Cappel verpasst Lucky Punch


Von Linus Peikenkamp

(26.10.20) Zugegebenermaßen macht das Ergebnis einen ziemlich klaren Eindruck. Beim 4:0 (1:0)-Erfolg der SG Oestinghausen gegen den SuS Cappel wurde der Spitzenreiter seiner Favoritenrolle mal wieder gerecht. Was rein ergebnistechnisch nach einer klaren Sache aussieht, war jedoch zunächst ein relativ offener Schlagabtausch. Denn der Knackpunkt der Partie kam erst ganz, ganz spät. Am Ende gab es dann trotzdem einen klaren Gewinner, jedoch zwei zufriedene Coaches - und die waren sich nicht ganz einer Meinung. 

"Ich muss den Hut vor meiner Mannschaft ziehen", lobte zunächst Gäste-Coach Dierk Meincke seine Jungs. "Wir haben das Spiel heute über volle 90 Minuten durchgezogen", so Meincke, der das Ergebnis auch in der Höhe als durchaus gerechtfertigt ansah. Schließlich hat es schon in der ersten Hälfte weitaus mehr Torchancen gegeben, als nur die Gelegenheit zum zwischenzeitlichen Führungstreffer. Schon nach zwei Minuten setzte Nico Scholz mit einem Pfostentreffer das erste Zeichen. Und auch Top-Torschütze Nick Weber, wie sollte es auch anders kommen, hatte seine Möglichkeiten. Kurz vor der Halbzeit blieb er mit seinem Abschluss lediglich am starken Keeper Kevin Kurth hängen - an anderen Tagen macht er solche Dinger.

Bilstein: "Niederlage in der Höhe zu deutlich"

Trotz mehrerer Chancen der Gäste zeigte sich SuS-Trainer Benedikt Bilstein sehr zufrieden mit dem Auftritt seiner Jungs in Halbzeit eins. Seine Elf habe nicht viel zugelassen, weswegen sie mit einer breiten Brust in die Pause gingen, so Bilstein. Doch kaum war das Lob ausgesprochen, kamen die Gäste mit einem Paukenschlag aus der Halbzeitpause. Natürlich in Form von Nick Weber. Dieser hatte den Torwart schon überwunden, doch sein Schuss wurde gerade noch so auf der Linie geklärt. Eine "Riesenmöglichkeit", wie beide Trainer diese Situation benannten. 

Doch nun kam sie, die starke Phase der Gastgeber. Die große Chance, gegen den bis dato ungeschlagenen Tabellenführer auszugleichen. Zunächst blieb der Schuss von Cappels Marius Ferber am ebenfalls starken SG-Schlussmann Wamba hängen, kurze Zeit später - die wohl beste Möglichkeit für den SuS - vergab Fichera nur knapp nach Vorlage von Franz Nonnast. Das war zwar ärgerlich, für Bilstein jedoch ebenso ein Grund für seine Meinung, der Sieg sei zu hoch ausgefallen. "Die Niederlage ist in der Höhe zu deutlich", meinte er, auch wenn seine Mannschaft die druckreiche Phase nicht weiter durchziehen konnte, bis es irgendwann zur Notbremse des eingewechselten Wesley Omoregie und dem folgerichtigen Platzverweis kam (70.). Erst ab dann wurde die Partie so richtig einseitig.

Meincke guckt gern auf die Tabelle

Doch es gab nicht nur die ungenutzten Chancen, denn vier Tore sind schließlich auch gefallen. Den Startpunkt setzte Ruben Brinker direkt mit einem sehenswerten Fernschuss (24.). Wie weit vom Tor entfernt er dabei genau stand? Da ist sich niemand wirklich einig. In Meinckes Augen waren es rund 17 Meter, im Liveticker des Spiels waren es satte 25. Wie auch immer: Toll anzusehen war der Treffer so oder so. Das 2:0 kurz nach der Pause traf dann, oh Wunder, Nick Weber, welcher hervorragend vom Kapitän Lars Werthschulte bedient wurde (68.). Ein wichtiger Treffer, da Weber - die Wettbewerbsverzerrung auf zwei Beinen, wie er mittlerweile genannt wird - den Flow der Gastgeber damit völlig zerstörte.  Zu allem Überfluss aus Cappeler Sicht flog besagter Omoregie dann zwei Minuten später wegen einer Notbremse vom Platz. Ein sehr kurzer Dienstantritt für den erst 18-Jährigen, wurde er doch drei Minuten zuvor erst eingewechselt. Den folgenden Strafstoß verwandelte Werthschulte locker (72.). Den Schlussstrich setzte dann Jonas Nillies in der 87. Minute, eine Minute nach seiner Einwechslung. Die Vorarbeit hierfür leisteten Lukas Lex und Sebastian Schlief - ebenfalls erst in der zweiten Halbzeit eingewechselt.

Läuft bei der SG Oestinghausen. Weiterhin keine Niederlage, sieben Siege aus acht Spielen und ein wahnsinniges Torverhältnis von +23. Da schaut man doch gerne mal auf die Tabelle, oder? "Ich bin ein Fußballverrückter, ich lebe dafür", betont Trainer Meincke. "Deswegen gucke ich gerne auf die Tabelle, wenn es so läuft. Auch wohl noch am Montag, so vier bis fünf mal". Trotzdem warnt er vor dem harten Programm, was noch auf den Spitzenreiter wartet. Gegen die harten Brocken haben Meincke und seine Männer schließlich noch nicht gespielt. "Wir genießen den Moment. Aber wir wissen, dass wir auch ganz schnell wieder Vierter sein können", so Meincke.

SG Cappel - TuS SG Oestinghausen 0:4 (0:1)
0:1 Brinkner (24.), 0:2 Weber (68.),
0:3 Werthschulte (72./FE), 0:4 Nillies (87.)
Rote Karte: für Cappels Omoregie (70.)