RW Milte lässt sich was einfallen  

von Christian Lehmann

(27.05.20) Bei RW Milte waren sie gerade richtig gut drauf, als das Coronavirus den Spielbetrieb zum Erliegen brachte. Doch das Team von Trainer Volker Hoffmann ließ sich nicht ausbremsen und hat die vergangenen Wochen sinnvoll genutzt. Nun stehen die Jungs des B-Ligasiebten wieder auf dem Grün und können die Fortsetzung des Spielbetriebs kaum erwarten. 

"Man hat nach dem Shutdown schnell gemerkt, dass die Jungs weiterhin richtig Bock haben, etwas zu tun. Man merkte schnell, dass ihnen was fehlt", berichtet Hoffmann, der bald in sein neuntes Jahr an der Bleiche geht. Nicht nur mit der Klopapier-Challenge, sondern auch, einem Tippspiel und witzigen Foto-Aktionen hielt sich das Team über Wasser. "Die Fotos sind alle jugendfrei", betont Hoffmann. Was in der Kabine oder der WhatsApp-Gruppe passiert, bleibt bekanntlich dort. Eigentlich. Für uns machen der Coach und seine Jungs eine Ausnahme.

Training mit Abstand

Seit kurzem wird in Milte auch wieder trainiert - mit dem gebotenen Abstand und strengen Regeln. "Beim ersten Mal hatten wir Rekord-Beteiligung", verrät Hoffmann, der durchaus Mühe hatte, die 20 Spieler und zwei Torhüter in kleinere Gruppen einzuteilen und auf Abstand zu halten. "Es war sehr ungewöhnlich, aber auch eine sehr reizvolle Aufgabe, so etwas auszuarbeiten", erklärt er. Man lernt auch im neunten Trainerjahr also nicht aus. "Wir haben keine spieltaktischen oder konditionellen Sachen gemacht. Am Ende gab's ein Lattenschießen. Die Jungs hatten ihren Spaß und haben das gut durchgezogen. Ich kann mich an keine Situation erinnern, in der ich sie maßregeln musste", sagt der Bundeswehrsoldat augenzwinkernd.  

Auf die Frage, ob er die zehn Jahre in Milte voll machen will, kann er noch nicht klar antworten. "Das hört sich ausgelutscht an, aber ich schaue wirklich von Saison zu Saison. Solange ich der Mannschaft noch etwas geben kann und die Jungs während der Besprechung pfeifend aus dem Fenster schauen, kann ich mir vorstellen, die zehn Jahre voll zu machen. Und solange ich noch gut gelaunt mit dem Fahrrad zum Training fahren kann, mache ich gerne weiter."

Neue Führungsspieler-Generation

Mit der Mannschaft, die der Trainer-Routinier einst übernommen hat, dürfte die künftige Truppe nur noch wenig gemein haben. Langjährige Leistungsträger wie etwa Nino Zimmermann (wird Co-Trainer) oder Nils Wortmann (beruflich nach Stuttgart) stehen künftig nicht als Aktive mehr zur Verfügung, Kapitän Michael Ketteler, Lars Rowald, Daniel Frank oder Tobias Ketteler werden mehr Verantwortung übernehmen müssen. Youngster wie Jonas Vechtel, Paul Jürgens und Bernd Justus sind ein Versprechen für die Zukunft. 

Die Reserve der Warendorfer SU und der BSV Ostbevern dürften in die A-Liga aufsteigen und sich RW Milte in der kommenden Spielzeit nicht mehr in den Weg stellen. Hinter dem souveränen Spitzenduo tummeln sich gleich mehrere Teams, die künftig in der Spitzengruppe mitmischen könnten - auch die Hoffmann-Elf. "An uns wird kein Weg vorbeiführen", flachst der Coach und amüsiert sich dabei sichtlich. "Nein, Quatsch. Ganz ehrlich: Ich glaube, dass wir von unserem Potenzial her in der Lage sind, eine gute Rolle zu spielen. Das ist aber von vielen Faktoren abhängig. Ich habe vor allen Teams großen Respekt, auch dritte Mannschaften wie etwa Nullacht haben immer mal Spieler dabei, die früher höherklassig unterwegs waren. Es ist schwer, jetzt schon zu prognostizieren, wer oben dabei sein wird. Eines ist klar: Auf die Derbys mit dem SC Müssingen freuen wir uns riesig."