Halen steigt ab und Hoge holt sich die Kanone


Von Fabian Renger

(23.05.23) Zwei Fragen galt es vorm abschließenden Spieltag der B-Liga noch zu klären. Einmal die nach dem fünften und letzten Absteiger. Und dann die nach dem Torschützenkönig. Beschränken wir uns daher in den folgenden Zeilen auf die beiden letzten Entscheidungen. Dem Rest wünschen wir nun hochoffiziell eine schöne Sommerpause. Benehmt euch!

Kreisliga B

Ryan Hagan (r.) steuerte in seinem vorerst letzten Spiel vier Tore zum Velper Sieg zu - und war dabei Garant für den abschließenden Klassenerhalt. Foto: Lehmann

Die Abstiegsfrage


Klar war: Der SC VelpeSüd brauchte noch einen Zähler für den Klassenerhalt. Das funktionierte reibungslos. Die Zweite von Stella Bevergern war zu Gast am Velper Bahnhof und kein Hindernis. Velpe räumte das Schlusslicht mit einem 10:2 (6:1)-Heimsieg aus dem Weg. Deshalb tritt der SC Halen II den bitteren Gang in die C-Liga an, das 2:2 (0:1)-Remis gegen Arminia Ibbenbüren war zu wenig.

SC VelpeSüd - Stella Bevergern II 10:2 (6:1)
Tore: 1:0 R. Hagan (6.), 2:0 Güthe (14./ET)
3:0 Teepe (15.), 4:0 R. Hagan (22.)
5:0 R. Hagan (27./Strafstoß), 6:0 R. Hagan (33.)
6:1 Weber (44.), 6:2 Güthe (53./Strafstoß)
7:2 Loevvelt (58.), 8:2 Zwinger (60.)
9:2 Zwinger (69.), 10:2 Zwinger (80.)

Jubel, Trubel, Heiterkeit? Weit gefehlt. Grundsätzlich wollten die Velper eigentlich ins obere Drittel bzw. die obere Hälfte der Tabelle. Das hat, nun ja, nicht so wirklich geklappt. "Da gibt's nicht so viel zu feiern. Ich persönlich war nicht in Feierlaune nach der verkorksten Hinrunde", prustete Velpes Coach Jan Niehaus einfach nur durch. Es war sein Abschiedsspiel. Er geht über die Landesgrenze nach Belm. Im Sommer 2021 hatte er die Truppe übernommen. "Ich hab die Zeit sehr genossen", so Niehaus. "Es ist ein toller Kreis, ich komme gerne wieder."

Zum Ausstand zeigte seine Elf, zu was sie imstande ist. Ryan Hagan, der künftig aus beruflich-familiären Gründen kürzertreten wird, hatte in seinem vorerst letzten Match am meisten Bock und traf vierfach. "Er hat richtig Gas gegeben", lobte der Übungsleiter. Auch Christian Zwinger gelang ein lupenreiner Hattrick. Läuft also. In der Rückrunde lief's sowieso plötzlich viel besser: 13 Zähler holte Velpe in der Hinrunde, Platz 15 bedeutete das. In der Rückrundentabelle waren es Platz sechs und 31 Punkte. Was für eine Diskrepanz.

"Wir hatten in der Hinrunde viel Verletzungspech und private Dinge, wo wir nicht immer alle Mann dabei hatten zum Wochennede. Zur Rückrunde waren alle wieder soweit fit und wir haben ein paar aus der Ü32 zurückgeholt", erklärte Niehaus. Personalprobleme? So einfach also? Naja. Offenbar. "Wir konnten in der Rückrunde auch besser trainieren. Wenn wir schlecht abgeschnitten haben, haben wir auch vorher nicht gut trainiert. Es ist so: Wenn man in Velpe gut trainieren kann mit mehr als zehn Spielern, ist einiges möglich - ist man nur knapp besetzt, wird's schwer", so Niehaus, der explizit Strippenzieher Frank "Fritz" Sundermann hervorhebt, der im Hintergrund an gewissen Fäden gezogen hat, die zur Besserung führten.

SC Halen II - Arminia Ibbenbüren II 2:2 (0:1)
Tore: 0:1 Niedenzu (28.), 1:1 P. Scharnweber (48.)
2:1 Prüßmann (79./FE), 2:2 Meyer (90+3.)

Illusionen hatte sich bereits vorm Spieltag niemand in Halen hingegeben. "Die Hoffnung lag unter null Prozent", räumte Kapitän Pascal Scharnweber ein. "Wir haben den Klassenerhalt nicht in den letzten zwei Wochen verloren, wir haben es vorher verk*ckt. Ich weiß auch nicht, der wievielte Nackenschlag es in den letzten fünf Minuten für uns war", hat Halens Bindenträger und Führungsspieler ein Konditionsproblem ausgemacht. "Wir waren halt einfach nicht fit."

Wir finden auf Anhieb Spiele wie gegen Saerbeck (2:3 nach 2:0-Führung, Gegentore ab Minute 75), Laggenbeck (1:2 nach 1:0-Führung, letztes Gegentor in Minute 94), Recke (2:3 nach 2:0, letztes Gegentor in Minute 90), Bevergern I (2:3 nach 2:0, Gegentore in Minute 92 und 96), Velpe (1:3 nach 1:0, drei Gegentore ab Minute 82) - ja, offensichtlich fehlte es an Körnern. Dass 39 (!) Punkte und 78 (!) Tore nicht reichen für die Rettung, ist trotzdem nicht normal und typisch. Nochmal für die Neulinge unter euch: Wegen Reckes Abstieg aus der Bezirksliga steigen aus der B-Liga halt fünf  statt nur vier Teams in die C-Liga ab. Scharnweber stellt die Bezirksliga-Abhängigkeit zumindest mal in Frage: "Wir sind zwölf Punkte vom Nichtabstiegsplatz entfernt und steigen ab, weil ein Bezirkligist absteigt. Was können wir dafür, wenn die die Klasse nicht halten?"

Ein Torverhältnis von -1 ist auch keines eines Absteigers. Mit Jakob Schulz (28 Tore) und Scharnweber selbst (22) stehen auch zwei absolute B-Liga-Bomber in den Reihen. Trotzdem runter zu gehen, ist schon fast ein Kunststück. Scharnweber schaut aber selbstbewusst in die Zukunft: Abgesehen von Sascha Wallenhorst und Jannik Wolff (beide Ü32) gibt's keine Abgänge. Die Mannschaft bleibt zusammen. "Nächstes Jahr zählt nur der Aufstieg", so der Kapitän. Wir nehmen ihm beim Wort. Er holte übrigens im letzten Heimspiel auch noch den Elfmeter raus. Vorbild und so. Das 2:2 in der Nachspielzeit resultierte indes aus einem nicht geklärten Freistoß. Letztlich aber wurscht: Selbst ein Sieg hätte ja nicht mehr gereicht...

Pitt Hoge (r.) sprang am letzten Spieltag auf Platz eins der Torjägerliste. Foto: Renger

Die Torjägerfrage


35 Tore hatte Bevergerns Ben Gashi vor dem Spieltag auf dem Konto - und dabei blieb es auch. Auf 33 Buden kam vorm Spieltag Brochterbecks Pitt Hoge. Sollte ja eigentlich reichen. Reichte aber nicht. Mit einem Dreierpack zog Hoge noch an Gashi vorbei. Huch.

TGK Tecklenburg II - Stella Bevergern 0:1 (0:0)
Tor: 0:1 Grotemeier (90.)

Ob er Gashi hat trösten müssen? Stellas Coach Thomas Overmeyer verneinte dies: "Er hatte ja seine Möglichkeiten. Und er hat direkt gesagt: Er macht dann nächstes Jahr halt 45..." Schöne Ansage. Weniger schön oder erbaulich war das Spiel auf'm Berg. Für beide ging's um nichts mehr. Das spürte man Stellas Offensive lahmte, kam mit dem Platz nicht so recht klar. In der Schlussminute einer eher chancenarmen Begegnung netzte Lutz Grotemeier mit einem hübschen Außenreist-Abschluss ein. "Für ihn hat es mich natürlich riesig gefreut", so Overmeyer. Wieso? Weil Grotemeier letztmals für Stella I auf dem Platz stand und künftig in der Zwoten kickt.

SF Lotte II - Brochterbecker SV 2:7 (2:2)
Tore: 1:0 Niederbrünng (1.), 1:1 Krüer (21.)
2:1 Markwart (31.), 2:2 Hoge (42.)
2:3 Hoge (47.), 2:4 Koliska (50.)
2:5 Hoge (57.), 2:6 Schliek (59.)
2:7 Krüer (78.)
Bes. Vorkommnis: Gelb-Rote Karte für Lotte (45.)

14 Spiele ohne Pleite: Brochterbecks Schlussspurt war gewaltig. Hoges Finish ebenfalls. Vorige Woche schnürte er beim 9:2 in Laggenbeck einen Dreierpack, jetzt schon wieder. "Am Ende hat Pitt Glück gehabt, dass das eine Tor reichte. Das war natürlich ein schönes Add-On", sagte sein Coach Maik Slootz nach dem abschließenden Match am Lotter Kreuz. Es war auch für Slootz ein gelungener Ausstand: Interimsweise sprang er im Winter für den erkrankten Fritz Puhle ein. Sein Auftaktspiel ging gegen Bevergern verloren. Anschließend startete die Monster-Erfolgsserie. Hinter Recke II und Teuto II ist der BSV gar das drittbeste Rückrunden-Team. Zehn Siege, vier Remis und nur eine Pleite: 34 Zähler holte Slootz. Sagenhaft. Er zieht sich trotzdem wieder zurück in den Ruhestand und überlässt wie geplant Christian Weyde das Feld. In Lotte hätte es übrigens auch höher ausfallen können, aber insbesondere an Ex-Profi Benedikt Fernandez im SFL-Kasten war vor allem vor der Pause kein Vorbeikommen. "Wäre der nicht da gewesen, wäre es sicherlich höher ausgefallen", so Slootz. Aber na gut: Sieben Buden sind auch schön. Und Hoges Torjägerkrone auch.