Westfalenliga 1

Semih Daglar (m.) wird von gleich zwei Mesumern in die Zange genommen.

Das war alles irgendwie nicht normal


Von Fabian Renger

(12.12.21) Die Abwehrreihen hatten kältefrei. GW Nottuln um Chefcoach Roland Westers empfing den SV Mesum um Cheftrainer Marcel "Cello" Langenstroer. Beide sind dicke Buddys, beide traten den Heimweg gemeinsam in einem Auto an. Sie ließen sich am Leben und gingen sich nicht an die Gurgel, so viel können wir verraten. Dieses Spiel hätte derweil hüben wie drüben genügend Gründe geliefert, um sich im Nachhinein von den Männern in den weißen Kitteln abholen zu lassen.  Endstand: 5:4 (4:0). Ja: FÜNF ZU VIER! Huch. Sportart verwechselt? Nein. Und einer der beiden Übungsleiter flog obendrein vom Platz. Wahnsinn. Normal war das alles nicht mehr...

Die erste Halbzeit schien eine klare Sache zu sein. Die Hausherren führten dank der Treffer von Daniel Feldkamp (7.), Josse Gerick (13.), Semih Daglar (19.) sowie Felix Hesker (32.) locker-flockig mit 4:0. Also auf dem Papier. In Wirklichkeit war's gar nicht so klar. "Wir haben drei Riesen-Geschenke verteilt", ärgerte sich Langenstroer über drei individuelle Aussetzer seiner Elf. Und beim vierten? "Da haben wir als Truppe schlecht verteidigt", so Langenstroer über den Treffer, dem ein langer Pass auf der Außenbahn vorausgegangen war.

4:0? "Schmeichelhaft!"

Westers wiederum war aber auch gar nicht so gut gelaunt, wie man das hätte meinen können. Schließlich hatte Mesum - kein Witz - trotz des Rückstands Chancen für zwei bis drei Tore, ein Mesumer traf auch den Pfosten. Das 4:0 passte aber mal so überhaupt nicht zum Spielverlauf. "Es war mehr als schmeichelhaft", so Westers, der seiner Elf Passivität in der Arbeit gegen den Ball vorwarf. Begleitschutz und kein aktiver Personenschutz - gar nicht klug. Schon gar nicht gegen den SVM. Was man nach dem Seitenwechsel rasch bemerkte.

In der zweiten Hälfte ging der SVM nämlich mal so richtig ab. Vor allem Jan Walbaum auf seiner rechten Seite, er bereitete gleich drei Mesumer Tore vor. Die Buden machten die anderen. Elias Strotmann zum Beispiel. Er kam zur zwoten Halbzeit ins Spiel und verkürzte im Handumdrehen auf 4:1 (46.). Fünf Minuten später erzielte Chris Strotmann das 4:2, ehe auch Omar Guetat rein kam und auch er drei Minuten nach seiner Einwechslung einnetzte - nur noch 4:3 (67.). Goldenes Trainer-Händchen und so.

Langenstroer fliegt vom Platz

"Mesum war richtig am Drücker, hatte Chancen im Zwei- bis Drei-Minutentakt", so Westers. Das 5:3 von Daglar fiel schließlich irgendwie aus dem Nichts (68.). Es war ein absolut wildes Spiel. Und es wurde noch viel, viel wilder.

Minute 85. An der Außenlinie kommt's zum Duell zwischen Nottulns Daniel Feldkamp und Chris Strotmann. (Öffnet externen Link in neuem Fensterbei fussball.de ungefähr ab 2:30:45 Minuten) Langenstroer erkennt ein "klares Foulspiel an Strotmann", wie er sagt. So ganz gibt der Videobeweis das nicht her. Was allerdings auch für die folgende Szene gilt: Langenstroer ist durch die Aktion so sehr on fire, dass er auf den Platz läuft und Daglar anrempelt. Der fällt um. Schiedsrichter Leonidas Exuzidis gibt glatt Rot für Langenstroer. Was wirklich vorgefallen ist? Die Kamera bei fussball.de ist leider auf Ballhöhe und man hört nur Geschreie. Hmm.

Was wir wissen: Mesum war ab sofort ohne Cheftrainer. Doch das juckte die Spieler gar nicht. Aus dem daraus resultierenden, von der Mittellinie aus geschlagenen Freistoß entstand einfach mal das 5:4 durch Kevin Grewe (86.). Und wenn GWN-Schnapper Malte Wilmsen in der 92. Minute nach einer Hereingabe von der linken Seite am zweiten Pfosten nicht noch irgendwie das Leder gerettet hätte, dann, ja, dann hätten sich wohl alle Beteiligten wirklich einweisen lassen müssen. "Ein 5:5 hätte zum Spiel gepasst", meinte Westers. Wohl wahr. Aber ein 5:4 reicht ja auch. Gerade bei so einem Spielverlauf.

GW Nottuln - SV Mesum 5:4 (4:0)
1:0 Feldkamp (7.), 2:0 Gerick (13.)
3:0 Daglar (19.), 4:0 Hesker (32.)
4:1 E. Strotmann (46.), 4:2 C. Strotmann (51.)
4:1 Guetat (67.), 5:3 Daglar (68.)
5:4 Grewe (86.)
Bes. Vorkommnis: Rote Karte für Mesums Trainer Marcel Langenstroer(85.)