Querpass

Szene aus dem Finale 2014: Ossenbeck erklärt (v.l.) Leon Tia, Rami Abdel Ghany und Philipp Spangenberg, wie der Hase läuft.

Wizard of "Oss" - eine Institution verlässt die Bühne


Von Lutz Hackmann

(24.12.16) Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die scheinen dem geschulten Betrachter schier unmöglich. Nicht wirklich vorstellbar. Runtergebrochen auf Münster – eine Stadtmeisterschaft ohne Helmut Ossenbeck ist so etwas. Und doch: Die 40. Ausgabe der Münster-Stadties, die unmittelbar vor der Tür steht, wird für den 66-Jährigen die letzte sein. Diese städtischen Titelkämpfe, die eigentlich Ossenbeck selbst durch seinen Esprit und sein Wirken erst zu dem vielzitierten „Budenzauber“ erhoben hat.

2016/17 geht tatsächlich eine Ära zu Ende, das ist in der Fußball-Szene absolut unbestritten. Ein letztes Mal wird Ossenbeck dann am Sprecherpult seinen Platz einnehmen. Der Erfinder, der Dauerbrenner, der in den 40 Auflagen nur einen einzigen Tag verpasst und in derer 35 den Stadties eine –  seine – Stimme gegeben hat. Auf eine gewisse Art wird sich dieser Event danach neu erfinden müssen.

Abschied ohne Tränen

Es wird ein Abschied werden ohne Tränen, ohne große Wehmut. Die Entscheidung abzutreten, sie ist lange gereift in dem Mann. „Eigentlich hatte ich schon vor Jahren zu mir gesagt: Da willst du nicht mit 65 immer noch sitzen“, gewährt Ossenbeck einen Einblick in sein Seelenleben. „Aber es hat mir immer großen Spaß gemacht. Vor zwei Jahren habe ich mir dann gedacht: 40 ist eine runde Zahl, das ist für mich der Zeitpunkt Schluss zu machen.“ Die Zeit, sich mit einem Ende zu befassen, nimmt immer auch den Schrecken. So geht Ossenbeck diesem letzten Tag, dem 5. Januar 2017, wenn er die Siegerehrung der Junioren-Stadtmeisterschaft moderiert und den letzten Satz gesagt haben wird, ruhig und entspannt entgegen. Eines nimmt er gewiss mit: Das Wissen darum, nicht einer zu sein, der zu lange mit dem Aufhören gewartet, seinen Zenit überschritten hat. 

Vermutlich würden sie ihn beim 1. FC Gievenbeck klonen, um auch die nächste Dekade „mit dem Helmut am Mikro“ sicherzustellen. Dabei ist auch eines von Bedeutung: großes Gewese um seine Person ist nicht Ossenbecks Ding. An dem Titel „Erfinder der Stadtmeisterschaften“ kommt er allerdings wohl oder übel nicht vorbei. Aber das ist auch okay für ihn. Und die Bodenhaftung verliert er eh nicht. Auch wenn er in der City von wildfremden Leuten angesprochen wird: „Wie heißen Sie noch mal? Sie sind doch die Stimme vom Berg Fidel!“ 

"Sicher ist da auch ein wenig Stolz"

Was löst dieser Beiname aus in ihm? „Sicher ist da auch ein wenig Stolz, wenn ich das höre. Vielleicht ist Erfinder auch schon ein bisschen richtig. Aber das war alles ein Weg, den viele Leute mitgegangen sind“, stellt Ossenbeck klar. Ein Alois Lutz, ein Detlef Born, ein Hermann Holtmannspötter, ein Manni Lauhoff. Alle in wenigen Tagen auch im Klub der Vierziger – und der Abschiedler. Einen einzigen Tag der Stadtmeisterschaften hat Ossenbeck seit 1977 verpasst. 1981, als sein Vater beerdigt wurde.

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