Querpass

Schiedsrichter stehen agieren häufig im Hintergrund. Unsere Kamera hat Lukas Krüler und Johannes Braun dennoch erwischt. Wenn auch nicht in gewünschter Qualität. Dafür bei in allerersten Einsätzen in der Landesliga.

Newcomer auf der Durchreise


Von Andreas Teipel

(17.04.20) Als Lukas Krüler und Johannes Braun die Landesliga-Mannschaften von Westfalia Kinderhaus und des ASV Hamm III zur Begrüßung holten, schauten alle nur in fremde Gesichter. Die Gastgeber hatte noch nie gegen Staffelwechsler Hamm gespielt, Hamm noch nie in Kinderhaus. Und die beiden jungen Schiedsrichter kannte sowieso überhaupt noch niemand. Kein Wunder, war es doch der erste Einsatz der beiden 24-Jährigen in dieser Spielklasse. Gerade eben waren sie aus der Bezirksliga aufgestiegen. "Eine ganz schöne Herausforderung", war sich Braun durchaus bewusst, dass gerade die Neuen immer mal gerne von den Spielern und Trainern getestet werden. 

Doch sie bestanden, leiteten später noch die Begegnungen des SuS Neuenkirchen gegen die SF Loxten II sowie Münster 08 gegen Hörste und erneut ein Kinderhaus-Spiel. Diesmal gegen Ladbergen. Michel Schulz, Abwehr-Crack der Westfalia: "Natürlich freut man sich immer, wenn neue und unvoreingenommene Leute einen pfeifen. Und man checkt natürlich auch, inwiefern sie durchgreifen, wenn mal einer durch den Kreis läuft oder allzu hartnäckig klammert." Für ihn aber zog Krüler/Braun seine Linie durch, blieb konsequent und nachvollziehbar beim Treffen ihrer Entscheidungen. 

Doch dafür mussten der Saerbecker Krüler und der Gronauer Braun erst als Team zusammenwachsen. Vor allem unterschieden die beiden anfangs doch erheblich in der Bewertung und Ahndung von Vergehen. "Da hatten wir doch erst noch eine ganz schön unterschiedliche Wahrnehmung", erinnert sich Krüler. Braun war da zunächst viel emotionaler im Spiel, ließ sich auch schon mal von der Hektik des Spiels anstecken. Krüler hingegen war im Umgang und der Kommunikation mit den Trainern noch sehr unerfahren. "Johannes, der ja in Gronau selbst auch die Frauen trainiert hat, hat mit gezeigt, wie Trainer so denken und fühlen während eines Spiels. Seitdem fällt mir das viel leichter."

Schnell wird klar, wenn man mit den beiden spricht, dass aber der Umgang mit diesen völlig natürlichen Unterschieden, gleichzeitig auch die größte Chance für die beiden als Schiedsrichter ist. Für sie ist diese Funktion nämlich nichts anderes als ein Sport. Man lernt seine Schwächen kennen, nimmt sie an und sucht nach Wegen, diese dann abzustellen. Und eben besser zu werden. Tatsächlich ist dies auch die zentrale Stärke, die ihr Mentor und Beoabachter Hendrik Thiemann (ist auch Schiedsrichterwart im Handballkreis Münsterland) ausgemacht hat: "Sie haben eine sehr ruhige Art entwickelt, sind selbstkritisch und hinterfragen sich immer wieder in schwierigen Situationen." Neben den vielen richtigen Entscheidungen, die sie auf dem Spielfeld trafen, war das ein Hauptgrund, sie nun an die nächste Aufgabe in der Landesliga heranzuführen.

Denn am Ende ihrer sportlichen Wünsche sind sie noch längst nicht angekommen. Für die ganz hohen Ziele wie Bundesliga oder zweite Liga sind sie zwar schon ein bisschen zu alt, doch ein oder zwei Etagen höher darf es schon gehen. Und genau da wollen sie auch hin. "Wir haben mal ein Freundschaftsspiel des TV Emsdetten gegen den TuS Spenge leiten dürften", war das für Lukas Krüler und auch für seinen Partner ein ganz besonderes Erlebnis. Zum einen war er als Junge mit seinem Vater in Emsdetten bei seinem ersten Handball-Spiel überhaupt - und sofort von diesem Sport infiziert; zum anderen wurde im Spiel gegen Spenge als Schiedsrichter auch deutlich, wie anspruchsvoll es wird, je stärker die Mannschaften sind. "Die erste Halbzeit hat uns schon ziemlich überfordert", meint auch Braun, "wir haben dann aber auch gemerkt, dass es für uns nicht unmöglich ist." 

Wie viele andere Leistungssportler auch, wollen Krüler und Braun sich ständig steigern. Sie wollen an ihren Schwächen arbeiten und ihre Möglichkeiten ausloten. Sie hören aufeinander und haben sich mittlerweile so ergänzt, dass große Gesten nicht mehr nötig sind, um sich auf dem Feld zu verständigen. Ein Blick reicht - und schon ist klar, was der andere will. "Und den Weg bis in die Oberliga traue ich ihnen auf jeden Fall auch zu", so Thiemann. So ist die Landesliga ab sofort Teil ihres Wegs auf der Durchreise hin zu neuen Gesichtern.