Manchmal hilft nur noch, die Faust zu ballen. Wie hier Sören Weinfurtner, Coach des Preußen-Unterbaus.

Fast so wie mitten im Mai


Von Fabian Renger


(24.02.19) Ein bisschen wirkte es so, als sei an diesem Nachmittag des 24. Februars alles entschieden worden. Fast bekam man den Anschein, die Welt des SuS Neuenkirchen wäre untergegangen und auf der anderen Seite, bei den Gastgebern, der zweiten Mannschaft des SC Preußen Münster, hatte man den Eindruck: Wir haben die Meisterschaft gewonnen.

Während die Neuenkirchener niedergeschlagen auf der Bank hockten und ins Leere starrten, waren sie bei den Preußen zwar ausgelaugt und fertig mit der Welt, aber einfach happy. Sie hatten doch tatsächlich dank eines glücklichen Schlussspurts die Spitzenpartie der Westfalenliga mit 2:1 (0:1) gegen Neuenkirchen gewonnen. Beinahe wären die Bilder dieses Nachmittags aber auch genau gegensätzlich ausgefallen.

Doppel-Chance hier, Tor dort

Wenn Marvin Egbers nach 83 Minuten nämlich nicht per Kopf an der Latte und Malte Nieweler im Nachsetzen nicht an der Mords-Reaktion von Preußen-Schnapper Marko Dedovic gescheitert wären. Eine Doppelchance vom Allerfeinsten. Zu dem Zeitpunkt stand es noch 1:1, Neuenkirchen - so viel in die Glaskugel blicken muss ausnahmsweise mal sein - hätte das Spiel sehr wahrscheinlich nach Hause geschaukelt. "Du musst du die wenigen Chancen, die man hat, nutzen und das Quäntchen Glück haben", gab SuS-Coach Tobias Wehmschulte später zu Protokoll.

Das Glück und die Coolness hatte schließlich Sören Wald, der wenig drauf die Kugel bekam, ein bisschen wartete, sich in perfekte Schussposition brachte, Maß nahm und das Leder aus dem Rückraum einfach mal halblinks in Tor beförderte. Eine schöne Bude, 88 Minuten gespielt und jetzt hielt es auch Sören Weinfurtner, Coach der Preußen, und quasi die gesamte Mannschaft hinter der Mannschaft nicht mehr auf ihren Plätzen. Fast alle stürmten den Platz. Eine grün-schwarze Jubel-Traube.

Ousman Touray wird zwar hier von Emanuel Beckmann-Smith bearbeitet, hatte aber meistens die Nase vorne. Wie sehr man in 20 Minuten schon für Gefahr sorgen kann, das war außergewöhnlich.
Luca Ehler (r.) verlor mit dem SuS.

"In Summe sind wir der verdiente Sieger", resümierte Weinfurtner später schließlich schon wieder deutlich gefasster. Souverän fand er den Auftritt seiner Jungs und den Torschützen sowieso. "Er hat in der Vorbereitung schon wunderbar gearbeitet, das muss man auch mal sagen. Hut ab, das hat er sich verdient", lobte er Youngster Wald. Erdrückende Stimmung hingegen bei den Gästen. Deren Coach Tobias Wehmschulte war, wie die ganze Mannschaft, etwas gelähmt. Fassungslos schauten sie drein. Wieso haben wir hier nichts mitgenommen? Es fing doch alles so gut an.

Mit einer Anfangs-Viertelstunde, in der der SuS viel Druck ausgeübt hatte, sich aber auch immer passend zurückzog, nicht viel zuließ und einmal selbst eiskalt zuschlug. Einwurf Fabian Sandmann, Flanke Rene Pöhlker, ein heran rauschender Malte Nieweler, ein wuchtiges Kopfballtor (5.). Der super Start in einer wie erwartet hochintensiv geführten Begegnung.

Kerelaj ans Lattenkreuz

"Wir haben mit einer guten Leidenschaft gespielt", war Weinfurtner auch hinsichtlich des Einsatzes zufrieden mit seinen Mannen. Wehmschulte ebenfalls:"Wir wollten auch, wir sind mutig reingegangen, haben das über weite Strecken gut gemacht und auch mal gefährliche Nadelstiche gesetzt." Wirklich gefährlich waren in Halbzeit eins allerdings derweil bloß die Preußen. Deren beste Gelegenheit semmelte Fabian Kerelaj ans Lattenkreuz (28.).

Neuenkirchen machte das kämpferisch gut, die Preußen hatten sicherlich mehr den Ball, oft setzten sie sich auch über die Außenpositionen gut in Szene. Dem einen oder andere Durchbruch fehlte es aber manchmal an Genauigkeit beim letzten Pass. "In der zweiten Halbzeit fand ich's sogar noch besser von uns", so Weinfurtner. Das zählte sich dann auch in Toren aus. Erst der Ausgleich durch Eduard Wegmann (52.), dann später auch beinahe Ousman Touray. Nach 71 Minuten kam dieser rein ins Match, gleich mehrfach machte er seine Gegenspieler frisch, doch zweimal zielte er nicht genau genug (78./81.).

Ekstase und Tal der Tränen

So war es schließlich Wald vorbehalten, den Tabellenführer ins Ekstase zu stürzen und die Neuenkirchener - jetzt durchgereicht auf Rang vier - in ein Tal der Tränen. "Jetzt, so kurz nach Spielschluss, ist es natürlich bitter. Aber wir können darauf aufbauen", hatte Wehmschulte die Schultern wieder oben. Ist ja noch nicht Mitte Mai gewesen, sondern erst Ende Februar.

SC Preußen Münster II - SuS Neuenkirchen 2:1 (0:1)
0:1 Nieweler (5.), 1:1 Wegmann (52.)
2:1 Wald (88.)