Kreisliga A

Passt eigentlich nicht, dieses Bild: Bürens Carl Gründel (m.) lacht. Eigentlich war Arminias Niklas Richter (l.) und Jonas Schmeiduch eher zum Lachen zumute. Fotos: Lehmann

Es rappelt im Karton...


Von Fabian Renger

(16.10.22) Meine Fresse! Was war das denn bitteschön? Ob es ein heißer Ritt gewesen sei, wollten wir von Arminia Ibbenbürens Coach Benjamin Hettwer wissen. Der wirkte nach dem 4:2 (2:0)-Heimsieg im Spitzenspiel über den SV Büren noch völlig mitgenommen. "Ja, das war ein heißer Ritt", sagte er dann. Heiß wurde es indes auch in Bürens Kabine zur Halbzeitansprache...

Doch sammeln wir uns mal allesamt und rollen dieses wilde Match fein säuberlich von von vorne auf. Zur Ausgangslage: Die Bürener hatten einen Pokalfight gegen die SF Lotte in den Knochen. Donnerstags hatte sich der SVB mehr als achtbar aus der Affäre gezogen. Die Arminia startete ohne den privat verhinderten Domenik Breuer und Gerrit Mahmutovic bekam einen 20-minütigen Kurzeinsatz. Er war unter der Woche krankheitsbedingt nicht trainingsfähig gewesen. "Wenn wir ohne zwei Leistungsträger spielen, war unsere Ausrichtung schon wahrscheinlich klar", nahm uns Hettwer mit in sein Playbook. Das Augenmerk der Hausherren lag darauf, tief in der eigenen Hälfte zu stehen und vorne Nadelstiche zu setzen.

Vor der Pause klappte das ganz vorzüglich. Nach einem langen Chipball hinter die Kette machte Ivo Pohl das 1:0 eiskalt weg (11.). Das 2:0 - es war in Bürens Augen nicht unumstritten - entstand vom Elfmeterpunkt. Andi Nagava foulte Philipp Spallek. Arminias spielender Co Jonas Schmeiduch schoss ein (41.). 

Ungemütliche Halbzeit beim SV Büren

Viel passte bei der Arminia bis dato - rein gar nichts beim SVB. Dessen Coach Marcel Czichowski vermisste alles. Bewegung, Körperspannung. Ohne irgendeine Einstellung hätte sich seine Truppe bis dahin präsentiert. "Ich glaube, ich bin ein relativ umgänglicher Mensch. Aber ich hab die Jungs in der Halbzeit richtig zur Sau gemacht", wurde es ziemlich ungemütlich. Taktische Hinweise kniff er sich. Auswechslungen ebenfalls. Sollte seine Startelf die Suppe doch mal selbst auslöffeln. Und ja, das tat sie auch.

"Dann haben die Jungs Vollgas gegeben. Mit der richtigen Körpersprache und der richtigen Einstellung. Das war bis auf ein paar Kontersituationen ein Spiel auf ein Tor", fuhr Czichowski fort. Er hatte die Meinung nicht exklusiv. "Büren hat es dann bedeutend besser gemacht", nickte Hettwer zustimmend. Bei seiner Elf gingen die Körner auch später aus. Doch sie hatte Glück: Denn der SVB schlug sich selbst. Leon Höfner sah für die Beleidigung eines Zuschauers die glatt rote Karte (69.). Es war ein kurzes Vergnügen für Höfner, er war erst nach 58 Minuten ins Spiel gekommen. Genauso wie den zuletzt erkrankten Jeffrey Weber, der vorm Platzverweis das 2:1 erzielt hatte (64.).

Rot für Höfner - Bürens 2:2 zählt aufgrund eines Handspiels nicht

Bei der roten Karte hätte sich Czichowski mehr Fingerspitzengefühl vom Unparteiischen Christoph Lübke erhofft. Die Karte sei maßlos überzogen gewesen, befand Czichowski. Gelb hätte es seiner Meinung auch getan. Auch die Vorgeschichte - es ging um weggeschlagene Bälle - schmeckte ihm nicht. Nun gut: Es gab Rot. Und Büren war einen Mann weniger. Trotzdem erzielte der Gast das 2:2. Es zählte nicht. Weber war nach einem Abschluss mit der Hand am Ball. Diesmal gab's keine Proteste des Gasts.

Doch die Schlussphase wurde nochmal heißer, nochmal wilder. Lübke verwarnte beispielsweise Czichowski noch per Gelb. Und Arminia traf weitere zweimal. Tobias Wennemann (86.) und Niklas Richter schlossen Konter sauber ab (90+1.). Weber verkürzte zwischenzeitlich auf 3:2 (88.). Es war ein kurzer Hoffnungsschimmer.

Hettwer: "Was willst du mehr an einem sonnigen Herbstsonntag?"

"Riesenkompliment an meine Mannschaft. Sie hatte eine riesige Laufbereitschaft, eine richtig gute Zweikampfführung", lobte Hettwer. "Wir haben zu den passenden Zeitpunkten die Tore gemacht, haben leidenschaftlich verteidigt. Es war ein dreckiger 4:2-Sieg, mit dem man wahrscheinlich nicht so gerechnet hat. Jeder neutrale Zuschauer und jeder, der es mit Arminia hält, hat eine geilen Fight gesehen. Was willst du mehr an einem sonnigen Herbstsonntag?"

Naja. Czichowski hätte sich wohl anderes vorstellen können. "Wir haben uns zumindest die Hälfte heute selbst eingebrockt. Die erste Halbzeit war ein grausames Trauerspiel. Wir haben in der zweiten Halbzeit dann all das auf den Platz gebracht, was in der ersten Halbzeit gefehlt hat", ärgerte sich Bürens Übungsleiter ziemlich über den Spannungsabfall nach dem Pokalspiel. "Das zeigt mal wieder, dass wir uns in der Regel häufig selbst schlagen."

Arminia Ibbenbüren - SV Büren 4:2 (1:1)
1:0 Pohl (11.), 2:0 Schmeiduch (41./FE)
2:1 Weber (64.), 3:1 Wennemann (86.)
3:2 Weber (88.), 4:2 Richter (90+1.)
Bes. Vorkommnis: Rote Karte für Bürens Leon Höfner (Zuschauerbeleidigung/69.)

Einen kurzen Tag hatte Bürens Leon Höfner, der nach zehn Minuten Einsatzzeit den roten Karton sah.