Henning Hils (am Ball) bereitete das 1:0 vor. Hier sieht er sich von Joel Flasse bedrängt. Foto: Renger

Blindes Verständnis führt zum Wettringer Derbysieg


Von Fabian Renger

(06.04.22) Dieses Tor könnte demnächst in den Duden aufgenommen werden für die Begriffserklärung 'Blindes Verständnis'. Vorwärts Wettringens Henning Hils marschiert während des Auswärtsspiels beim SC Altenrheine die linke Außenbahn entlang. Fast entwischt die Kugel ins Seitenaus, doch er kratzt sie gerade noch weg und bringt sie in der Höhe der Strafraumkante scharf vorher, punktgenau zu Lyon Meyering. Viele würden den Ball nehmen und irgendwas damit anstellen. Doch Meyering denkt gar nicht dran, lässt den Ball durch seine Beine passieren. Weil hinter ihm Florian Kappelhoff-Rickert noch besser postiert ist und die Kirsche nur noch wegmachen muss. Macht er natürlich. Es war der goldene Treffer zum 1:0-Auswärtssieg in Minute 75. Kann man so machen.

Schweinewetter war am Altenrheiner Schürweg angesagt. Insbesondere ab Ende des ersten Durchgangs meimelte es in einer Tour. Der Platz war tief.  "Es war das erwartete Spiel", meinte Wettringens Coach Patrick Wensing. Intensiv war's, Fußball arbeiten war gefragt, mehr ging fast nicht.  Die packendste Szene in Halbzeit eins gehörte den Gastgebern, als Joel Flasse Thorben Kortenhorn bediente. Dessen Abschluss landete an der Unterkante der Latte (6.).

SCA kommt besser raus

Im zweiten Abschnitt drückte vor allem zunächst der SCA auf den Führungstreffer. Optisch zumindest. "Da haben wir die Anfangsphase verpennt", so Wensing. Kann man so sagen. So richtig zwingend wurden die Hausherren allerdings auch irgendwie nicht. Flasses Freistoß war eine Beute für Vorwärts-Schnapper Tobias Brünen (51.), auf der Gegenseite wämmste Julian Krause aus kilometerweiter Entfernung wie aus dem Nichts an den rechten Pfosten (58.). Sonderlich viel los war ansonsten nicht. Der SCA wollte wohl, aber naja. Es war ein Klassiker nach dem Motto "Wer hier das Tor schießt, der gewinnt."

So richtig lichterloh brannte es kurz vorm 1:0 in Wettringens Box. Flasse schickte das Leder von rechts rein ins Getümmel, Niklas Huesmann hätte im Kuddelmuddel fast getroffen, doch Vorwärts-Kapitän David Ratering klärte von der Linie (72.). Mit dem Gegentreffer verabschiedete sich der bis dato auch fußballerisch gefällig wirkende Gastgeber aber aus dem Spiel.

"Deswegen bin ich maßlos enttäuscht"

"Wir können das Spiel verlieren, ja, aber nicht wie in der Form wie nach dem 1:0 ohne Kopf. Das haben wir mehrfach angesprochen, deswegen bin ich maßlos enttäuscht. Danach haben wir kein Fußball mehr gespielt", war SCA-Übungsleiter Marc Wiethölter angefressen ob der Schlussphase. Man konnte das verstehen. Die Gäste waren dem zweiten Treffer definitiv näher als Altenrheine dem Ausgleich. Das ist sogar nett formuliert. Felix Bußmann traf erst die Latte und danach ins Tor - kein 2:0, das Schiedsrichter-Gespann um Dominic Stock hob die Fahne. Abseits (78.). Zwei Minuten drauf bediente Felix Bußmann Kappelhoff-Rickert - knapp vorbei. Kurz vor Schluss marschierte Meyering mit der Kugel von der Mittellinie los und fand einzig in SCA-Schnapper André Wiesch seinen Meister (88.). Von Altenrheine kam nichts Nennenswertes mehr.

"Da müssen wir den Sack zu machen", so Wensing, der seiner Mannschaft aber für ihren - gerade defensiv geschlossenen Auftritt - ein Riesenkompliment aussprach. Es war der achte Sieg im neunten Spiel. Und zugleich ein Derby-Dreier. Ist ja auch nie so verkehrt.

SC Altenrheine - Vorwärts Wettringen 0:1 (0:0)
0:1 Kappelhoff-Rickert (75.)