild nach vorne rennen"

In der Folge forderten die Gäste gleich dreimal bei Strafraumszenen mit Beteiligung von Bürger und Graßnick einen Strafstoß (70./75./80.), bekamen ihn aber nicht. Weil Matteo Ubbenhorst fünf Meter vor dem Tor Ramsdorfs Schlussmann Tim Dönnebrink anschoss (85.) und wenig später auch Kapitän Marcel Probst den Sack nicht zu machte (88.), gab's hinten raus ein böses Erwachen.

"Die letzten zwei Minuten haben dem Spiel die Krone aufgesetzt", ärgerte sich Maduschka. "Wir haben Ramsdorf über 90 Minuten gut von unserem Tor fern gehalten. Das Tor zum 1:1 kann passieren, wir müssen aber den Sack früher zumachen - und wir dürfen nach dem Ausgleich nicht so wild nach vorne rennen. Da haben wir die Defensivarbeit komplett vernachlässigt." 

VfL Ramsdorf - SV Gescher     2:1 (0:0)
0:1 Graßnick (67.), 1:1 Nießing (90.+1),
2:1 Ranjan (90.+2)