Wedi: Bis zum Winter keine Sperre mehr

Borussia Emsdettens Kapitän Nick Wedi (l.) musste in dieser Saison bereits zweimal gesperrt zuschauen. Foto: Lehmann

Wedi verspricht: bis zum Winter keine Sperre mehr


Von Jakob Hehn

(20.10.22) Es scheint fast so, als hätte Nick Wedi wenig Gnade mit seinen Gegenspielern. Nach acht Spielen hatte der Emsdettener Kapitän schon stolze fünf Gelbe Karten auf dem Konto - das muss man auch erstmal schaffen! Am 9. Spieltag fehlte er dann folgerichtig. Am 10. Spieltag durfte er im Spiel gegen Grün-Weiß Nottuln dann wieder ran und holte sich schon in der ersten Halbzeit Gelb-Rot ab. Mit Karten sollte sich Wedi also inzwischen auskennen.

Von den Zwangspausen ihres Kapitäns ließ sich seine Mannschaft aber nicht aus der Bahn werfen. Die Borussia verlor keines der vergangen drei Spiele, obwohl sie in zwei der drei Partien bereits in der ersten Hälfte in Unterzahl geriet. Bei den Borussen stimmen momentan Einstellung und Mentalität. Jeder hängt sich voll rein und unterstützt seine Mitspieler. Das ist unter anderem auch der Grund, warum die Rot-Weißen auch mit zehn Spielern auf dem Feld punkten können. Dann läuft halt jeder einen Kilometer mehr. Das gleicht dann auch die Laufleistung des Spielers aus, der des Feldes verwiesen wurde. Klingt eigentlich sehr logisch.

Nick, die letzten drei Spiele lagt ihr jeweils zurück und habt trotzdem immer gepunktet - zweimal sogar mit einem Mann weniger - zeichnet euch die Mentalität dieses Jahr aus?
Wedi: Auf jeden Fall. Wir kommen seit Jahren über die Geschlossenheit und die Einstellung. Viele kennen sich und spielen auch schon lange zusammen. Dadurch haben sich natürlich viele Freundschaften gebildet. Der Zusammenhalt ist dementsprechend hoch und jeder haut sich für den anderen rein. Da ist es egal, wenn einer mal 'nen schlechten Tag hat, so wie ich am Sonntag mit meiner Gelb-Roten Karte und dem verschuldeten Elfmeter (lacht). Mittlerweile kann ich darüber lachen, weil sich die Jungs voll reingehauen haben und gesagt haben: 'So, jetzt müssen wir ihm mal den Arsch retten'. 

Du sagst es selbst. Eine Sperre nach fünf Gelben Karten und jetzt der Platzverweis. Was ist denn da los?
Wedi: Ich hab's mir nicht vorgenommen. Was uns unser neue Trainer Hans-Dieter Jürgens aber schon vor der Saison gesagt hat ist, dass wir bisschen erwachsener und reifer spielen müssen und in manchen Situationen cleverer sein sollen. Das sollte aber im Allgemeinen natürlich nicht zu Gelben Karten führen. Ein taktisches Foul ist mal okay, aber ich habe mir vorgenommen, bis zum Winter keine Sperre mehr zu kriegen.

Ist diese aggressive, oder- wie du es sagst: reife Spielweise - ein neues Mittel für den Erfolg?
Wedi: Wir haben uns darauf verständigt, dass Mentalität und Aggressivität die Basics bei uns sind. Über diese Werte wollen wir anfangs immer in die Partie finden. Bei uns ist es einfach so, wenn wir diese Basics nicht drin haben und uns nicht reinbeißen, dann klappt es auch fußballerisch nicht. Der Wille muss einfach da sein, um unsere starken Einzelspieler vorne in Szene zu bringen. Da will ich keinen speziellen Spieler rausnehmen, aber das macht so Spaß, den Jungs vorne zuzuschauen, auch im Training. Das kommt aber nur zustande, wenn wir Ballgewinne generieren und Zweikämpfe im letzten Drittel gewinnen, um die Spieler vorne eben anspielen zu können. Diese Einstellung muss zu 100 Prozent immer da sein, damit wir überhaupt Tore schießen können. 

Ihr habt ja nicht den klassischen Torjäger. Ist das gesamte Teamgefüge dann auch verantwortlich für die Tore?
Wedi:
Ja, das stimmt. Bei uns teilt sich das mit Toren immer auf. Klar, tut das einer Mannschaft immer gut, wenn du vorne einen hast, der die Dinger reinhaut. Wir ärgern uns aber auch nicht, dass wir keinen haben. Wir müssen das einfach als Team kompensieren. Wir haben halt keinen Stefan Oerterer oder Stefan Langemann, dafür haben wir aber mehrere Spieler, die ihre drei bis vier Tore geschossen haben. So gleichen wir das Ganze dann aus - und momentan funktioniert das auch ganz gut.

Läuft ja auch soweit. Grad steht auf Platz sieben. Ist es euer Ziel, nochmal oben anzugreifen oder geht es mehr darum, so wenig wie möglich mit dem Abstieg zu tun zu haben?

Wedi: Oberste Prämisse ist die ganze Saison: nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben. Das ist das oberste Ziel. Wir sind sehr froh, da zu sein, wo wir gerade sind. Es ist momentan kein Druck auf dem Kessel und der Abstand nach unten beträgt ja auch ein paar Punkte. Wir wollen uns vor dem Winter im Mittelfeld etablieren und von den Abstiegsrängen entfernt sein, so weit es nur geht. Wir wollen uns einfach in der oberen Tabellenhälfte festbeißen.

Fliegt nächste Woche wieder einer vom Feld oder beendet ihr das Spiel zu elft?
Wedi:
Ich bin mir sicher, dass noch elf Leute auf dem Platz stehen werden (lacht). Wobei es mit zehn Leuten ja auch geklappt hat. Aber genau das spiegelt die Einstellung unserer Mannschaft wider. Das war am Anfang der Saison nicht immer so. Da haben wir uns echt gut entwickelt. Da muss ich der ganzen Mannschaft auch ein Kompliment machen. Von Rückschlägen, seien es Rote Karten oder Gegentore, lassen wir uns nicht mehr aus der Bahn werfen. 90 Minuten ziehen wir unseren Spielstil durch und ich bin mir sicher: Wenn wir so weiter spielen, wird das zu vielen Punkten in der Liga führen. Aber ja, diesmal gehe ich davon aus, dass wir mit elf Leuten zu Ende spielen und hoffentlich wieder gewinnen.

Hat sich das auch zu letztem Jahr verändert?
Wedi:
Ja, schon. Ich habe es aber ehrlich gesagt nicht mehr wirklich auf dem Schirm, wie es letzte Saison war. Ich habe mich eher auf den Anfang der Saison bezogen. Da war es manchmal so, dass der Kopf nach einem Gegentor unten war. Wobei das auch nicht tragisch war. Trotzdem haben wir uns das auch erarbeitet und die Erfolgserlebnisse haben das alles nochmal verstärkt. Die Entwicklung zeigt aber auch, wie gesagt, wie die Einstellung der Mannschaft inzwischen ist.