Bezirksliga 7

Wir hoffen, wir haben den richtigen Fichera-Bruder aufs Foto gebracht - und zwar Matteo. Der kann knipsen. Früher galt er bei der Beckumer Spielvereinigung zum Who-is-Who in der Landesliga.

Was ist bloß in Cappel los?


Von Fabian Renger

(06.07.20) Eigentlich hätte Benedikt Bilstein es sein gelassen. Die zehnte Spielzeit hätte die letzte Saison für ihn sein sollen. Das stand für den Trainer des SuS Cappel fest. "Ich wurde eindringlich darum gebeten und habe mich nochmal überreden lassen", sagt er jetzt. Also dann: Auf in ins elfte Jahr. Es wird das wohl schwerste seiner Amtszeit.

Normalerweise hat der SuS zwei, drei Abgänge, ähnlich viele (wenige) Zugänge. Aber so viel Bewegung wie in dieser Saison? Daran kann sich auch Bilstein nicht erinnern. "Eine derartige Welle ist äußerst ungewöhnlich", meint er dann auch. "Darauf waren wir auch nicht aus."

Zehn Neuzugänge stehen Gewehr bei Fuß. Es verlassen zwar "nur" sechs die Kombo. Aber die, die gehen, die haben es sich in sich. Nick Weber zum Beispiel, der Junioren-Nationalspieler und - wenn man es in der Bezirksliga so nennen will - Star der Truppe haut ab. Ihn zieht's zum Ligakonkurrenten nach Oestinghausen. Der Bezirksliga 7-Torschützenkönig der Saison 2018/19 war mit neun Buden abermals  am treffsichersten in der Bilstein-Kombo. Danach folgte mit fünf Treffern Niclas Ansahl. Ebenfalls ein hochveranlagter Bursche. 20 Jahre jung, auf den Außenpositionen beheimatet. Ansahl war umworben. Es heißt, Westfalen- oder Oberligisten hätten Interesse signalisiert. Letztlich entschied er sich für Westfalia Soest, ebenfalls Kontrahent von Cappel in der Bezirksliga 7.

"Die schwerwiegendsten Abgänge"

"Das sind die zwei schwerwiegendsten Abgänge, die tun uns weh und sind schwerlich zu kompensieren", redet Bilstein nicht um den heißen Brei herum. Zudem wechselt Lukas Althoff (2 Tore) zum SuS Bad Westerkotten. Der Kombo gehen damit stolze 16 von 29 Saisontreffern flöten. Es war auch mitunter von Öffnet externen Link in neuem Fenstereiner miesen Trainingsbeteiligung zu lesen. "Die Grundstimmung war relativ lange sehr negativ", gesteht Bilstein. Nicht alles stimmte immer. Teilweise machten ihm viele Absagen zu schaffen. Teilweise wohl relativ unbegündet. Der Übungsleiter kam ins Grübeln: "Für mich ist das absolut ein Hobby, da denkt man manchmal: Dass es vielleicht dann doch auch irgendwann beendet werden muss...."

Andererseits: Der SuS ist sein Heimatverein. Und zwischenmenschlich ist auch alles im Lot. "Mit den Jungs habe ich ein supergutes privates Verhältnis und ich kann mit ihnen auch um die Häuser ziehen, da bin da völlig akzeptiert als Vorgeber. Es ist im Grunde genommen ein privates Vergnügen", sagt der Coach. Jegliche Spieler seiner Mannschaft hat er geholt. Sportlich gibt's nichts zu meckern. Im dritten Jahr in Folge hält sich das Team schadlos in der Liga. Dieses Jahr als Neunter. Da übersteht man auch einen etwas ungemütlicheren Wellengang.

Zwei, die knipsen können

Und zudem ist auch manch ein Neuzugang gut in Schuss. Andre Glennemeyer hat seinen Hausbau erledigt und ist wieder zurück. Der langjährige Kapitän und Top-Knipser könnte die Weber/Ansahl/Althoff-Lücke schließen. "Da bin ich sehr dankbar", sagt Bilstein. "Er kann den jungen Laden so ein bisschen mitführen." Glennemeyer butzte beispielsweise 2015/2016 - damals noch zu A-Liga-Zeiten - stolze 35-mal. Die Torjägerkrone war es damals. Zuletzt hielt er sich in der Zweiten Mannschaft fit. 13 Einsätze, 19 Treffer - selbst in der Kreisliga B keine alltägliche Quote. In der Saison davor ballerte er für die Cappel-Reserve in der C-Liga alles in Grund und Boden, führte sie mit zum Aufstieg. Da gelangen ihm 46 Hütten. Zieht euch warm an, liebe Bezirksliga 7-Kollegen!

Ansonsten wird's, zumindest namenstechnisch, relativ außergewöhnlich. Aymn Ali beispielsweise wird vorsenioriert. Er kommt aus der A-Jugend von Viktoria Lippstadt. "Der erste Ägypter, der für Cappel spielt", sagt Bilstein und lacht. Vom Kreisligisten SV Hederborn-Upsprunge (Kreisliga A2 Paderborn) wechselt zudem noch ein gewisser Matteo Fichera nach Cappel. Noch so ein schöner Name, finden wir. Fichera ist ein Torgarant, den man kennen könnte. Vor einigen Jahren war mal für Westfalia Rhynern in der Oberliga aktiv, traf damals immerhin dreimal. Auch für die Beckumer Spielvereinigung spielte er anschließend in der Landesliga und war mit seinen damaligen 18 Saisontoren mit ein Grund dafür, dass die Truppe 2017 die Westfalenliga enterte.

Insgesamt integriert Bilstein vier A-Jugendliche in seinen Kader. Es wird ein junges Team. Qualität geht, Qualität kommt aber auch (zurück). Abwarten, entwickeln und Punkte sammeln - so lautet die Devise.  Vielleicht macht Bilstein, neben dem Platz als Jurist tätig, ja die Dutzend dann auch noch voll. Notfalls müssten sie im westlichen Teil Lippstadts wieder mit Überredungskünsten anfangen...