Mit Patrick Fechtels Hinausstellung begann das Grevener Unglück.

Greven bedient - Reckenfeld läuft spät heiß


Von Mario Witthake

(09.05.13) Das kommt einer Demütigung gleich: Der SC Reckenfeld schlägt Greven 09 im Derby durch zwei späte Tore mit 3:2 (1:1) an der Schöneflieth, übernimmt damit die Regentschaft in der Stadt und, ein kleiner, aus Reckenfeld angenehmer Nebeneffekt, zerstört Nullneuns letzte Hoffnungen auf die Meisterschaft.

Gut zwei Stunden nach dem Spiel hatte Roland Jungfermann seinen Puls runtergefahren, die Schlussphase des Spiels hatte ihn richtig auf die Palme gebracht. Greven führte mit 2:1, ließ kaum Reckenfelder Angriffe zu, brockte sich aber selbst die Unterzahl ein. Patrick Fechtel ließ sich nach gut einer Stunde zu einer Tätlichkeit hinreißen und sah Rot. "Das ist dumm, weil wir eigentlich alles unter Kontrolle hatten", ärgerte sich Jungfermann. Seine Mannschaft verteidigte zu zehnt sehr diszipliniert, kam immer mit ausreichend Spielern hinter den Ball. Doch die vorhanden Konterangriffe brachte Greven nicht zuende.

Dann begann das Grevener Leid. Der emsige Michael Averweg (Jungfermann: "Er hat geackert wie ein Gaul") musste mit Krämpfen runter. Eine Standardsituation brachte im Anschluss Thore Glanemann in Nöten, sein Klärungsversuch landete im eigenen Tor (85.). Doch für Greven und Trainer Jungfermann, seit Mitte der ersten Halbzeit schon vom Schiedsrichter hinter die Bande verbannt, kam es noch dicker.

Zunächst kassierte Niklaas Houghton Gelb-Rot wegen Ballwegschlagens (89.), dann legte Dominic Wessels Ahmet Karakaya. Das Foul war unstrittig, doch Jungfermann sagt: "Mehrere Leute am Platz haben gesehen, dass das Foul außerhalb geschieht." So sah es auch sein Keeper Marc Schäpermeier, der erst den Strafstoß von Thorsten Cyllok zum 2:3-Enstand passieren lassen musste, und dann verbal das Ventil öffnete - der dritte Grevener flog vom Platz.

Die anschleßende Rudelbildung erklärt Jungfermann so: "Ich bin auf den Platz gegangen, um meine Spieler zu schützen. Dann ruft der Reckenfelder Torwart 'Greven ist ein Scheißverein', das geht gar nicht." Reckenfelds Trainer Metin Tüfekci, ging auch noch dazwischen, wollte Jungfermann beschwichtigen. "Metin meinte, ich soll seine Spieler nicht anheizen. Das wollte ich nicht, ich habe nur für Gerechtigkeit sorgen wollen..." Unterm Strich, so Jungfermann: "Das alles heute hat meine Mannschaft heute nicht verdient, denn wir haben ein gutes Spiel gemacht."

Verdient hingegen sei die Meisterschaft vom TSV Handorf. "Ich habe versucht, Frank Busch auf seinem Handy zu erreichen, leider geht er nicht ran. Ich werde ihm aber noch persönlich gratulieren."

Reckenfelds Trainer Tüfekci äußerte Verständnis für den aufbrausenden Jungfermann ("er machte in Greven ganz harte Zeiten durch"), trotzdem empfand er die Nullneuner als "schlechte Verlierer: Unseren Spielern sind die Shakehands verweigert worden. Wir hatten eine gelbe Karte, Greven drei Rote. Da muss man sich hinterfragen, wer die Härte ins Spiel gebracht hat."

Für seine eigene Mannschaft, die dank spendabler Sponsoren noch die eine oder andere Hopfenkaltschale vertilgt, freut er sich extrem: "Das war wie Dortmund gegen Malaga mit den späten Toren, das ist die schönste Art und Weise ein Derby zu gewinnen."

SC Greven 09 - SC Reckenfeld     2:3 (1:1)
0:1 Karakaya (6.), 1:1 Fechtel (32.),
2:1 Averweg (55.), 2:2 Glanemann (85./ET),
2:3 Cyllok (90./FE)